Der Fall Zamar (German Edition)
geschrieben, was aus ihnen geworden ist, was sie jetzt machen. Natürlich habe ich mir auch gleich die Frage gestellt, warum sie diese Artikel versteckt? Wenn sie diese Sachen als Erinnerung aufheben möchte, kann sie die Zeitungen doch ganz normal in einen Schrank legen.“
„Das heißt also, niemand soll von ihren schrecklichen Erlebnissen erfahren“, warf Thompson ein. „Aber warum soll niemand davon erfahren?“
Daniel wollte seine Gedanken nicht laut aussprechen. Da beantwortet Thompson die Frage selber: „Womöglich möchte sie heimlich Rache an den ehemaligen US-Soldaten nehmen.“
Alle nickten bedächtig.
14.
Madea konnte sich nicht richtig konzentrieren, immer wieder musste sie sich ermahnen, dem Vortrag des Professors zu folgen. Doktor Mayland referierte über Diabetes. Maggie saß neben Madea und kritzelte fleißig etwas auf ihren Notizblock. Der große Hörsaal war voll besetzt, sie saßen in der vorletzten Reihe auf den äußeren Plätzen.
Der Gedanke ließ sie nicht los, es war jemand in ihrem Zimmer gewesen. Irgendjemand hat die Tür gewaltlos aufbekommen und den Raum danach auch wieder spurlos verlassen. Oder war das der Hausmeister? Er hat zumindest einen Schlüssel, wie für jede andere Wohnung auch. Aber Madea glaubte nicht an diese Version, denn der Laptop wurde angeschaltet und die Zeitungsausschnitte herausgeholt. Nie hätte sie gedacht, dass das mit dem zurechtgelegten Haar funktioniert. Jetzt gab es Gewissheit. Eines hatte sie sofort erkannt: dass der Fremde ein Profi gewesen sein musste, denn alles lag und stand fein säuberlich an seinem Platz, also schloss sie den Hausmeister aus. Die halbe Nacht lag sie wach und quälte sich mit der Frage, von welcher staatlichen Behörde sie überwacht wurde. Das konnte auch nur mit den beiden toten Ex-Soldaten zu tun haben. Wahrscheinlich überprüfte man alle irakischen Frauen in den USA, und irgendwer brachte den Namen Zamar mit den beiden Toten in Verbindung. Und wer diese Zeitungsartikel unter dem Schrank auch gelesen hat, fand sich in dieser Annahme auch noch bestätigt, dass es einen Zusammenhang mit den beiden Ermordeten gab. Madea ärgerte sich jetzt, sie hätte die Ausschnitte doch vernichten sollen. Wurde sie dadurch verraten? Wird sie jetzt ihren Plan nicht mehr verfolgen können? Es erschien ihr eigentlich nun wahnwitzig, denn sie wird jetzt höchstwahrscheinlich verdächtig, diese beiden erschossen zu haben. Nun, sie hatte es vorgehabt, aber getan hat sie es nicht.
Warum hat sich die Polizei noch nicht bei ihr gemeldet, sie zur Vernehmung eingeladen? Das kann nur eines bedeuten: dass die Ermittler sich über ihre Person nicht sicher sind, nicht genügend Beweise haben. Können sie auch nicht, denkt sich Madea, wie auch, denn sie war es nicht. Welches Alibi hatte sie eigentlich zur Tatzeit? Keines, denn in dem Motel, in dem sie übernachtet hatte, trug Madea sich mit dem Namen Raja Assnar ein. Außerdem bezahlte sie gleich bar im Voraus, damit nicht groß Fragen gestellt wurden. Womöglich taucht auch diese Barzahlung überhaupt nicht in den Abrechnungsbüchern auf.
Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Sie wurde also beobachtet. Das hieß, erst mal nichts mehr unternehmen. Sie musste vorsichtig sein.
„Was ist los?“ Maggie stupste sie an. „Du hast dir heute noch keine Notizen gemacht.“
„Ach irgendwie scheint mir die Welt nicht in Ordnung zu sein.“ Madea antwortete leise.
„Ach, wird das vielleicht an ihm liegen?“, fragte Maggie spitzbübisch.
„Was meinst du?“
„Na da. Schau mal dort rüber.“ Maggie drehte ihren Kopf mit Blick zu Monroe.
Dan saß am anderen Ende der Bankreihe, wo er dem Vortrag gespannt verfolgte. Er hatte sich den Platz bewusst so gewählt, damit sie ihn auch sah.
„Ja, schön. Er ist fleißig.“ Madea gab sich trotzig. Sie wollte jetzt wieder intensiv dem Professor zuhören. Sofort schrieb sie ein paar Notizen nieder.
Maggie merkte schon, dass Madea für dieses Thema kein Ohr haben wollte.
Die Vorlesung war zu Ende, Daniel ging sofort zum Ausgang. Er wollte die beiden Mädchen dort abpassen. Also stellte er sich an den Aushang, der direkt außen neben der Tür angebracht war, und wartete auf den richtigen Moment. Er studierte die Informationen und beobachtete aus den Augenwinkeln gleichzeitig den Ausgang. Es dauerte einige Minuten, bis Monroe die beiden zwischen den vielen anderen Studenten rauskommen sah. Ganz plötzlich drehte er sich zu Madea und Maggie und ging
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