Der Fall
Elliott und steckte den Umschlag in seinen Rucksack. »Grüßen Sie die Leichen schön von mir. Und sagen Sie ihnen, sie verpesten die Luft hier ganz schön.«
»Mache ich«, sagte Fawcett, als Elliott das Büro verließ.
Zweieinhalb Wochen später kündigte ein beißender Oktoberwind einen frühen Winterbeginn an. Obwohl Wollmäntel das Stadtbild zu prägen begannen, deutete sonst nichts daraufhin, dass irgendetwas anders war in der Stadt, die nie von etwas Notiz nahm. Die Sirenen heulten weiter, der Verkehr war weiter uferlos, chinesisches Essen wurde weiter zu jeder Tages-&%&und Nachtzeit ins Haus geliefert, und Sara, Conrad und Guff mühten sich weiter damit ab, die Teile des Falls zusammenzusetzen.
»Ich hab’s«, rief Guff, als er, mit einem Stoß Papiere wedelnd, Saras Büro betrat.
»Was haben Sie?«, fragte Moore, der an Saras Aktenschrank lehnte.
»O guter Mann, wisst ihr denn nicht, was Ihr so sehr vermisst? Ich hab das kostbarste aller Dinge dieser Welt erworben – den Inbegriff allen irdischen Strebens.«
»Den was?«, fragte Moore.
»Seinen letzten Willen«, erklärte ihm Sara, die an ihrem Schreibtisch saß. »Das Nachlassgericht hat sich endlich bereit erklärt, uns Arnold Donigers Testament zu überlassen.«
»Bereit erklärt?«, fragte Moore. »Sie hätten es mittels eines Gerichtsbescheids anfordern sollen.«
»Sie überstellen Gerichtsbescheide, ich bitte«, sagte Sara. »Das Ergebnis ist dasselbe.« Sie wandte sich Guff zu. »Und was steht drin?«
»In einem Punkt hatten Sie recht – Arnold Doniger war finanziell nicht schlecht gestellt. Wenn man die gesamte Barschaft in seinem Testament zusammenrechnet, hat er gut und gern sieben Millionen Dollar hinterlassen. Und das noch ohne sein New Yorker Stadthaus, sein Wochenendhaus in Connecticut und seinen Anteil an Echo Enterprises, seiner Haupteinnahmequelle.«
»Das war nicht weiter schwer zu erraten«, sagte Moore. »Wer in der East Side wohnt, ist in der Regel recht gut gespickt. Die entscheidende Frage ist allerdings: Wer erbt?«
»Das ist das Verrückte«, sagte Guff und reichte Sara das Testament. »Wir dachten, Claire Doniger hätte Kozlow angeheuert, damit sie nach dem Tod ihres Mannes absahnen könnte, aber laut Testament bekommt die Gute keinen Cent. Als sie Doniger vor zehn Monaten heiratete, hat sie einen Ehevertrag unterzeichnet, in dem sie auf alle Erbansprüche verzichtet.«
»Aber steht ihr nicht wenigstens ein Pflichtanteil zu?«, fragte Moore. »Soweit ich aus meinem Jurastudium in Erinnerung habe, steht Eheleuten immer ein bestimmter Anteil am Erbe zu, selbst wenn sie im Testament nicht berücksichtigt werden.«
»Nicht in diesem Fall«, sagte Sara. »Claire Doniger hat in ihrem Ehevertrag auf jegliche Ansprüche verzichtet, sei es auf einen Pflichtanteil oder sonst etwas. Sie bekommt nicht einmal das Haus, in dem sie gelebt haben.«
»Wollen Sie damit sagen, Claire Doniger hatte kein Motiv, ihren Mann umzubringen?«, fragte Moore.
»Jedenfalls nicht, wenn dieses Motiv war, ihren Mann zu beerben. Laut Testament bekommt sie nämlich rein gar nichts.«
»Und wer bekommt dann das Ganze?«
»Auch hier wieder keine bestimmte Person. Das Geld geht an ein Dutzend verschiedener gemeinnütziger Organisationen, das Haus in Connecticut bekommt die örtliche Historical Society, und den Erlös aus dem Verkauf des New Yorker Hauses erhält die Universität Princeton, seine Alma mater.«
»Sonstige Familienangehörige?«
»Keine Kinder, keine Geschwister. Er hat ein paar Cousins und Cousinen und eine Tante in Florida, aber die kriegen alle nur ein paar tausend. Nichts, weswegen man jemanden umbringt.«
»Und was ist mit der Firma?«, fragte Moore. »Wer bekommt die?«
»Echo Enterprises geht an die anderen Teilhaber der Firma. Ich schätze, er wollte Geschäft und Familie strikt getrennt halten.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Sara und stand auf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht Claire Doniger war, die Kozlow angeheuert hat. Das liegt doch auf der Hand.«
»Auf jeden Fall«, sagte Moore. »Bis auf den kleinen Umstand, dass sie kein Motiv hat.«
»So würde ich das nicht unbedingt sehen«, sagte Guff. »Vielleicht hat sie ihn genau deshalb umbringen lassen – weil sie in seinem Testament nicht berücksichtigt wurde.«
»Ich weiß nicht«, sagte Moore. »Das erscheint mir ein wenig kurzsichtig. Sobald ihr Mann stirbt, verliert sie ihr Zuhause, ihre Absicherung, ihr ganzes Auskommen. An Claire Donigers
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