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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Bressal, Bischof am Hof von Fáelán der Uí Dúnlainge, dem König von Laighin, ein glühender Verfechter
     des Pferdesports war. Im Grunde genommen gab es nur wenige in den fünf Königreichen von Éireann, die das nicht waren. Selbst
     das alte Wort für ein bekanntes Fest in Éireann,
aenach
, bedeutete »Wettstreit der Pferde«; da strömten die Menschen zusammen, debattierten über gewichtige Dinge, ließen ihre Pferde
     rennen, schlossen Wetten auf sie ab, schmausten, freuten sich ihres Lebens und feierten nach Herzenslust. Erst in jüngster
     Zeit hatte der Erzbischof und Primas Ultan von Armagh begonnen, die beliebten Volksfeste als dem Glauben abträglich zu verurteilen,
     sie als Gotteslästerung und heidnische Verderbtheit hinzustellen. Er erreichte mit seinen Anprangerungen nicht viel; die meisten,
     selbst sein eigener Klerus, setzten sich darüber hinweg. Die alten Sitten und Bräuche waren zu tief in den Menschen verwurzelt,
     als dass die Vorurteile eines einzigen Mannes sie hätten ändern, geschweige denn ausmerzen können.
    Auch Abt Laisran und Schwester Fidelma rührten seine Vorhaltungen wenig, mischten sie sich doch unter die Menge, die zum Aenach
     Lifé, dem jährlichen Fest strebte, das auf der großen Ebene abgehalten wurde. Seit alten Zeiten, seit dem Hochkönig Conaire
     Mór, hieß die Rennbahn Curragh Lifé, so benannt nach dem mächtigen Fluss, der sich in unmittelbarer Nähe vorbei an den Wällen
     der Hügelfestung Dún Aillin seinen Weg bahnte. Die Legende wollte es, dass schon die heilige Brigid, die Begründerin des Ordens
     in dem nahen Kildare, dem auch Fidelma angehörte, ihre Pferde auf ebendieser Ebene ins |329| Rennen geschickt hatte. Jetzt war der Curragh die in allen fünf Königreichen beliebteste Rennstrecke, und zum Aenach Lifé
     strömten die Menschen aus allen Ecken Irlands. Jedes Jahr war der König von Laighin höchstpersönlich anwesend, eröffnete das
     Fest und hatte auch selbst die unbestritten besten Rösser aus den königlichen Stallungen im Einsatz.
    Fidelma wehrte einen jungen Burschen ab, der ihr heiße Pfannkuchen aufschwatzen wollte, und sah ihren um beträchtliche Jahre
     älteren Begleiter schmunzelnd an.
    »Hast du Bischof Bressal heute schon gesehen?«
    »Er soll hier gewesen sein, aber selbst gesehen habe ich ihn nicht. Er schickt heute sein Lieblingspferd Ochain ins Rennen.
     Seinen Jockey Murchad hingegen habe ich bereits zu Gesicht bekommen. Er schließt hohe Wetten ab, er würde mit Ochain gewinnen.
     Wie der Bischof ist auch er von sich und seinem Pferd überzeugt.«
    Fidelma überlegte und schürzte die Lippen.
    »Ochain. Von einem Ross mit dem Namen habe ich schon mal gehört. Wie kann man ein Pferd nur ›der Stöhnende‹ nennen?«
    »Angeblich gibt Ochain, wenn er spürt, er ist am Gewinnen, einen stöhnenden Laut von sich. Pferde sind kluge Wesen.«
    »Oft klüger als Menschen«, stimmte ihm Fidelma zu.
    »Unter uns gesagt, bestimmt klüger als der gute Bischof«, spöttelte Laisran. »Er prahlt öffentlich damit herum, er würde heute
     das Rennen gegen Fáeláns Pferd gewinnen, und das entzückt den König nicht gerade. Es hat sich bereits herumgesprochen, dass
     der König über das angeberische Getue des Bischofs reichlich verärgert ist.«
    »Fáelán lässt heute eins seiner Pferde laufen?«
    »Sein bestes sogar. Damit steht, ehrlich gesagt, der Ausgang schon fest. Im Sattel sitzt Illan, des Königs bester Reiter,
     und |330| wenn der Aonbharr zwischen seinen Schenkeln hat, kommt keiner in Laighin an ihn ran … Auch nicht ein Murchad auf Ochain. Nebenbei
     gesagt, wird es Bischof Bressal wenig freuen, dass ausgerechnet Illan das Pferd des Königs reitet.«
    »Wieso das?«
    »Früher hat Illan Bressals Pferde auf die Rennen vorbereitet und sie bei Wettkämpfen auch geritten. Dann hat der König von
     Laighin ihm mehr Geld geboten und ihn so für die Arbeit mit Aonbharr abgeworben.«
    Aonbharr, das Pferd des Königs, war auch Fidelma ein Begriff. Es war unglaublich schnell, und der König hatte es nach dem
     sagenumwobenen Pferd des alten Gottes der Meere, Manánnan Mac Lir, benannt, einem wundersamen Ross, das über Land und Wasser
     fliegen konnte, ohne an Tempo zu verlieren. »Ich habe vergangenes Jahr das Pferderennen auf dem Curragh gesehen, da konnte
     keins der anderen Tiere mit ihm mithalten. Da muss Bressals Pferd schon enorm gut sein, oder seine Prahlerei wird ihn teuer
     zu stehen kommen.«
    »Du warst das Jahr über auf

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