Der Fall
Lenny.«
»Keine Ursache. Sag einfach Bescheid, wenn du noch was brauchst.«
Jared legte auf und wählte die Nummer des Two Rooms.
»Two Rooms. Was kann ich für Sie tun?«
Jared erkannte die Stimme des livrierten Türstehers. »Guten Tag, ich hätte ein paar Fragen über Ihren Club. Ist er privat oder für jeden zugänglich?«
»Wir sind für jeden zugänglich, Sir.«
»Demnach … dieser Raum im Untergeschoss – kann den jeder zum Mittagessen mieten?«
»Bedaure, aber wir haben mittags nicht geöffnet. Nur abends.«
Verwirrt sagte Jared: »Ich war doch erst vor einer Stunde bei Ihnen. Ich hatte eine Besprechung mit Oscar Rafferty.«
Am anderen Ende der Leitung wurde es kurz still. Dann sagte der Mann: »Heute hat hier keine Besprechung stattgefunden.«
»Aber sicher! Ich erkenne doch sogar Ihre Stimme wieder – Sie haben mich nach unten gebracht.«
»Sir, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Glauben Sie mir, es hat keine Besprechung stattgefunden.« Einen Moment später hörte Jared ein Klicken. Der Mann hatte aufgelegt.
Was zum Teufel geht hier vor? fragte sich Jared.
Jared war mit den Nerven am Ende, als er von der U-Bahn nach Hause ging. Während der ganzen Fahrt hatte er sich mindestens dreißigmal umgesehen, um sich zu vergewissern, dass ihm niemand folgte. In der U-Bahn hatte er zweimal den Waggon gewechselt, und er war, unmittelbar bevor die Türen zugingen, in der Seventy-second Street ausgestiegen und nicht wie sonst in der Seventy-ninth. Als er den Broadway hinaufging, beobachtete er in jedem Schaufenster, an dem er vorbeikam, sein Spiegelbild, um zu sehen, ob jemand in der Nähe war. Dann begann er unvermittelt loszurennen. Nicht im Dauerlauf. Volles Tempo. So schnell er konnte, bog er in die Seventy-eighth und drückte sich in den ersten Hauseingang, den er erreichte – den schmalen Lieferanteneingang des Lebensmittelladens an der Ecke. Soweit er erkennen konnte, folgte ihm niemand. Vielleicht bluffte Rafferty nur? Vielleicht drohte er ihm nur, um ihn zum Spuren zu bringen?
Schließlich betrat Jared das Gebäude, in dem er und Sara wohnten, und zog den Schlüsselbund heraus, um nach der Post zu sehen. In diesem Moment hörte er ein leises Knirschen unter seinen Sohlen. Er blickte nach unten und sah, dass der Boden der kleinen Nische mit Glasscherben übersät war. Er schob sie mit dem Fuß in eine Ecke. Auf dem Weg nach oben musste er über weitere Glasscherben steigen. Woher sie kamen, entdeckte er am Ende der Treppe: Jemand hatte das große gerahmte Sonnenblumenbild, das dort hing, zertrümmert. Dann merkte er, dass die Tür seiner Wohnung einen Spalt offen stand. Seinen Rücken lief ein eisiger Schauder hinunter, als er vorsichtig darauf zuging. Ohne sich um das zerbrochene Glas auf dem Boden zu kümmern, sah er in beiden Richtungen den kurzen Flur hinunter und die Treppe hinauf. Es war niemand zu sehen. Langsam öffnete er die Tür und spähte nach drinnen.
Das erste, worauf sein Blick fiel, war das umgestürzte Bücherregal aus Eichenholz, das er und Sara in mühevoller Arbeit aufgebaut hatten. Dann die rustikalen Kiefernholzstühle, die in einer Ecke lagen. Dann der dazu passende Tisch, der umgeworfen worden war. Dann die verwüstete Küche.
Er musste über Hunderte von herumliegenden Büchern steigen, als er schließlich ins Wohnzimmer ging. Sein Bogart-Plakat war von der Wand gerissen, die Polster vom Sessel gezogen, das Sofa umgekippt, die Halogenlampen waren umgestürzt, der gläserne Couchtisch zerbrochen, der Fernseher mit dem Bildschirm nach unten auf den Boden geworfen, die Videokassetten über den ganzen Raum verstreut, die Zimmerpflanzen umgekippt, die Erde über den Teppich verteilt. Die sechs Porträts, die Sara von ihm gezeichnet hatte, hingen zwar noch an der Wand, aber die Glasrahmen waren zerbrochen. O mein Gott, dachte Jared, als er sich im Raum umblickte. Nicht ein einziger Gegenstand war unangetastet geblieben.
Als Jared nach dem Telefon suchte, um die Polizei anzurufen, hörte er im Schlafzimmer einen dumpfen Knall. Außer ihm war noch jemand in der Wohnung! Jared kroch in die Ecke des Wohnzimmers und ging hinter dem umgestürzten Sofa in Deckung. Von dort hörte er, wie der Eindringling das Schlafzimmer verließ, mit schweren Schritten in die Küche ging und dort in den Schubladen zu kramen begann. Plötzlich entdeckte Jared einen silbernen Brieföffner. Er lag nicht weit weg von ihm in der Mitte des Raums. Sorgsam darauf achtend, dass er keine der
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