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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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fragte er durch das kleine Kinnmikrophon, das an seinem Kopfhörer angebracht war.
    »Ich höre Sie laut und deutlich, Bandit«, antwortete Guff über sein eigenes Kopfhörerset. »Aber wie wär’s, wenn Sie mir gegen diese Brüder helfen würden, die mir dicht auf den Fersen sind?«
    Nachdem ihm Sara ihren erhobenen Daumen entgegengereckt hatte, griff Moore, ohne Guff Beachtung zu schenken, nach seiner geliehenen 38er. Und mit sechs rasch aufeinander folgenden Schüssen zerfetzte er die neun Meter entfernte Papierzielscheibe mit den Umrissen eines Menschen.
    »Nicht schlecht, Slim, aber jetzt komme ich«, sagte Guff und zielte. Er gab sechs Schüsse ab, ließ die Waffe sinken und blickte auf die Zielscheibe. Er hatte kein einziges Mal getroffen. »Meine Kanone ist kaputt«, sagte er.
    »Jetzt sind Sie dran, Sara«, sagte Moore.
    »Bevor ich anfange, nur noch eine klitzekleine Frage: Was soll das Ganze eigentlich?«
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt: Das ständige Herumsitzen im Büro hat uns nicht weitergebracht. Deshalb dachte ich, ein kleiner Ortswechsel könnte nicht schaden. Und jedes Mal wenn ich an einen Punkt komme, an dem ich nicht mehr weiterkomme, erweist sich das hier immer als der beste Ort, um abzuschalten und die Dinge noch einmal völlig neu zu überdenken.«
    »So schalten Sie ab? Indem Sie mit einer gelben Brille und einem überdimensionalen Kopfhörerset riesige Löcher in Papiermenschen ballern?«
    »Manche Leute stehen auf klassische Musik; andere bevorzugen eine aggressivere Ästhetik«, erklärte ihr Moore. »Auf jeden Fall mussten wir alle dringend auf andere Gedanken kommen. Darum hören Sie auf zu jammern und fangen Sie an zu schießen.«
    »Ganz wie Sie meinen, Herr Oberst«, sagte Sara. »Aber ich verstehe immer noch nicht, wie uns das bei unserem Fall weiterbringen soll.« Damit hob sie ihre Waffe und zielte. Sie gab einen Schuss ab. Zielte wieder. Gab einen weiteren Schuss ab. Zielte wieder. Gab einen weiteren Schuss ab. Nach sechs Schüssen hatte sie die Zielscheibe kein einziges Mal getroffen.
    »Sie strengen sich zu sehr an«, sagte Moore, als Sara fertig war. »Das Abfeuern einer Waffe ist reine Instinktsache. Die Waffe muss sozusagen eine Verlängerung Ihres Arms werden. Es ist, als würden Sie einen Baseball werfen – da können Sie auch nicht ewig herummachen und zielen – Sie müssen ihn einfach werfen.«
    »Ohhhh, noch so eine Fitnessanalogie«, sagte Sara. »Und diesmal sogar noch mit einem Hauch von Zen.«
    »Das ist mein voller Ernst«, sagte Moore. »Versuchen Sie es noch einmal. Aber zielen und schießen Sie diesmal nur.«
    Nachdem sie neu geladen hatte, stellte sich Sara wieder auf. »Dann mal los«, sagte sie. »Werde die Kugel.« Sie hob die Waffe und gab sechs weitere Schüsse ab. Diesmal traf sie zweimal den oberen Rand der Zielscheibe.
    »Nicht schlecht«, sagte Moore und kam in ihr Abteil. »Das einzige Problem ist, glaube ich, Ihre Haltung. Ihr Schwerpunkt liegt nicht richtig. Deshalb drückt Sie der Rückstoß nach hinten, und das hat zur Folge, dass Sie zu hoch schießen.« Nachdem er Saras Waffe nachgeladen hatte, fuhr Moore fort: »Nehmen Sie die Füße weiter auseinander. Stellen Sie einen vor den anderen, und legen Sie das Gewicht auf das hintere Bein.« Als Sara ihre Beinhaltung änderte, stellte sich Moore direkt hinter sie und rückte ihre Hüften zurecht.
    »Jetzt aber mal langsam, Cowboy! Jetzt werden Sie ein bisschen zu persönlich.«
    »Genau daraufkommt es an«, entgegnete Moore grinsend und hielt weiter Saras Taille. »Jetzt legen Sie Ihr Gewicht hier drauf. Als Stütze dient Ihr hinteres Bein, aber Ihr Gewicht ruht hier.«
    »Ich bin verankert«, sagte Sara. Dann hob sie mit einer fließenden Bewegung ihre Waffe und feuerte sechs Schüsse ab. Vier davon trafen die menschliche Gestalt auf der Zielscheibe. Einer davon durchschlug ihr Gesicht.
    »Sieh mal einer an! Wo haben Sie denn so gut schießen gelernt?«, fragte Moore.
    Sara sah zwinkernd über ihre Schulter und senkte ihre Stimme zu einem tiefen Knurren. »In Chinatown, Jake.«
    »Mein Gott«, sagte Guff. »Genau das ist es!«
    »Was ist es?«, fragte Sara. »Chinatown?«
    »Nein, nein«, sagte Guff. »Claire Donigers Motiv.«
    »Claire Donigers Motiv ist Chinatown?«
    »Es war nicht das, was Sie gesagt haben, sondern das, was Sie getan haben«, erklärte Guff. »Wir haben alle gängigen Motive in Erwägung gezogen. Habgier, Eifersucht, Hass. Aber an Wollust haben wir nie gedacht. Dieser

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