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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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würde, je länger er bei diesem Thema blieb, versuchte er es zu wechseln. »Noch mal zurück zu deinem Portemonnaie. Wie viel Geld war drin?«
    »Ich weiß es nicht, und ich möchte auch gar nicht darüber nachdenken«, sagte Sara und ließ sich auf das Sofa plumpsen. »Ich bin fix und fertig.«
    »Gehst du am Wochenende ins Büro?«, fragte Jared gespannt.
    »Klar. Und du?«
    »Sicher. Was willst du dann heute Abend machen?«
    »Ehrlich gestanden, möchte ich einfach nur dasitzen und ein paar Stunden an nichts denken müssen.«
    »Hättest du Lust, mir die Haare zu schneiden?«
    »Klar. Hol die Sachen!« Sara hatte im zweiten Jahr ihres Jurastudiums begonnen, Jared die Haare zu schneiden. Als Jared eines Tages übel zugerichtet aus dem Columbia Barber Shop nach Hause gekommen war, hatte Sara erklärt, das könne sogar sie besser. Einen Monat später gab ihr Jared die Chance, es zu beweisen. Und seit diesem Tag hatte er keinen Cent mehr für den Friseur ausgegeben.
    Nachdem er sich in der Dusche die Haare gewaschen hatte, kam Jared mit einem Handtuch um die Hüfte in die Küche zurück und setzte sich an den Tisch. Als Sara seine Haare zu kämmen begann, sagte sie: »Hier oben fangen sie an, sich ganz schön zu lichten.«
    »Ich weiß. Im Freien spüre ich inzwischen jeden kalten Luftzug. Wenn es mir bestimmt ist, eine Glatze zu kriegen, dann kriege ich eben eine.«
    »Wie es aussieht, ist diese Entscheidung bereits gefallen.«
    »Na, großartig. Aber dürfte ich dich jetzt noch was zu dem Fall fragen?«
    »Schieß los.« Sara hielt ein Büschel Haare zwischen zwei Fingern hoch.
    »Was würdest du davon halten, das Verfahren einzustellen?«
    »Wie bitte?« Sara begann zu schnippeln.
    »Was würdest du davon halten, das Verfahren einzustellen?«, wiederholte Jared. Er konnte die abgeschnittenen Haare auf seine Schultern rieseln spüren. »Das wäre doch ein guter Kompromiss. Du erklärst dich einverstanden, die Akte Kozlow zu schließen. Das Ganze wird nirgendwo vermerkt, und du hast Kozlow für immer vom Hals.«
    Stirnrunzelnd ließ Sara die Schere sinken. »Und was hätte ich davon?«
    »Um es mal ganz unverblümt auszudrücken: Du würdest dich nicht blamieren. Statt schon am Montag vor der Grand Jury baden zu gehen oder den Prozess zu verlieren, könntest du dich elegant aus der Affäre ziehen, bevor dir das Ganze als Niederlage angerechnet werden kann. Du würdest nicht gleich mit einer negativen Bilanz beginnen.«
    Mit einem wütenden Schnippen schnitt Sara ein großes Haarbüschel ab.
    »Was hast du denn?«, fragte Jared, als er die Reste auf den Boden fallen sah.
    »Wie kommst du darauf, dass ich so ein Versager bin?«
    »Das hat nichts mit dir zu tun; nur mit deinem Fall. Du hast es doch selbst gesagt – zwei deiner Zeugen haben dich im Stich gelassen. Du bist der Stadt gegenüber verpflichtet, nicht unnütz ihre Mittel zu vergeuden. Nachdem deine Zeuginnen einen Rückzieher gemacht haben, solltest du auf keinen Fall nur aus dem einen Grund weitermachen, weil du unbedingt deinen Job behalten möchtest.«
    »Erstens habe ich immer noch den Cop. Zweitens hat es sich von den beiden, die abgesagt haben, eine noch mal anders überlegt. Ms. Doniger hat sich bereit erklärt zu kommen.«
    »Tatsächlich?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Sara und fuhr mit dem Schneiden fort. »Das habe ich nur gesagt, um zu sehen, wie du reagierst.«
    »Du hast was?« Jared wich vor ihr zurück.
    Mehr brauchte sie nicht zu sehen. »Du wusstest von Anfang an, dass beide einen Rückzieher gemacht haben, stimmt’s?«
    Jared wappnete sich innerlich für die nächste Attacke. Seine Frau setzte ihm gewaltig zu. »Sara, ich –«
    »Wer hat es dir gesagt?« Sara deutete mit der Schere auf ihn. »Jemand aus meinem Büro oder Kozlow selbst?«
    »Ich hatte keine –«
    »Es war Kozlow, nicht? Und nur, damit du es weißt: Morgen erhebe ich gleich als erstes Anklage wegen Einmischung und Einschüchterung.«
    »Sara, ich glaube wirklich nicht, dass er es war.« Jared zwang sich, dem Blick seiner Frau nicht auszuweichen.
    Nur so konnte es funktionieren. »Ehrlich. Ich schwör’s dir.«
    »Woher wusstest du dann, dass Ms. Doniger und Ms. Harrison einen Rückzieher gemacht haben?«
    »Sie haben es mir selbst erzählt. Ich rief sie an, um mal zu hören, wie sich das Ganze von ihrer Seite darstellt. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich es. Jetzt weißt du’s.« Das war nicht rundweg gelogen, sagte sich Jared, um sich aufzubauen. Nach dem

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