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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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erwarten hatte.
    Bei diesen Überlegungen kam Mythor ein Gedanke, der ihm jedoch selbst als zu abwegig erschien: Hatte Coerl O'Marn seine Leute vor Thormain absichtlich geopfert, um alle Zeugen loszuwerden? Die Antwort darauf konnte nur der Ritter selbst geben, aber der würde schweigen.
    Mythor spürte, wie ihn das bleierne Gewicht seines Körpers unter Wasser zog. Seine Arme und Beine waren schon so steif, dass er sie kaum mehr bewegen konnte. Er schluckte Wasser und schlug verzweifelt um sich, um wieder aufzutauchen.
    Kaum bekam er den Kopf über Wasser, da fiel etwas auf ihn. Ein weiches, nachgiebiges Etwas traf ihn auf den Kopf, und sofort griff er danach.
    Es war ein Seil!
    Das Wunder, auf das er gehofft hatte? Oder steckte nur eine Gemeinheit der Piraten dahinter? Mythor zog an dem Seil, bis es sich gestrafft hatte. Als er nach oben blickte, sah er, dass sich einige Schatten über den Brunnenrand beugten. Eine Stimme rief ihm irgend etwas zu, das er jedoch nicht verstehen konnte.
    Mythor versuchte, sich an dem Seil hochzuziehen. Aber er hatte dazu nicht mehr die Kraft. Er war froh, sich überhaupt daran festhalten zu können.
    Da ging ein Ruck durch das Seil. Es wurde nach oben gezogen, und Mythor glitt daran aus dem Wasser. Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte hielt er sich an dem Seil fest, während dieses langsam immer höher gezogen wurde. Ein kalter Lufthauch strich über seinen Körper und ließ ihn erschauern. Jetzt wurde er sich noch mehr der Kälte bewusst, die sich bis tief in seine Knochen gefressen hatte.
    Endlich erreichte sein Kopf den Brunnenrand. Hilfreiche Arme streckten sich nach ihm aus, bekamen ihn an den Schultern zu fassen und holten ihn endgültig ins Freie.
    Er spürte die Wärme eines rauen Stoffes, den man um ihn wickelte. Mythor wurde völlig darin verpackt, so dass er überhaupt nichts sehen konnte. Aber das war ihm egal. Er fühlte sich geborgen, er war dem nassen Tod entronnen.
    Die Unbekannten hoben ihn hoch und trugen ihn. Nach einer Weile wurde er abgesetzt und aus der wärmenden Decke gerollt. Für einen Moment blendete ihn flackernder Feuerschein, und dann strich eine wohlig wärmende Woge über seinen Körper dahin. Vor ihm brannte eine offene Feuerstelle, um die einige vermummte Gestalten kauerten und standen. Sie trugen Kapuzen mit Augenschlitzen. Die Kutten reichten bis zum Boden herunter, so dass nicht einmal ihre Zehen hervorragten. Die Hände hatten sie in den weiten, losen Ärmeln versteckt.
    »Ausziehen, warm!« sagte eine kehlige Stimme. Mythor wurde sofort an jene Unbekannten erinnert, die er bei seinem ersten Vorstoß in die Unterwelt getroffen hatte und die Yargh Mainer als Aurogaer und Aussätzige bezeichnete.
    Jemand warf ihm eine Kutte zu, und Mythor entledigte sich schnell seiner nassen Kleider. Dabei fragte er: »Kennt ihr mich noch? War jemand dabei, als ich einige von euch traf? Ich habe gesagt, dass ich den thormainischen Brunnen suche. Und ihr nanntet mir einen Namen. Wamdon! Ist einer von euch Wamdon?«
    Die Vermummten schwiegen. Mythor schlüpfte in die Kutte, ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass sie wahrscheinlich von einem Aussätzigen stammte. Als er den Kopf durch den Halsausschnitt steckte, stellte er fest, dass sich die Vermummten immer noch nicht rührten.
    »Seid ihr denn keine Aurogaer?« fragte Mythor. »Kennt ihr Wamdon nicht?«
    »Doch«, sagte da eine helle Stimme aus dem Hintergrund. Eine vermummte Gestalt trat in den Kreis, die kleiner war und zierlicher wirkte als die anderen. »Wamdon ist unser Anführer. Und wir kennen dich. Wir sind froh, dass wir dir helfen konnten.«
    Mythor sah, wie sich der Arm des Vermummten hob und eine schmale Hand den Zipfel der Kapuze packte und diese lüftete.
    Darunter kam das Gesicht eines Mädchens zum Vorschein. Unter der Kapuze quoll dichtes, halblanges Haar hervor, das im Feuerschein rötlich schimmerte. Das Gesicht des Mädchens war makellos. Die großen grünlichen Augen blickten Mythor sanft an, der Mund mit den vollen Lippen lächelte.
    »Ich bin Royna«, sagte das Mädchen. »Und außer Wamdon die einzige unserer Gemeinschaft, die Gorgan einwandfrei beherrscht. Ich bin keine Aurogaerin, sondern stamme aus Thormain. Wenn es sich ergibt, werde ich dir meine Geschichte erzählen. Aber unterhalten wir uns zuerst über dich. Bist du der Sohn des Kometen?«
    Mythor verschlug es ob dieser Frage die Sprache. »Wie. wie kommst du darauf?« fragte Mythor verblüfft, als er sich wieder gefasst

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