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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Schwester Eblenns Zelt. Dann
     nahm das Schicksal seinen Lauf. Er hörte zufällig den Streit zwischen Bressal und Illan, ohne dass er sich zu dem Zeitpunkt
     die Dinge im Einzelnen schon zurechtgelegt hatte.
    Der Gedanke reifte wohl erst, als er wenig später mit Murchad und Sílán zusammenstand und sah, wie Dagháin aus Illans Zelt
     hastete. Ihr Kleid war in Unordnung, auch fehlte der zu ihrer Aufmachung gehörende Dolch. Sie strebte ihrem eigenen Zelt zu.
     Ohne weiter darüber nachzudenken, ließ er eine anzügliche Bemerkung fallen. Sílán und Murchad gingen. In dem Moment, vielleicht
     auch schon kurz zuvor, blitzte in ihm der Gedanke auf, er könnte mit seiner unbedachten Bemerkung gar nicht so falsch gelegen
     haben, was wenn … Und warum fehlte der Dolch?
    Er ging in Illans Zelt und sah Dagháins Dolch in dessen Brust stecken. Sein ungutes Gefühl hatte ihn nicht getrogen. Er zog
     die Mordwaffe heraus, und ein bisher vager Gedanke nahm Gestalt an. Hier bot sich ihm die Gelegenheit, mit Bressal abzurechnen
     und sich einen einträglichen Posten in Dagháins Diensten zu sichern. Er eilte zu ihrem Zelt, zeigte ihr den Dolch und benutzte
     ihn als Druckmittel gegen sie. Er überredete sie, |366| noch eine Weile zu warten, ehe sie zu ihrem Mann ging, dem sie dann die Geschichte erzählen sollte, die sie auch uns vorgegaukelt
     hat. Sie hätte Illan in seinem Zelt aufgesucht, weil ihr aufgefallen war, dass mit Aonbharr etwas nicht stimmte. Diese Auskunft
     war eine Zutat von Angaire, sie war eine glaubhafte Erklärung und zugleich ein wesentliches Teilstück seines verbrecherischen
     Vorhabens.
    Von Dagháin lief er zu Bressals Zelt, entwendete aus Síláns Köcher einen Pfeil, brach ihn in zwei Teile und steckte das hintere
     Ende wieder zurück. Mit dem vorderen Ende und seinem Beutel, der die giftige Kräutermischung enthielt, lief er zurück und
     machte sich ans Werk. Eine beträchtliche Menge des giftigen Zeugs verfütterte er an Aonbharr. Danach begab er sich in Illans
     Zelt, bohrte die Pfeilspitze in die offene Wunde und ließ den Beutel mit den restlichen Kräutern gut sichtbar liegen. Die
     irreführende Spur war gelegt.
    Wie ihr seht, haben wir es mit zwei ursprünglich voneinander unabhängigen Tätern zu tun, die sich zu einem großen Verbrechen
     zusammentaten. Wer von den beiden hat nun die größere Schuld auf sich geladen? Dagháin, eine bemitleidenswerte, abgewiesene
     Frau, oder Angaire, ein untergeordneter, aber rachsüchtiger Mann, der mit seiner Boshaftigkeit beinahe ein noch größeres Unheil
     heraufbeschworen hätte? Eins will ich dir nicht vorenthalten, Fáelán. Wenn es so weit ist, dass Dagháins Fall vor Gericht
     verhandelt wird, möchte ich sie als Anwältin vertreten.«
    »Wie bist du darauf gekommen, Dagháin mit Illan in Verbindung zu bringen?«, wollte Fáelán wissen.
    »Énna selbst hat in einer wie nebensächlich hingeworfenen Bemerkung verlauten lassen, dass seine Frau ein Verhältnis mit Illan
     gehabt hätte. Du wusstest doch von ihrer Liebschaft, Énna, nicht wahr?«
    |367| Der auf seinem Stuhl Zusammengesunkene blickte mit rotumränderten Augen auf. Bekümmert nickte er.
    »Ich wusste davon, ja. Aber dass sie so vernarrt in ihn war und zu solchen Mitteln greifen würde, als er sie von sich wies,
     hätte ich nie gedacht«, flüsterte er. »Fáelán, ich bin eines
tánaiste
nicht würdig, ich trete zurück.«
    »Darüber reden wir später miteinander«, erklärte der König von Laighan mit sichtlichem Unbehagen und darauf bedacht, an Muadnat,
     seiner Frau, vorbeizusehen. »Ich kann mich in deine Situation hineinversetzen. Zweifelsohne gibt es mehrere Opfer in diesem
     schrecklichen Drama. Und doch will mir nicht in den Kopf, warum Dagháin so etwas tun konnte. Sie war die Frau eines
tánaiste
, des rechtmäßigen Anwärters auf den Thron von Laighin, Illan hingegen nichts weiter als ein Rennreiter. Nur weil er sie wegen
     einer neuen Liebschaft von sich stieß, ließ sie sich zu so einer Tat hinreißen?«
    Die Frage war an Fidelma gerichtet.
    »Die Gefühle eines Menschen ergründen zu wollen ist alles andere als einfach, Fáelán«, erwiderte sie. »Aber wenn wir nach
     den Opfern in dieser Geschichte fragen, dann sollten wir in erster Linie an Aonbharr denken. Das arme Tier erlitt einen schmählichen
     Tod, weil es für menschliche Vergehen herhalten musste.«
    Draußen ertönte eine Fanfare.
    Mit einem Stoßseufzer riss sich Fáelán zusammen.
    »Das ist das

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