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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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und dass er sich über mehr als eine Doktrin der Kirche hinwegsetzt. Sein Diakon,
     eine treue, zuverlässige Seele, hält die Gemeinde trotz des Verhaltens von Pater Cornelius beisammen. Und nun hat Christus |274| Höchstselbst dargetan, dass Cornelius der Priesterschaft unwürdig ist.«
    »Wie denn das?«, entfuhr es Fidelma, die Abt Misenos Logik nicht folgen konnte.
    »Das Gift im Abendmahlswein bezeugt es.«
    »Beschuldigst du Pater Cornelius, der Giftmischer zu sein?« Sie war erstaunt über eine derart unverhohlene Anschuldigung.
    »Nein, das nicht. Aber wenn er ein dem Glauben treu ergebener Priester wäre, dann hätte die Transsubstantiation stattgefunden
     und der Wein wäre nicht länger vergiftet gewesen. Obwohl er Gift enthielt, hätte er sich in Christi Blut verwandelt, denn
     die Konsekration hätte ihn gereinigt.«
    Dieser Gedankengang verwirrte Fidelma vollends. »Dann hätte sich ja tatsächlich ein Wunder ereignet.«
    Abt Miseno war verstimmt. »Ist nicht die Transsubstantiation ein Wunder, das sich Tag für Tag in allen Kirchen der Christenheit
     vollzieht?«
    »Ich bin kein Theologe. Mich hat man gelehrt, diese Wandlung sei ein symbolischer Vorgang, kein realer.«
    »Dann bist du schlecht unterrichtet worden. Brot und Wein wandeln sich wahrhaftig in Blut und Leib Unseres Heilands, wenn
     sie von einem treu ergebenen Priester reinen Herzens gesegnet werden.«
    »Fürwahr, das ist Glaubenssache«, bemerkte Fidelma zurückhaltend. Sie wies auf den fülligen, prächtig gekleideten Mann, der
     sich abseits hielt. »Sag bitte dem Kirchenbesucher dort, er möchte zu mir kommen.«
    Der Abt zögerte. »Weitere Fragen hast du nicht?«
    »Im Augenblick nicht.«
    Der Abt erhob sich und brummelte ungehalten, weil man ihn so sang- und klanglos verabschiedete. Doch ging er zu dem |275| stattlichen Herrn und wechselte ein paar Worte mit ihm. Der stand auf und begab sich ohne jede Eile zu ihr.
    »Ich habe mit dem Vorfall überhaupt nichts zu tun«, tat er ungefragt kund.
    »Wirklich nicht?« Fidelma schaute dem Mann ins runde Gesicht. »Dein Name ist …?«
    »Talos. Ich bin Kaufmann und seit vielen Jahren Mitglied dieser Gemeinde.«
    »Dann bist du genau der Richtige, um meine Fragen zu beantworten«, versicherte ihm Fidelma.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Kennst du Pater Cornelius?«
    »Ja. Ich habe den Gottesdienst stets hier besucht, schon lange, bevor er Pfarrer der Gemeinde wurde.«
    »Ist er ein guter Priester?«
    Der griechische Handelsherr stutzte. »Ich denke, du befragst uns wegen des Gifts im Wein.«
    Fidelma lächelte ihn gewinnend an. »Dennoch, tu mir den Gefallen und sag, ist er ein guter Priester?«
    »Ja.«
    »Weißt du, ob Beschwerden gegen ihn vorliegen? Ob er sich in irgendeiner Weise verhält, wie es sich für sein Amt nicht geziemt?«
    Unangenehm berührt schaute Talos auf seine Fußspitzen. Fidelmas Augen blitzten wachsam.
    »Mir persönlich ist dergleichen nie aufgefallen.«
    »Aber vielleicht sind Gerüchte im Umlauf?«
    »Tullius hat mir erzählt, es gäbe Beanstandungen. Von meiner Seite jedenfalls nicht, ich bin der Ansicht, Pater Cornelius
     ist ein gewissenhafter Priester.«
    »Tullius meint, Leute beschweren sich? Hat er auch selbst etwas an Cornelius auszusetzen?«
    |276| »Nein, Derartiges habe ich nicht bemerkt. Aber ich denke mal, es ist seine Aufgabe, dem Abt Beschwerden zu hinterbringen,
     sowie ihm welche zu Ohren kommen. Auch er muss sein Amt gewissenhaft versehen. Er hat schließlich allen Grund dazu.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Tullius ist zum Priester ausgebildet worden, übermorgen soll seine Ordination stattfinden«, erklärte Talos unumwunden. »Er
     ist hier aufgewachsen und stammt aus kleinen Verhältnissen. Doch er hat es geschafft, sich hochzuarbeiten. Leider haben ihm
     die Götter der Liebe einen üblen Streich gespielt.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Talos schaute sie belustigt an und lächelte selbstgefällig. »Man kennt sich doch aus im Leben.«
    »Du meinst, er zieht den Umgang mit seinem eigenen Geschlecht vor?«
    »Genauso ist es.« Voller Missbehagen streifte sein Blick den jungen
custos
am anderen Ende des Kirchenraums.
    Sie ging mit einem Achselzucken darüber hinweg. Im Rechtsverständnis der Brehons gab es keine Gesetze gegen Homosexualität.
    »Wird ihm eine eigene Gemeinde zugesprochen, wenn er ordiniert ist?«, fragte sie weiter.
    »In solchen Dingen kenne ich mich nicht aus. Ich vermute es aber. Nur kann diese Kirche keine zwei Pfarrer

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