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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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»erfahren, dass du mit Abt Laisran hier an der Rennbahn bist.«
    Sie schaute ihn aufmerksam an.
    »Weißt du schon, was geschehen ist?«, fiel Énna seinem König ins Wort, den dessen vorwitzige Art störte. Noch ehe Fidelma
     auf Énnas Frage antworten konnte, fuhr Fáelán fort: »Mein bester Rennreiter wurde ermordet, auch hat es jemand darauf angelegt,
     mein bestes Pferd zu töten. Vom Tierarzt höre ich, es liegt im Sterben und wird die nächsten Stunden nicht überleben.«
    »Dein Leibwächter hat es mir gesagt«, erwiderte Fidelma. »Auch weiß ich, dass man Bischof Bressal festgenommen hat.«
    »Es geschah auf mein Geheiß«, bestätigte der König. »Wenn einer aus der Gräueltat Gewinn ziehen kann, dann er. Du musst nämlich
     Folgendes wissen …«
    »Ich habe von euren Streitigkeiten wegen der Pferderennen gehört.« Sie winkte ab. »Nur warum verlangst du nach mir? Du hast
     doch deinen eigenen Brehon.«
    Fast unmerklich zuckte Fáelán ob ihrer formlosen Art zusammen und erklärte dann: »Er ist heute nicht anwesend. Es bedarf aber
     eines Brehons, weil nur er darüber befinden kann, ob es gerechtfertigt ist, den Bischof in Haft zu nehmen und vor Gericht
     zu stellen. Und da es sich in diesem Fall um einen hohen geistlichen Würdenträger handelt, ist es ein glücklicher Zufall,
     dass ich mit deiner Person eine
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habe, die gleichzeitig Mitglied eines frommen Ordens ist.«
    »Lass mich also die Fakten hören. Wer hat die Leiche deines Rennreiters entdeckt?«
    »Ich.«
    Die Antwort kam von Dagháin. Fidelma wandte sich ihr zu und hatte so die Möglichkeit, sie etwas genauer in Augenschein zu
     nehmen. Sie war blond, hatte eigentlich nichts Besonderes |334| an sich, und auch ihre Gesichtszüge sprühten nicht gerade vor Lebhaftigkeit. Mit ihren grauen und kalten Augen sah sie Fidelma
     unerschütterlich an.
    »Erzähl den Hergang der Geschichte.«
    Dagháin vergewisserte sich mit einem fragenden Blick beim König, und als der ihr billigend zunickte, schaute sie wieder Fidelma
     an.
    »Es ist eine Stunde her. Ich war gerade angekommen, wegen der Rennen. Ich bin in Illans Zelt gegangen und fand ihn dort auf
     der Erde liegen. Er war tot. Dann bin ich zu meinem Mann gelaufen, der beim König war, und habe ihnen berichtet, was ich gesehen
     hatte.«
    Ihre Stimme war sachlich und ohne Arg.
    »Vielleicht könnten wir das noch einmal ausführlicher durchgehen«, ermunterte Fidelma sie freundlich. »Du warst gerade angekommen,
     woher?«
    »Meine Frau und ich haben auf der Festung Dún Ailinn übernachtet«, antwortete Énna an ihrer statt. »Hierher gekommen bin ich
     heute früh, um mich mit Fáelán zu treffen.«
    Fidelma nickte.
    »Was führte dich unmittelbar in Illans Zelt, dass du nicht erst Ausschau nach deinem Mann gehalten hast?«
    Errötete Dagháin ein wenig? Geriet sie ins Zögern?
    »Ganz einfach, ich wollte nach Aonbharr, dem Pferd, sehen. Es ist in den Stallungen meines Mannes großgeworden und ging erst
     später an den König. Ich sah sofort, dass dem Tier etwas fehlte, und eilte zu Illan, um ihm das zu sagen.«
    »Und da hast du ihn tot vorgefunden?«
    »Ja. Ich war furchtbar erschrocken. Ich wusste mir keinen Rat und rannte hierher.«
    »Bist du in der Eile gestürzt?«
    »Ja«, gab sie überrascht zu.
    |335| »Könnte das erklären, warum deine Kleidung etwas in Unordnung geraten ist?« Es war mehr eine rhetorische Frage, doch die Frau
     nickte, erleichtert, einer Antwort enthoben zu sein.
    »Hast du an Illan etwas erkennen können, das auf die Todesursache hindeutet? Wie lag er da?«
    Dagháin überlegte. »Auf dem Rücken. An seiner Kleidung war Blut, mehr habe ich nicht gesehen. Ich wollte nur gleich meinen
     Mann holen.«
    Ein Schluchzen schreckte Fidelma auf. Es kam von Muadnat, der Gattin des Königs. Mit einem Spitzentüchlein tupfte sie sich
     die Augen ab.
    »Du musst schon entschuldigen«, griff der König sogleich ein. »Meine Frau nimmt sich jedwede Form von Gewalt sehr zu Herzen,
     und Illan gehörte zu unserem Hausstand. Hättest du etwas dagegen, wenn sie sich zurückzieht? Über die Vorgänge kann sie ohnehin
     keine Auskunft geben und folglich zu deinen Ermittlungen nichts beitragen.«
    Fidelma bekundete ihr Einverständnis und nickte der Königin zu. Mit einem verkrampften Lächeln erhob sich Muadnat und verließ
     mit ihrer Kammerzofe das Zelt.
    Jetzt galt Fidelmas Aufmerksamkeit Énna.
    »Du hast gehört, was bisher gesagt wurde. Bist du damit

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