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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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um und zeigte
     auf die Tür zur Sakristei.
    Fidelma schwieg eine Weile. »Du kannst auf deinen Platz zurückgehen, Egeria. Bitte schick Enodoc zu mir her. Es wird nicht
     lange dauern.«
    Enodoc gab sich aufgeräumt wie zuvor.
    »Mit deinen Auskünften bist du sehr sparsam gewesen«, begann Fidelma das Gespräch.
    Der junge Mann runzelte die Stirn. »In welcher Hinsicht?«
    »Docco war nicht der Einzige, der deiner Heirat mit Egeria im Wege stand.«
    |283| »Wer denn sonst noch?«
    »Egeria selbst.«
    »Das hat sie dir erzählt?« Er wurde rot.
    »Ja.«
    »Das meint sie nicht im Ernst. Sie sagt das zwar, aber sie ist nur das Sprachrohr von Docco. Das wird sich jetzt ändern.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Sie ist völlig durcheinander. Wenn sie zur Ruhe kommt, wird sie sich auf ihre wahren Gefühle besinnen.« Seine Stimme klang
     selbstsicher.
    »Na, vielleicht. Du hast nicht erwähnt, dass du die
ecclesia
durch die Sakristei betreten hast.«
    »Du hast mich nicht danach gefragt. Ist das so wichtig?«
    »Weshalb hast du diesen ungewöhnlichen Weg gewählt?«
    »Da steckt nichts Geheimnisvolles dahinter. Ich habe dir gesagt, dass ich morgens einen Kaufherrn aufgesucht hatte. Nachdem
     ich alles mit ihm besprochen hatte, bin ich in die Kirche geeilt. Ich war noch auf der anderen Seite des Bauwerks, da hörte
     ich schon die Glocke, die den Beginn der Messe einläutet. Um das ganze Gebäude herumzugehen hätte ziemlich lange gedauert,
     denn eine Mauer versperrt die Straße und zwingt zu einem gehörigen Umweg. Ich habe den Eingang zur Sakristei gesehen und bin
     da hinein.«
    »Du bist zuvor nur ein einziges Mal in dieser Kirche gewesen. Du musst dich genau umgeschaut und ein gutes Gedächtnis haben.«
    »Ein besonders gutes Gedächtnis braucht man eigentlich nicht, wenn man sich an etwas erinnert, was nur einen Tag zurückliegt.«
    »Wer war in der Sakristei, als du hineinkamst?«
    »Niemand.«
    »Und was hast du dort gemacht?«
    |284| »Nichts weiter. Ich bin einfach durchgegangen, wollte ja nur in die Kirche.«
    »Ist dir in der Sakristei der Kelch aufgefallen?«
    Enodoc schüttelte den Kopf, riss aber die Augen auf, als er begriff, worauf die Frage abzielte. Er presste die Lippen zusammen,
     schwieg einen Moment, und Zornesröte stieg ihm ins gebräunte Gesicht, doch er beherrschte sich.
    »Ich bin sicher, dass der Kelch bereits auf dem Altar stand, denn als ich hereinkam, sprach der Priester schon die ersten
     Gebete.«
    Fidelma betrachtete ihn nachdenklich. »Du kannst auf deinen Platz gehen.«
    Sie überlegte kurz, was sie bislang erfahren hatte, stand auf und ging hinüber zum Portal, an dem der junge
custos
Wache hielt. Der empfing sie mit argwöhnischem Blick.
    »Wie heißt du?«, lautete ihre erste Frage.
    »Terentius.«
    »Besuchst du oft die Messe in dieser Kirche?«
    »Ich wohne nicht weit von hier, und als Angehöriger der
custodes
ist es meine Aufgabe, in dieser Gegend darauf zu achten, dass die öffentliche Ordnung nicht gestört wird.«
    »Wie lange schon versiehst du diesen Dienst?«
    »Zwei Jahre sind das jetzt.«
    »Du kennst also Pater Cornelius, seit du hier bist?«
    »Ja, natürlich.«
    »Was hältst du von ihm?«
    Der Stadtwächter gab sich gelassen. »Als Priester hat er seine Fehler. Warum fragst du danach?«
    »Und wie steht es mit Tullius? Du kennst ihn doch, nicht wahr?«
    Der junge Mann wurde rot. »Tullius ist in dieser Gegend aufgewachsen. Ich kenne ihn ziemlich gut. Er ist sehr gewissenhaft |285| in der Erfüllung seiner Pflichten und wird bald zum Priester geweiht.« Der
custos
sagte es mit einem gewissen Stolz.
    »Wie ich gehört habe, stammt Tullius aus ärmlichen Verhältnissen. Man hat mir auch zu verstehen gegeben, seine Leute ständen
     nicht im besten Ruf und sie seien der Stadtwache ein Ärgernis.«
    »Tullius hat seit langem ein kühles Verhältnis zu seiner Sippe. Abt Miseno ist das wohlbekannt.«
    »War die Messe schon im Gange, als du ankamst?«
    »Sie hatte gerade begonnen. Ich war der Letzte, der die Kirche betrat … Abgesehen von dir natürlich.«
    »Der Seemann aus Gallien … war der auch schon in der Kirche?«
    Der Wächter überlegte. »Nein. Er ist gleich nach mir gekommen, aber durch die Sakristei.«
    »Du hast das Hauptportal benutzt?«
    »Selbstverständlich.«
    »Kannst du zeitlich einordnen, wie viel später du nach allen anderen die Kirche betreten hast?«
    »Wenige Minuten danach. Als ich die Straße herunterkam, sah ich Abt Miseno draußen. Er war in

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