Der Fall Zamar (German Edition)
müssten wir intensiver in die Buchhaltung eintauchen“, meinte Daniel. „Das könnte Tage dauern. Außerdem bräuchten wir dafür einen Durchsuchungsbeschluss und Pearson wäre gewarnt. So ohne Weiteres werden die uns nicht in die Bücher schauen lassen. Könnten wir aber auf unsere Liste mit den großen Fragezeichen setzen.“
„Hast du in dem Büro von dem Kerl oder in dem Büro seiner Sekretärin irgendetwas entdeckt, wie der Vizegouverneur in der Sache mit drin steckt?“, fragte Madea weiter.
Daniel schüttelte nachdenklich den Kopf. „Da war nichts. Es herrschte eine gewisse Ordnung im Raum, die darauf schließen lässt, dass er bewusst darauf achtet, um nur keine Hinweise auf seine illegalen Geschäfte zu hinterlassen. Es lagen keine wichtigen Papiere rum, einzig und allein drei Spendenanfragen für humanitäre Organisationen.“
„Und bei der Sekretärin?“, bohrte Madea weiter.
„Ich glaube, die weiß nichts von seinen illegalen Geschäften, zumindest weiß sie nur, dass Baker und Pearson öfter zusammen angeln gehen.“
„Die beiden gehen angeln?“, fragte Malcolm sehr verwundert. „Liegen wir etwa falsch, und es ist nur eine reine Männerfreundschaft?“
„Ein wenig merkwürdig ist das schon, würde man den beiden Herren nicht zugestehen. Man weiß wohl nie, wie jeder tickt“, sagte Daniel. „Aber bei solch einem Angelausflug kann man sich auch hervorragend unterhalten.“
„Wie sieht es mit dem Transport aus?“ Malcolm brachte den nächsten Gedankenansatz.
„Das ist gut.“ Madea war jetzt voller Energie. „Wie bringt Pearson seine Produkte zu den Kunden?“
„Meinst du jetzt die legalen oder die illegalen?“, fragte Daniel.
„Bestimmt sollten wir über beide nachdenken“, meinte der Computerexperte.
Sobald die Rüstungsware unseren Kontinent verlassen soll, denke ich, wird sie mit einem Schiff transportiert. Oder liege ich da falsch?“
„Also müssten wir sämtliche Häfen überprüfen“, sagte Daniel bestimmend. „Das kommt auf unsere Liste mit den Fragezeichen. Malcolm, vielleicht kannst du diese Aufgabe morgen im Büro angehen. Ah, morgen ist ja Samstag. So ein Mist.“
„Na mal sehen, was ich tun kann. Das werde ich schon hinbekommen.“
„Auf jeden Fall sollten wir mit diesen Bildern weitermachen.“ Madea betrachtete das nächste Foto, welches auf dem Bildschirm erschien. „Wir finden bestimmt noch etwas. Was lag denn bei der Vorzimmerdame auf dem Schreibtisch?“
„Eigentlich nur Briefe an Wohltätigkeitsorganisationen oder Verhandlungen mit neuen Partnern.“
„Lag nicht irgendwo ein Schreiben über die nächsten Lieferungen von fertiggestellten Produkten?“, hakte Madea nach.
Daniel schüttelte den Kopf. „Nein. Das wird bestimmt in einem anderen Büro sein.“
Sie schauten sich weiter die Fotos an. Da standen ominöse Skulpturen in den Regalen neben eingerahmten Fotografien, auf denen meist nur Pearson mit einer älteren Dame zu sehen war. Womöglich ist es seine Mutter. Diese Selbstherrlichkeit Pearsons auf den Fotos lässt erahnen, mit welchen Charakterzügen die drei es bei diesem Menschen zu tun bekommen könnten. An manchen Stellen mutete die Einrichtung recht skurril an, alles erschien zwar sehr modern, aber es passte einfach für den gediegenen Betrachter nicht zusammen. Aus der wilden Mischung der Gemälde, vom biederen Stillleben über ein Aquarell einer nackten Schönheit bis hin zu einem Pop-Art-Acrylbild ließ sich erkennen, dass Pearson in Hinsicht auf geschmackvolles Einrichten seines Büros völlig talentfrei war. Daraus konnte Daniel allerdings auch schlussfolgern, dass Pearson durchaus kritikresistent war und sich nicht unbedingt auf Vorschläge von anderen einließ. Ein Innenarchitekt würde solch eine Diskriminierung eines lichtdurchfluteten Raumes niemals zulassen.
„Halt, Moment mal.“ Daniel vergrößerte das eine Foto. „Jetzt fällt mir ein, dass auf vier Gemälden einige Zahlenkombinationen standen. Das ist recht eigenartig. Die sind mit Hand winzig klein auf ein vielleicht teures Kunstwerk geschrieben. Das war eigenartig.“
„Zeig mal her.“ Malcolm schaute genauer hin. „Meinst du das hier unten in der Ecke?“
„Ja, diese Zahlenkolonne.“
„Dieses Notierte könnte etwas bedeuten.“ Malcolm kratzte sich nachdenklich am Kopf.
„Nun“, sagte Madea, „wenn sich jemand sehr viel merken muss, weil es aufgeschrieben zu gefährlich wäre, dann muss man sich komplizierte Dinge eben doch aufschreiben,
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