Der Fall von Katara
Beispiel diese Sache mit dem AK-47-Nebel. Don Kobayaschy müsste zu diesem Zeitpunkt 77 Terra-Jahre alt sein. Doch die Rechnung stimmt nicht ganz. Wenn ich alle Daten dieser Ungleichung in meine Milchstraßenrechnung miteinbeziehe, müsste Don Kobayaschy trotz alledem erst knapp über sechsundsechzig Jahre alt sein, weil er sich die letzten zehn Jahre angeblich mit dreifacher Lichtgeschwindigkeit fortbewegt haben soll, was ihn zu Licht werden ließ. Da Licht aber bekanntlich nicht altert, kann man die letzten zehn Jahre in Kobayaschys Lebensrechnung vernachlässigen. Ein bisschen wird er aber schon gealtert sein, weil er wenigsten eine gewisse Zeit für die Beschleunigung gebraucht haben müsste. Naja, egal. Wenn sein Leben nicht so turbulent gewesen wäre, wie man sich erzählte, wäre er jetzt wahrscheinlich schon in Rente, würde in einem geriatrischen Luxushotel auf dem dritten Mond von Alpha-Sanatori seinen wohlverdienten Lebensabend verbringen und seine hartgekochten Frühstückseier in den Windschatten stellen, anstatt sich in Schwarzen Löchern herumzutreiben. Doch er wollte es ja nicht anders, und weitere Spekulationen über ihn wären reinster Wahnsinn.“
Erek hatte genug über Don Kobayaschy gehört und loggte sich aus dem System aus. Er realisierte die riesige Maschine vor sich. Zardosch erschien wie aus dem Nichts und stand neben ihm. Er hatte einen Gesichtsausdruck, den er nur von Männern kannte, die zu allem bereit waren.
„Und? Hast du genug Informationen bekommen?“, fragte Zardosch.
„Ich denke schon. Und du?“
„MUTTER hat mir gesagt, dass die Abwehrspionage aus Negidu beobachtet hat, wie katarische Spezialeinsatzkräfte direkt nach uns in die Gaststätte eingedrungen sind und Rabulio entführt haben. Die Überwachungsanlage des Supra-Kontrollsystems hat zwei Agenten vom Heimatschutz in einem katarischen Silberpfeil ausgemacht, die in Gnomopolis die Straßen unsicher machen und überall herumschnüffeln. Dreimal darfst du raten, wer am Steuer sitzt“
„Frau Alonis?“, antwortete Erek.
„Richtig. Was meinst du? Ist sie jetzt verrückt geworden?“
„Ich glaube, sie will die Konfrontation.“
„Das schätze ich auch. Und was wollen wir?“
„Am besten von hier verschwinden, oder?“, schlug Erek vor.
„MUTTER hat mir einen Plan aufgezeigt, wie wir rechtzeitig von hier wegkommen und uns aus Gnomopolis herausschleichen können, wenn wir Frau Alonis nicht unbedingt begegnen wollen. Wir können momentan auch nichts anderes machen, solange die Mitglieder des Hohen Rates von Nigidu ihr Mittagsschläfchen halten, und das hängt davon ab, wie stark die Verdauungspfeife war, die sie nach dem Essen geraucht haben. Du solltest wissen, dass sie schon sehr alt sind und erst am späten Nachmittag wieder erwachen, wenn es etwas kühler geworden ist“, sagte Zardosch, als sie zum Ausgang liefen. In der Umkleidekabine angelangt, entledigten sie sich der Schutzkleidung und gaben alles in die Reinigung. Anschließend gingen sie wieder durch mehrere Schleusen, bis Zardosch im letzten Gang seine Tasche und sein Waffenarsenal von bionischen Armen ausgehändigt bekam. Der Silberpfeil wartete geduldig auf dem Parkplatz.
Als Zardosch den gedanklichen Befehl erteilte, sprang das Licht des Fahrzeugs an, und die Türen öffneten sich. Sie stiegen ein, schnallten sich an und schwebten in den Ausgang hinein. Dann gab Zardosch Schub und düste an der Grenze zur erlaubten Höchstgeschwindigkeit durch die Röhre den ganzen Weg zurück, den sie gekommen waren, bis sie wieder an der Stelle waren, an der sich der Eingang zum Computersystem befand. Zardosch schlug aber diesmal einen anderen Weg ein und flog durch mehrere Schächte die Himmelswand weiter nach oben. Er nahm die alte Route, die schon von den Kolostraten angelegt worden war. Die Strecke wurde aber schlecht instand gehalten, sodass das Magnetfeld immer wieder Feldstärkeschwankungen unterlag. Der schwere Silberpfeil sackte oft ab, sodass sie Angst haben mussten, an irgendetwas hängen zu bleiben.
Das Supra-Kontrollsystem stieß hier an die Grenzen der Nachjustierung, was die Sache ziemlich holprig und ungemütlich werden ließ. Auch stieg die Temperatur im Gipfelbereich von Ur-Gnomopolis stark an, da die Wärme der Stadt nach oben stieg und das Klimasystem überlastete. Aus diesem Grund gab es nicht von ungefähr in den Stockwerken ab dreitausend Meter Höhe Probleme mit der Supraleitung der Magnetschwebebahn, die eine gewisse Kühlung brauchte,
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