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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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wird?«
    »Es ist genug, Kend!« sagte Argur von Solth scharf und erhob sich halb in seinem Thron. Er schnippte mit den Fingern und befahl: »Man bringe die beiden Caer für die Gegenüberstellung mit den Gefangenen.«
    Mythor merkte Sadagars fragenden Blick und zuckte als Antwort nur mit den Achseln. Er wusste ebensowenig wie der Steinmann, was hier eigentlich vor sich ging. Aber er sah der Gegenüberstellung mit den Caer ruhigen Gewissens entgegen. Man konnte ihnen alles mögliche vorwerfen, aber nicht, dass sie mit den Caer paktierten.
    Unter den Piraten entstand wieder eine Bewegung, als die Wachen sich einen Weg durch die Umstehenden bahnten. Mythor sah dem Auftauchen der Gefangenen ohne große Erwartung entgegen. Umso überraschter war er, als auf einmal Coerl O'Marn und Nyala von Elvinon vor den Thron traten.
    O'Marns schulterlanges, angegrautes Haar war wirr und blutverkrustet, an der linken Schläfe hatte er eine Schramme. Sonst wirkte er unverletzt, sein Gang war aufrecht, sein Schritt fest. Den Helm mit dem Federbusch hatte er abgenommen und trug ihn unter dem Arm. Nyala an seiner Seite wirkte dagegen abwesend, was Mythor darauf zurückführte, dass sie sich noch nicht ganz von der Beeinflussung durch Drundyrs Dämon erholt hatte.
    Als O'Marn ihm das Gesicht zuwandte, hielt Mythor für einen Moment den Atem an. Aber in den grauen, kalten Augen des Ritters zeigte sich kein Erkennen. Mythor atmete auf. O'Marn schien die Situation begriffen zu haben, denn er schenkte auch Sadagar und Kalathee keine weitere Beachtung.
    »Bei Caers Blut!« schleuderte O'Marn dem prunkvoll gekleideten Argur von Solth entgegen. »Was fällt euch räudigen Piraten ein, wie Wegelagerer über einen Ritter der Caer herzufallen, der euch die unverdiente Ehre erweisen will, eurer Stadt einen Besuch abzustatten? Das wird noch Folgen haben. Für jeden meiner Leute werden hundert von euch fallen.«
    »Ich bedaure zutiefst, was vorgefallen ist«, sagte Argur von Solth, »aber es lässt sich nicht mehr ungeschehen machen. Ich baue doch sehr auf deine Nachsicht und hoffe, dass du uns den bedauerlichen Irrtum verzeihst. Da uns dein Besuch nicht angekündigt wurde, nahmen meine Leute an, dass ihr euch auf Schleichwegen Zugang nach Thormain verschaffen wolltet.«
    »Das hat der Ritter Coerl O'Marn nicht nötig«, sagte O'Marn würdevoll.
    »Du bist der wackere Coerl O'Marn?« staunte Argur von Solth, aber in seiner Stimme lag nicht nur Hochachtung, sondern auch ein lauernder Unterton. »Wenn du nach Thormain geschickt wurdest, so muss das einen bedeutungsvollen Grund haben. Willst du ihn uns nicht nennen?«
    »Ich bin nicht in einer besonderen Mission unterwegs, sondern wollte Thormain einfach einen Besuch abstatten«, antwortete O'Marn.
    »Ohne dich der Lüge bezichtigen zu wollen, muss ich das doch bezweifeln, edler Ritter«, sagte Argur von Solth. »Caer befindet sich im Kriegszustand, und da soll ein Kämpfer wie du die Muße haben, seinen persönlichen Launen nachzugeben?«
    »Wenn du mir nicht glaubst, was glaubst du denn?« erkundigte sich O'Marn.
    »Kennst du diese Frau?« wollte der Herrscher von Thormain wissen und hob Kalathees Hand.
    »Nein, ich habe sie noch nie gesehen«, antwortete O'Marn.
    »Und diese beiden Männer?« fragte Argur von Solth und deutete auf Mythor und Sadagar.
    O'Marn drehte sich langsam um und betrachtete Sadagar und Mythor eingehend. Mythor erwiderte seinen Blick und versuchte in seinen Augen zu lesen, aber sie waren ausdruckslos. O'Marn wandte sich wieder Argur von Solth zu und sagte: »Mit solch heruntergekommenen Leuten pflege ich keinen Umgang.«
    »Vielleicht würdest du sie eher kennen, wenn sie caerische Kriegerkleidung trügen«, mischte sich da Kend ein. Er trat vor den Ritter hin und fuhr fort, bevor ihm Argur von Solth das Wort verbieten konnte: »Diese Leute sind als Musikanten gekommen, aber keiner, der sie hörte, nahm ihnen ab, dass sie das wirklich seien. Sie fielen zudem durch ihr neugieriges Benehmen auf, so dass sie eigentlich nur Spione sein können. Dein Erscheinen hat schließlich den letzten Beweis erbracht. Denn ohne Zweifel habt ihr euch verabredet, und du wolltest von deinen Spionen hören, was sie inzwischen in Erfahrung gebracht haben.«
    »Auf diese Beleidigung kann es nur eine Antwort geben!« rief Coerl O'Marn zornig und griff nach seinem Schwert. Dass man ihn nicht entwaffnet hatte, zeugte deutlich davon, dass man seine Ritterwürde achtete. Aber da O'Marn tätlich werden

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