Der Fall Zamar (German Edition)
er einen Aktenkoffer.
„Guten Tag, mein Name ist Robert Simon“, sagte er, als er an den Empfangstresen trat. Vornehm und leise sprach Daniel Monroe weiter: „Ich komme aus dem Büro des Vizegouverneurs, Mister Edward Baker. Ganz dringend muss ich eine Unterhaltung mit Mister John Pearson führen. Außerdem habe ich ein wichtiges Dokument zu überbringen. Ob Sie wohl die Freundlichkeit hätten, mich bei ihm anzumelden?“
Der gleiche Wachmann, der eine halbe Stunde zuvor erst den Techniker der Firma Elpansuc in das Gebäude ließ, überlegte kurz, um ihn dann zu fragen: „Haben Sie eine Anmeldung?“
„Nein, natürlich nicht.“ Ein wenig Entrüstung sollte durchklingen. „Das war eine dringende Sofortentscheidung des Vizegouverneurs des Staates Georgia. Ohne viel Aufsehen sollte ich hierhereilen.“
Sollte doch die Sekretärin entscheiden, ob sie ihn sehen möchte oder nicht, dachte der Wachmann. So nahm er das Telefon in die Hand, wählte nur eine Taste und erreichte die Vorzimmerdame. Er erklärte ihr den Besucher mit seinem Anliegen. Kurz lauschte er und legte dann auf.
„Einen Moment bitte. Mein Kollege bringt Sie in das Vorzimmer.“
Daniel nickte lächelnd. „Sehr gern.“ Beim Warten rückte Monroe sich seine Brille immer wieder auf der Nase zurecht. Mit einer Creme hatte er die sichtbaren Stellen der Haut aufgehellt. So veränderte er nicht nur seine Erscheinung, sondern ging besser als Büroangestellter durch, da diese für gewöhnlich weniger Sonne sahen als Straßenarbeiter. Als er sich von Madea verabschiedete, war sie von seiner Verwandlung völlig fasziniert. Er hatte sich zu einer Person entwickelt, die Schwiegermütter zu gern an ihrer Seite wüssten.
Fünf Minuten später stand er im Zimmer von Pearsons Sekretärin, welches sich in der dritten Etage befand. Monroe schätzte das Alter der Vorzimmerdame auf etwa 40 Jahre. Mit ihren zusammengebundenen langen Haaren, dem engen kurzen Rock und der knappen Bluse erschien sie sehr attraktiv. Sie erhob sich hinter ihrem Schreibtisch.
„Was kann ich für Sie tun?“
Da Madea trotz Nachfrage nicht genau herausbekam, ob Pearson zu dieser Zeit im Haus weilte oder nicht, hatte sich Daniel zwei Situationen in seinem Kopf zurechtgelegt, entweder er konnte direkt mit Pearson sprechen und indirekt heraushören, ob er mit Baker etwas zu tun hat, oder, falls der Chef der Firma nicht anwesend war, musste er die Sekretärin in ein Gespräch verwickeln und wichtige Informationen herausfiltern.
„Guten Tag, mein Name ist Robert Simon. Ich würde gern Mister Pearson sprechen.“
„Nun, das wird schwierig, denn er ist gerade nicht im Haus.“ Die Frau musterte Mister Simon von oben bis unten und zeigte sich sehr angetan von seiner Erscheinung. Selten hat sie so einen sportlichen Körper in solch einem Anzug gesehen.
„Also das ist natürlich jetzt nicht so toll, Miss Paine.“ Daniel hatte den Namen auf dem Schreibtischaufsteller gelesen. „Ich weiß ja selbst, dass der heutige Nachmittag eine recht ungünstige Zeit ist, aber der Vizegouverneur war wohl der Auffassung, dass ich Mister Pearson jetzt antreffen werde, denn er hat mich mit einem wichtigen Dokument betraut, welches ich ihm überbringen soll.“ Daniel schob seine Brille zurecht.
„Was machen wir denn jetzt?“ Miss Paine lächelte ihn an.
Das war sehr entgegenkommend von ihr, dachte sich Daniel, so konnte er sie besser um den Finger wickeln. Er beugte sich zu ihr ran und sprach leise: „Mister Baker sagte, es sei dringend und es sollten keine Telefonate mehr geführt werden. Ich weiß ja nicht, was das zu bedeuten hat, aber es klingt sehr eigenartig, finden Sie nicht auch?“
„Durchaus.“ Die Sekretärin gab sich nachdenklich und sagte dann auch ruhiger: „Ich wüsste auch nicht, wie man das deuten soll. Aber die Chefs haben eben manchmal Geheimnisse. Sie können doch das Dokument auch hier bei mir lassen.“
„Um Gottes Willen, ich soll es nur persönlich an Mister Pearson überbringen.“ Daniel zog die Aktentasche an seine Brust, so, als wolle die Sekretärin ihm die Mappe jeden Moment entreißen. Er musste noch ein paar Floskeln einbringen, damit das Gespräch nicht abriss. „Mister Baker hat außerdem noch gesagt, dass die Lage schwieriger geworden ist und man vorsichtiger agieren sollte.“
Miss Paine schaute ihn schief an. „Hm.“
Daniel spekulierte, er wusste natürlich nicht, ob es die Verbindung zwischen Pearson und Baker gab und wenn ja, ob die Sekretärin
Weitere Kostenlose Bücher