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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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früh getroffen? Bist du mit ihnen zusammen zur Kirche gegangen, oder seid ihr
     getrennt gekommen?«
    »Zuerst hatte ich mit meinem Geschäftspartner zu tun, dann habe ich sie in ihrer Herberge gesucht. Sie waren schon unterwegs
     zur Kirche, und da bin ich ihnen nachgegangen.«
    »Wann bist du hier angekommen?«
    »Kurz bevor der Gottesdienst begann.«
    »Und du bist geradenwegs hereingekommen und hast dich zu ihnen gesetzt?«
    »Ja.«
    »Na schön. Bitte Egeria, zu mir zu kommen.«
    |280| Recht niedergeschlagen stand Enodoc auf und ging hinüber zu dem Mädchen. Er sprach mit ihr, erhielt aber keine Antwort. Sachte
     schob er eine Hand unter ihren Arm, zog sie langsam hoch und geleitete sie zu Fidelma. Sie wehrte sich nicht, war aber deutlich
     benommen.
    »Danke«, sagte Fidelma und reichte dem Mädchen die Hand. »Ich kann mir vorstellen, wie dir zumute ist; du hast einen schmerzlichen
     Verlust erlitten. Und doch muss ich dir ein paar Fragen stellen. Bitte, setz dich.« Sie schaute zu Enodoc hoch. »Du kannst
     uns jetzt allein lassen.«
    Nur ungern kehrte der gallische Seemann in das Kirchenschiff zurück.
    Das Mädchen hockte sich auf den Schemel und hielt den Kopf gesenkt.
    »Du heißt Egeria, nicht wahr?«
    Das Mädchen nickte.
    »Ich heiße Fidelma und muss dir ein paar Fragen stellen«, wiederholte sie. »Wir müssen herausbekommen, wer die schreckliche
     Tat begangen hat.«
    Mit tränenverschleierten Augen blickte das Mädchen zu Fidelma auf.
    »Docco wird mir dadurch nicht wiedergegeben. Aber ich will dir antworten, so gut ich kann.«
    »Du hast deinen Bruder sehr gern gehabt, nehme ich an?«
    »Er war mein Ein und Alles. Wir beide waren Waisenkinder.«
    »Und er hat dich immer beschützt?«
    »Ich bin …
war
jünger als er, und er hat mich aufgezogen. Unsere Eltern wurden bei einem Raubzug der Franken getötet, und seitdem war er
     das Oberhaupt der Familie.«
    »Weshalb seid ihr nach Rom gereist?«
    »Es war eine Pilgerfahrt, die wir uns schon lange vorgenommen hatten.«
    |281| »Hast du erwartet, Enodoc hier zu begegnen?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    »Liebst du Enodoc?«
    Egeria schaute sie an, schwieg einige Augenblicke und schüttelte erneut langsam den Kopf.
    »Enodoc ist aus unserem Dorf. Als Kinder waren wir gute Freunde. Als Freund gefiel er mir, aber mehr war da nicht. Dann ist
     er zur See gefahren, wurde Kapitän eines Handelsschiffs. Ich sehe ihn nur sehr selten. Doch wenn, dann meint er jedes Mal,
     ich gehöre zu ihm.«
    »Er beteuert, dich zu lieben.«
    »Ich weiß. Er hat es mir des Öftern gesagt.«
    »Aber du liebst ihn nicht?«
    »Nein.«
    »Hast du ihm das auseinandergesetzt? Ihn deutlich darauf hingewiesen?«
    »Mehrfach schon. Aber er ist ein sturer Kopf und redet sich ein, nur Docco sei gegen ihn. Docco sei derjenige, der meine Entschlüsse
     für mich fasst.«
    »Du meinst also, er bildet sich ein, Docco sei das Hindernis, das eurer Heirat entgegensteht?«
    Das Mädchen nickte, und dabei wurden ihre Augen größer. »Du denkst doch nicht etwa …?«
    »Ich stelle nur Fragen, Egeria. Wann bist du Enodoc heute begegnet?«
    »Als er zum Gottesdienst kam.«
    »Da warst du und dein Bruder bereits in der Kirche, vermute ich?«
    Sie bestätigte es nickend.
    »Und ihr hattet wie immer in der ersten Reihe Platz genommen?«
    »Ja.«
    |282| »Hat sich dein Bruder stets ganz vorn hingesetzt?«
    Egeria schluchzte und wischte sich eine Träne ab. »Er wollte immer als Erster das Abendmahl empfangen und hat sich daher immer
     in die Nähe des Priesters gesetzt. Das hatte er sich zur Gewohnheit gemacht, auch zu Hause schon.«
    »An welcher Stelle in der Messe hat sich Enodoc zu euch gesellt?«
    »Wenige Augenblicke nach Beginn der Andacht. Ich hatte schon gehofft, er hätte sich mit der Situation abgefunden, aber dann
     kam er doch, atemlos und erregt, als wäre er in großer Eile. Fast glaubte ich, der Priester, Pater Cornelius, würde ihn rügen,
     denn er hielt im Staffelgebet inne, als sich Enodoc setzte.«
    »Warum sollte er ihn rügen? Ich bin selber zu spät gekommen, und Pater Cornelius hat deshalb nicht die Messfeier unterbrochen.«
    »Weil Enodoc von hinter dem Altar hereinkam, den Raum vor dem Priester überquerte und sich zu uns begab.«
    Das verschlug Fidelma geradezu die Sprache. »Meinst du im Ernst, Enodoc hat die Kirche durch die Sakristei betreten?«
    Egeria zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, woher. Jedenfalls ist er durch die Tür da gekommen.« Sie wandte sich

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