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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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hast. Und daran habe ich dich erkannt. In den Schriften steht auch, dass eine Reihe von Abwehrmaßnahmen gegen das Vordringen des Kometensohns vorbereitet wurden und die Riesen sich selbst als Wächter zur Verfügung stellten. Aber seit damals muss unendlich viel Zeit vergangen sein. Die Ureinwohner sind verschwunden, auf den Trümmern ihrer Wehr entstand Thormain. Die Gefahren, die hier einst lauerten, sind nur noch Legende. Nur der Brunnen hat die Zeiten wirklich überdauert.«
    Wamdon machte wieder eine Pause. Mythor wartete eine Weile ab, aber als der Aurogaer nicht weitersprach, fragte er: »Und welches Geheimnis der Brunnen birgt, steht nicht in den Schriften?«
    »Doch, aber nichts Genaues«, antwortete Wamdon.
    »Es heißt, dass tief im Brunnen ein Stein verborgen liege, der einst vom Himmel fiel. In diesem Himmelsstein sei das Geheimnis eingeschlossen, das nur der Sohn des Kometen enträtseln könne. Alles Weitere liegt nun an dir, Mythor.«
    »Dann muss ich in den Brunnen hinabsteigen«, sagte Mythor. »Aber wie soll ich das bewerkstelligen? Ich würde wie schon beim erstenmal Gefahr laufen zu ertrinken.«
    »Wir können dir helfen«, sagte Wamdon.
    Mythor blickte den Aurogaer hoffnungsvoll an und fragte: »Besitzt du magische Kräfte, Wamdon?«
    »Nein, ich habe keine Beziehung zum Übernatürlichen. Aber dafür kann ich mir die Gesetze der Natur zunutze machen. Ich will dir nicht verhehlen, dass wir selbst schon versucht haben, das Geheimnis des Brunnens zu erforschen. Für diesen Zweck habe ich eine Vorrichtung gebaut. Aber bis jetzt sind alle Versuche gescheitert. Komm mit, Mythor, meine Leute müssten inzwischen die Glocke ins Freie geschafft haben.«
    Wamdon erhob sich. Mythor blickte zu Royna. Diese schenkte ihm ein Lächeln und bot ihm ihre Hand. Mythor ergriff sie und folgte mit ihr dem Anführer der Aurogaer.
    Sie kamen durch einen langen Flur ins Freie, und Mythor fand sich auf dem Platz mit dem Brunnen wieder. Von dem flackernden Schein der offenen Feuerstelle war hier nichts zu sehen.
    »Was ist denn das?« rief Mythor beim Anblick des seltsamen, mannsgroßen Gebildes aus, das neben dem Brunnen auf einem halben Dutzend Rundhölzern stand.
    »Die Glocke, mit der man in den Brunnen tauchen kann«, erklärte Wamdon nicht ohne Stolz.
    Die Vorrichtung hatte wirklich eine gewisse Ähnlichkeit mit einer riesigen Glocke. Sie war jedoch nicht aus Metall gegossen, sondern bestand aus einem hölzernen Gestell, das mit dicken Häuten überzogen und mit einer Teerschicht bestrichen war. An der oberen Rundung befand sich ein eiserner Ring, an dem die Vermummten gerade ein dickes Tau befestigten. Sie überprüften den Knoten, indem sie sich gegen die Glocke stemmten und mit vereinten Kräften zogen. Erst danach warfen sie das Tau über die Winde und hievten die Glocke hoch.
    Mythor erkannte nun, dass die Glocke unten offen und innen hohl war. Zwei Holzbalken stützten an der unteren Öffnung den Rahmen, und über die Stützbalken war ein Sitzbrett genagelt.
    »Damit soll man in den Brunnen gelangen können?« fragte Mythor ungläubig.
    »Die Glocke ist abgedichtet, es kann kein Wasser eindringen«, erklärte Wamdon.
    »Aber unten ist sie offen!« gab Mythor zu bedenken.
    »Von unten kann das Wasser die Luft nicht verdrängen und also nicht in die Glocke eindringen«, behauptete Wamdon, und als er Mythors zweifelnden Blick sah, fügte er hinzu: »Das hat nichts mit Magie zu tun. Du kannst mir vertrauen, wir haben die Glocke schon ausprobiert. Allerdings, und das darf ich dir nicht verschweigen. haben bei den Versuchen zwei meiner Leute den Tod gefunden. Aber ich habe die Glocke verbessert.«
    Mythor sah zu, wie die Vermummten nun, da die Glocke von der Winde in den Brunnen hing, eiserne Gewichte am unteren Rand befestigten.
    »Warum tun sie das?« wollte Mythor wissen.
    »Damit die Glocke schwer genug ist, um sinken zu können«, erklärte Wamdon. »Meine Leute werden solange Tau nachlassen, wie die Glocke sinkt. Wenn du aufsteigen willst, dann wirfst du Gewichte ab. Dadurch hebt sich die Glocke, und wenn das Tau nicht mehr straff ist, holen es meine Leute ein. Du kannst dann wieder hochkommen. So einfach ist das.«
    Mythor biss sich auf die Lippen. So einfach, wie es sich aus Wamdons Mund anhörte, war es gewiss nicht, aber er wollte das Geheimnis des Brunnens ergründen, und da musste er auch ein Wagnis auf sich nehmen. »Ich werde es versuchen«, sagte er, wie um sich selbst Zuspruch zu geben.
    Er schwang

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