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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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umgebracht? Irgendetwas stimmte hier
     nicht.
    |325| Plötzlich trat ein spitzbübisches Lächeln auf Fidelmas Gesicht.
     
    Eine Stunde später stand sie wieder vor Illands Hütte.
    Ainder begrüßte sie.
    »Ich werde dich nicht lange aufhalten, Ainder«, sagte Fidelma. »Ich möchte nur etwas klarstellen. Du hast mir gesagt, dass
     Nath dich liebt?«
    Ainder nickte und sah sie neugierig an.
    »Aber du hast seine Liebe nicht erwidert«, fuhr Fidelma leise fort. »Du hast ihn nie geliebt. Du hast ihn nur benutzt.«
    Ainder warf Fidelma einen wütenden Blick zu. Sie sah den Augen der Nonne an, dass sie alles wusste.
    »Pater Allán steht unter Arrest, denn man verdächtigt ihn des Mordes an Moenach. Muirenn ist wieder frei, und Nath ist ebenfalls
     unschuldig. Sein einziges Vergehen war, dass er sich leicht hinters Licht führen ließ.«
    Eine ganze Weile sagte Ainder nichts. Dann vermochte sie nicht länger zu schweigen.
    »Nath ist schwach, hat keinerlei Begabung. Allán ist der Sohn eines Stammesfürsten, hat einen guten Ruf und eine gute Stellung
     im Leben. Ich, wir …«
    Plötzlich begriff sie, was sie soeben zugegeben hatte. Sie ließ die Schultern hängen und fragte mit einer Kleinmädchenstimme:
     »Was geschieht nun mit mir?«
    Fidelma verspürte keinerlei Mitgefühl mit dieser Kindfrau. Sie liebte Pater Allán offenbar genauso wenig, wie sie Nath geliebt
     hatte. Sie wollte ihn nur benutzen, um ihre Stellung in der Welt zu verbessern. Pater Allán dagegen war ganz vernarrt in das
     Mädchen. So sehr, dass er, nachdem er von der Vergewaltigung gehört und dies von ihr bestätigt bekommen hatte, Moenach aufgelauert
     und ihn umgebracht hatte. Die Wut, mit der |326| er auf Naths Bericht reagiert hatte, war keine Wut, sondern Eifersucht gewesen.
    Dann hatten sich Pater Allán und Ainder verschworen, die Tat zwei Unschuldigen anzuhängen. Muirenn hätte wahrscheinlich ihre
     Unschuld beweisen können. Aber Nath hatten sie zu einem Verhalten überredet, das ihn verdächtig machte. Sie hatten seine naive
     Zuneigung zu Ainder ausgenutzt und den verliebten jungen Mann zynisch betrogen.
    »Du wirst der Mittäterschaft am Mord an Moenach angeklagt werden«, sagte Schwester Fidelma.
    »Aber ich bin doch nur …«
    »Ein junges Mädchen?«, ergänzte Fidelma trocken. »Nein. Wie du schon einmal gesagt hast, bist du erwachsen und kannst deine
     eigenen Entscheidungen treffen. Vor dem Gesetz giltst du als verantwortlich. Du wirst vor Gericht gestellt.«
    Fidelma blickte in das hassverzerrte Gesicht des Mädchens. Sie dachte an den verliebten Bruder Nath und den liebeskranken
     Pater Allán.
Gar is gráin
– Liebe oder Hass, diese Wörter hatten im Irischen die gleiche Wurzel. Wie hatte doch der große Dichter Dallán Forgaill geschrieben?
     Liebe und Hass sind aus dem gleichen Ei geschlüpft.

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    |327| SCHMÄHLICHER TOD EINES PFERDES
    »Das beste Heilmittel für alle Übel der Menschheit ist ein Pferderennen. Es nimmt den Leuten die Streitlust und Habgier. Ohne
     Pferderennen wäre die Welt um ein Vieles grausamer.«
    Der das sagte, war Abt Laisran von Durrow, ein kleiner, rundlicher Mann mit gerötetem Gesicht, der übersprudelte vor Humor
     und Lebenslust. Wo er ging und stand, strahlte er Fröhlichkeit aus; er war mit der seltenen Gabe gesegnet, stets die positive
     Seite der Dinge zu sehen. Für ihn war die Welt geschaffen, um ihren Bewohnern Freude zu bereiten.
    Schwester Fidelma von Kildare, die neben ihm ging, hatte für seine philosophische Feststellung ein spitzbübisches Grinsen,
     das ihr als Mitglied der frommen Schwesternschaft von Kildare eigentlich nicht anstand.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Erzbischof Ultan deiner Betrachtungsweise wenig abgewinnt, erwiderte sie und unternahm einen
     schwachen Versuch, sich vorwitzig hervordrängende rote Haarsträhnen zurückzuschieben.
    Um den Mund des Abts zuckte es amüsiert, als er seinen einstigen Schützling ansah. Er war es gewesen, der seinerzeit Fidelma
     zum Studium der Rechtswissenschaft unter dem weithin gerühmten Brehon Morann von Tara gedrängt hatte. Auch später, als sie
     es bis zum Rang eines
anruth
gebracht hatte, war sie seinem Rat gefolgt und ins Kloster der heiligen Brigid eingetreten.
    |328| »Dafür würde Bischof Bressal mit mir übereinstimmen«, sagte er vergnügt. »Er hat zwei Pferde, die er regelmäßig ins Rennen
     schickt, und er hat auch nichts dagegen, dass man Wetten auf sie abschließt.«
    Fidelma war bekannt, dass

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