Der Fall
zu einer Umsatzsteigerung beitragen kann, stehe ich am gleichen Punkt wie du vor sechs Monaten.«
Sara schwieg.
In der Hoffnung, auf diese Tour weitermachen zu können, fuhr Jared fort: »Ich weiß nicht, was ich sonst tun könnte. Wegen deiner Schulden können wir es uns nicht leisten –«
»Sie wollen dich wirklich feuern?«
»Hat er jedenfalls gesagt. Ich weiß zwar, zu verlieren wäre ein schwerer Schlag für dich, aber zumindest wäre deinen Vorgesetzten bis dahin klar, was für eine tüchtige Anklägerin du bist. Sie entlassen dich nicht, bloß weil du deinen ersten Fall verlierst.«
»Wer sagt, dass ich verliere?«, fragte Sara mit einem gezwungenen Lächeln.
Jared seufzte erleichtert. »Danke, Liebling! Das ist wirklich nett von dir.«
»Ich verstehe gar nicht, wofür du mir dankst. Auch wenn du auf der anderen Seite stehst, werde ich mit harten Bandagen kämpfen.«
»Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet.«
Sara erhob sich vom Sofa und folgte ihrem Mann aus dem Zimmer. Auf dem Weg ins Schlafzimmer fragte sie: »Wer unterschreibt denn nun eigentlich Kozlows Scheck, wenn er seine Rechnung nicht selbst zahlt?«
»Das darf ich dir nicht sagen«, erklärte Jared verlegen, als er das Schlafzimmer betrat. »Du bist der Feind.«
»Ah, da haben wir’s«, bemerkte Sara. »Der Kampf hat bereits begonnen.«
Rafferty lehnte sich zurück und sah lächelnd auf den kleinen schwarzen Empfänger auf seinem Schreibtisch. »Und?«
»Hört sich so an, als ginge die erste Runde an unseren Mann«, sagte der andere Mann und nahm den Kopfhörer ab. »Er schafft es tatsächlich, sie dazu zu bringen, das zu tun, was er will.«
»Darum haben wir ihn ja auch ausgesucht«, sagte Rafferty. »Jetzt heißt es nur noch hoffen, dass es ihm auch vor Gericht gelingt.«
»Und wenn nicht?«
»Diese Möglichkeit ziehe ich erst gar nicht in Erwägung.«
»Aber Kozlow hat gesagt –«
»Lass mich mit diesem Trottel in Ruhe! Ich sollte ihn in der Luft zerreißen für das, was er getan hat.«
»Und ich bin sicher, das würdest du auch tun – wäre da nicht das klitzekleine Problem, dass er dir vorher den Kopf abreißen würde.«
Rafferty ignorierte die Bemerkung. »Lass dich bloß nicht von ihm einschüchtern! Zum Glück war er so schlau, auf die Geschichte mit dem Einbruch einzusteigen, auch wenn damit unsere Probleme nicht aus der Welt geschafft sind. Solange Kozlow nicht freigesprochen wird, stecken wir alle in der Klemme. Also ganz ungeachtet dessen, welche Maßnahmen ich ergreifen muss – er darf nicht verurteilt werden.«
Um Viertel vor zwei Uhr morgens lag Jared immer noch wach im Bett. In der letzten Stunde war er viermal eingedöst. Aber jedes Mal wenn er kurz davor stand wegzutreten, wenn er kurz davor stand, alles zu vergessen, schrak er wieder hoch. Und in diesem einen Moment brach alles wieder über ihn herein. Jedes Mal wandte er sich instinktiv seiner Frau zu. Um sich zu vergewissern, dass sie noch atmete, beobachtete er, wie sich ihre Brust hob und senkte. Das war das Einzige, was ihn interessierte. Solange ihr nichts zustieß, würde er auch alles weitere hinbekommen.
Am Mittwochmorgen stand Jared um sieben Uhr auf dem Bahnsteig und wartete auf die U-Bahn. Er hielt sich bewusst von der Bahnsteigkante fern und blickte ständig über seine Schulter. Der Mann mit dem blauen Hemd und der roten Krawatte sah eindeutig verdächtig aus. Oder der Mann im olivfarbenen Anzug. Und die Zeitung lesende Frau. Und der junge Mann mit dem Kopfhörer. Jared wich vor der Menge aus Fremden zurück und versuchte, sich von seinen Ängsten nicht verrückt machen zu lassen. Trotzdem ertappte er sich dabei, wie er bei jedem zufälligen Blick zusammenfuhr, wenn neue Pendler auf den Bahnsteig strömten. Schließlich drehte er sich um, verließ die Station und nahm ein Taxi.
Als er in der Kanzlei eintraf, war es fast halb acht. Nach dem Einbruch, der fast schlaflosen Nacht und dem morgendlichen Weg zur Arbeit war er psychisch und physisch am Ende. Seine Lider waren schwer, seine Schultern hingen nach unten, und die Tatsache, dass er Sara belogen hatte, lag ihm immer noch schwer im Magen. Er war eindeutig nicht in der Verfassung, sich schon in aller Frühe in die Arbeit zu stürzen. Ihm war jedoch klar, dass er noch einiges vor sich hatte, wenn er seine Frau retten wollte. Wenn ihm eine Konfrontation mit jemandem wie Sara bevorstand, musste er auf jedes noch so kleine Detail achten. Wie er aus seinem ersten Auftritt vor
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