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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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einem Knall aus dem Auspuff eröffnete Zardosch das Antriebsfeuer und beschleunigte den Silberpfeil mit enormer Wucht.
    „Und zweitens?“, fragte Erek, dessen Körper fest in den Sitz gedrückt wurde.
    „Zweitens jagen wir den ganzen Vorrat an Hanföl aus dem Auspuff heraus, sodass sich die Zwergstraße mit Abgasen füllt, was ein Verfolgen erschwert. Wenn wir Glück haben, geben die Rauchmelder Alarm und die Sprinkleranlage aktiviert sich. Ich hoffe, Frau Alonis hat einen Regenschirm dabei“, antwortete Zardosch und gab weiter Schub.
    Und da war sie wieder, diese außerordentlich nervenzehrende Geschwindigkeit, mit der Zardosch durch die Höhlenstraße flog. Er war aber allen Unkenrufen zum Trotz ein sehr sicherer Fahrer, der das Riesenzwergsystem perfekt beherrschte.
    Sie fuhren am Rande des Wahnsinns sehr knapp an scharfen Felsvorsprüngen und blinkenden Signallampen vorbei. Erek drehte sich immer wieder um und beobachtete den rückwärtigen Raum. Zardosch flog rasant eine Spiralstraße abwärts. Nach der fünften und letzten Kurve, bremste er ruckartig auf null herunter. Ereks Körper wurde in den Sicherheitsgurt gepresst, wobei etwas Gehirnmasse hin- und herschwappte.
    Dann gab Zardosch für zehn Sekunden lang Vollgas im heulenden Leerlauf, wodurch sich dichte Hanfölrauchschwaden nach oben in die Spiralstraße ausbreiteten. Sobald Zardosch den ersten Gang eingelegt hatte, düste der Silberpfeil wieder weiter, während eine Sirene aufheulte, weil der Feueralarm ausgelöst worden war. Die Sicherheitsschleusen der Spiralstraße fuhren herunter und trennten die Verkehrsverbindung zu den anderen Straßen ab, um eine Ausbreitung des vermeintlichen Feuers zu verhindern. Plötzlich setzte die Sprinkleranlage überall auf der Etage ein.
    Zardosch tastete sich vorsichtig durch den Regen, weil er keine Scheibenwischer hatte. Infolgedessen wurde die Sicht immer verwaschener. Die Spezialkontaktlinsen gaben zu verstehen, dass der katarische Silberpfeil von der Hauptverkehrsader abgeschnitten war. Frau Alonis musste entweder einen Umweg einschlagen oder die kompakte Schleuse zerstören. Den integrierten Schneidbrenner ihres Silberpfeils konnte sie nicht zum Einsatz bringen, da die Sicht zu schlecht war, und um Raketen abzufeuern, war sie nicht weit genug vom Einschlagort entfernt. Sogar Schnellfeuersalven wären wegen der vielen Querschläger auch zu gefährlich. Also musste sie auf herkömmlichen Plastiksprengstoff zurückgreifen, wenn sie die Schleuse zerstören wollte.
    Eine Viertelstunde später konnten Zardosch und Erek einen lauten Knall hören, dessen Schallwellen durch die Zwergstraßen hallten. Zardosch erkannte den Ernst der Lage und erhöhte trotz schlechter Sicht die Geschwindigkeit. Er hoffte, dass die Spezialkontaktlinsen nicht versagten. Frau Alonis ließ sich nicht so leicht abschütteln und nahm die Verfolgung wieder auf. Zardosch versuchte, alles aus seinem Flugzeug herauszuholen, aber stieß an die technischen Grenzen, sodass der katarische Silberpfeil nach einiger Zeit aufholen konnte.
    „Sie will es also nicht anders“, sagte Zardosch grimmig und hatte eine Idee. Er schaltete alle Flugzeuglichter aus und die Tarnfunktion an, obwohl er wusste, dass dieser Vorgang viel Treibstoff verbrauchte. Vielleicht mussten sie dann den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen und die ausgebrannte Maschine stehen lassen. Aber das war ihm egal. Zardosch behielt ein scharfes Auge auf die Straße und das andere im Rückspiegel der Spezialkontaktlinsen. Er erkannte, dass der Feind immer näherkam und nur noch einen halben Kilometer zwischen ihnen lag. Die Situation wurde sehr bedenklich. Er schaltete den Brennstoffzellenmotor aus, sodass Frau Alonis sich nicht mehr an seinem Treibstofffeuer orientieren konnte. Sie glitten unsichtbar weiter, ohne geortet zu werden. Dann kam der katarische Silberpfeil immer näher.
    Zardosch verlangsamte abrupt seine Geschwindigkeit und manövrierte blitzschnell in eine Parkbucht hinein, wo der yakkische Silberpfeil sofort zum Stehen kam. Dort harrten die beiden wollmäuschenstill aus. Sie hörten nur noch in weiter Ferne die Staubratten leise husten. Frau Alonis fuhr an ihnen vorbei, weil sie weder auf dem Radar noch auf freie Sicht irgendetwas erkennen konnte. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Sie schaltete die Tarnfunktion ihres Silberpfeils aus, aktivierte das Infrarotsuchgerät und stellte fest, dass sie zu spät reagiert hatte und an den beiden vorbeigeflogen sein

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