Der Fall
Gespräch mit Rafferty hatte er die beiden Frauen tatsächlich angerufen, um seine Geschichte untermauern zu können.
»Und warum hast du so getan, als wusstest du nichts davon, als ich nach Hause kam?«
Ihm kam eine Idee. »Aus demselben Grund, aus dem du mich hinsichtlich Claire Donigers Aussage angeschwindelt hast – ich wollte sehen, wie viel du tatsächlich weißt.«
Während Sara ihren Mann ansah, verzog sich ihr Gesicht zu einem Lächeln.
»Was ist?«, fragte Jared und rang sich ebenfalls ein Lächeln ab.
»Sieh uns doch an! Ich meine, können wir uns noch verrückter aufführen?«
Jared sah auf seinen Ehering. »Wahrscheinlich schon.«
»Ganz bestimmt sogar. Aber das heißt nicht, dass wir diese Spielchen nötig haben.«
»Nein, du hast recht.« Jared musste noch einen Schritt weitergehen. »Es ist nur so, dass dieser Fall –«
»Ich weiß, er ist wichtig, aber du solltest das Ganze wirklich etwas lockerer angehen«, sagte Sara und fuhr mit dem Schnippeln fort. »Hör auf, dich da so hineinzusteigern.«
»Wie wär’s, wenn du auch mal zwischen den Zeilen lesen würdest? Ich tue das doch nicht nur für mich – ich tue es auch für dich.«
»Wie soll ich das verstehen?«
Jared stand auf und sah seine Frau an. »Du solltest dir noch mal in aller Ruhe klarmachen, was du eigentlich an konkreten Anhaltspunkten hast. Ich weiß, dir kommt einiges an der Sache faul vor, aber du hast nichts, um es zu beweisen. Dein Cop ist keine große Hilfe; deine Zeugen wollen nicht kooperieren.
Wenn du dich auf eine Einstellung des Verfahrens einlässt, verlierst du deinen ersten Fall zumindest nicht. Dann kannst du hergehen und dir einen besseren aussuchen. Ich versuche doch nur, dir zu helfen, Schatz. Wir wissen schließlich beide, dass das die beste Möglichkeit ist, allen zu beweisen, dass du auf jeden Fall eine Bereicherung für die Staatsanwaltschaft bist – zeig ihnen, dass du in der Lage bist, die Dinge richtig anzupacken!«
»Ich weiß nicht.«
»Sara, wenn du mit diesen Fakten vor Gericht gehst, wirst du verlieren. Und wenn du verlierst, kannst du dich im Handumdrehen wieder in das Heer von Arbeitslosen einreihen.«
Sara rührte sich nicht. An der Art, wie sie die Lippen aufeinander presste, konnte Jared erkennen, dass sie verunsichert war. »Und wenn ich dir im Strafmaß entgegenkomme?«
»Kommt nicht infrage.« Jared hätte gern nachgegeben, aber das durfte er nicht. »Wenn du dich also unbedingt wieder in das Heer der –«
»Hör auf damit!«, schrie Sara.
»Deswegen brauchst du doch nicht auf mich sauer zu werden – ich bin nicht schuld an deinem Problem. Ich versuche nur, dir zu helfen. Also, was meinst du?«
Sara trat von ihrem Mann zurück und ließ den Blick ziellos durch den Raum schweifen. Jared wusste, sie hatte angebissen. Die Lügen hinterließen zwar ein Loch in seinem Bauch, aber sie würden sich bezahlt machen.
»Glaubst du wirklich, dass ich verliere?«, fragte Sara.
»Ja«, sagte er ohne Zögern. »Auf jeden Fall.«
»Ich meine es ernst. Mach mir jetzt bitte nichts vor!«
Er holte tief Luft. Alles, was er wollte, war, seine Frau zu beschützen. »Ich mache dir nichts vor, Sara.«
»Dann lass es mich überschlafen. Wir können ja morgen noch mal drüber reden.«
Sara verließ den Raum, und Jared schloss die Augen. Er hatte es fast geschafft.
Jared stand an der Spüle und wusch das Geschirr ab. Sie hatten sich thailändisches Essen nach Hause kommen lassen. Obwohl er wusste, dass er weiter Druck auf Sara ausüben musste, hatte er zum ersten Mal das Gefühl, dass sich die Dinge ganz positiv entwickelten. Als das Telefon läutete, rief er: »Könntest du bitte drangehen, Schatz?«
Wenig später hörte er Sara rufen: »Es ist für dich.«
Jared stellte das Wasser ab, trocknete sich mit einem Geschirrhandtuch die Hände ab und nahm das Telefon. »Hallo?«
»Tag, Mr. Lynch, hier Bari Axelrod von American Health Insurance. Ich wollte mich nur noch mal wegen der Adresse von Dr. Kuttler bei Ihnen melden. Eine Kollegin sagte mir eben, ich könnte sie in Ihren Unterlagen finden.«
»Entschuldigung, aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
Am anderen Ende der Leitung trat eine verlegene Pause ein. »Entschuldigung, aber ich spreche doch mit Jared Lynch?«
»Ja, am Apparat.«
»Mr. Lynch, könnten Sie mir Ihr Geburtsdatum und Ihre Sozialversicherungsnummer geben?«
»Also, ich glaube nicht. Wie war gleich noch mal Ihr Name?«
»Ich bin Bari Axelrod, und ich bin von
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