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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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und schauten zu, wie Fidelma
     in jeden Winkel leuchtete. Sie war noch nicht weit gekommen, als Monchae losschrie und zu Boden fiel. Im Nu eilte Fidelma
     zu ihr. Ihr Mann tätschelte ihr die Hand, im Bemühen, sie damit zur Besinnung zu bringen.
    »Sie ist ohnmächtig geworden«, murmelte er sinnloserweise.
    »Hol Wasser!«, wies ihn Fidelma an. Dann spritzte sie ihr |541| Wasser auf die Stirn und befeuchtete ihre Lippen. Monchae blinzelte und schlug die Augen auf.
    »Was war mit dir? Was hat dich so erschreckt?«
    Monchae starrte sie an, war leichenblass und zitterte am ganzen Leib.
    »Die Sackpfeife!«, stammelte sie. »Sein Dudelsack!«
    »Ich habe keinen Dudelsack gehört«, erwiderte Fidelma.
    »Nein. Mugráns Sackpfeife … da auf dem Tisch!«
    Belach blieb es überlassen, seiner Frau aufzuhelfen, denn Fidelma ging sofort hinüber, hielt die Kerze hoch, und da lag tatsächlich
     ein Dudelsack. Ein ganz gewöhnliches Instrument. Fidelma hatte schon viel bessere, mit mehr Kunstfertigkeit hergestellte gesehen.
    »Was wolltest du mir dazu sagen?«, fragte sie die völlig verstörte Frau, die Belach stützte.
    »Das ist die Sackpfeife von Mugrán. Die hatte er mitgenommen, als er loszog in die Schlacht. Es ist wahr, sein Geist ist zurückgekehrt.
     Oh, ihr Heiligen, beschützt uns!«
    Verzweifelt klammerte sie sich an ihren Mann.
    Fidelma nahm den Dudelsack in die Hand. Der war von der Art, die
cetharchóire
genannt wurde, weil er in vier Tonarten gestimmt war. Er hatte eine Spielpfeife, zwei kürzere Rohrblatt-Bordunpfeifen und
     einen langen Bordun. Eine einfache Sackpfeife, wie sie in fast jedem Haushalt in Irland zu finden war. Fidelma presste die
     Lippen zusammen und überlegte. Als sie zu Bett gingen, hatte kein Dudelsack auf dem Tisch gelegen.
    »Woher nimmst du die Gewissheit, dass es der Dudelsack von Mugrán ist?«, fragte sie.
    »Ich kenne ihn genau«, behauptete Monchae mit Nachdruck. »Weshalb kannst du mit Sicherheit sagen, welches Kleidungsstück dir
     gehört oder welches dein Messer ist? Weil du weißt, wie es gewebt ist, weil du seine Flecken oder Scharten kennst.«
    |542| Sie begann hysterisch zu heulen und zu schluchzen.
    Fidelma riet Belach, seine Frau ins Bett zu bringen.
    »Nimm dich in Acht, Schwester«, grummelte er und ging mit Monchae los. »Gewiss sind hier finstere Mächte am Werk.«
    Fidelma lächelte unmerklich. »Ich vertrete eine stärkere Macht, Belach. Nichts geschieht auf Erden, ohne dass Er es will.«
    Als sie fort waren, betrachtete sie noch eine Weile die Sackpfeife, konnte das Rätsel aber nicht lösen. Sie ließ das Instrument
     auf dem Tisch liegen und stieg die Treppe zu ihrer Schlafkammer hoch. Dankbar spürte sie, dass ihr Bett noch warm war, denn
     erst jetzt wurde ihr bewusst, wie kalt ihr Hände und Füße geworden waren.
    Lange lag sie wach und grübelte über die rätselhaften Vorgänge nach, deren Zeuge sie in diesem abgelegenen Flecken in den
     Bergen wurde, und fragte sich, ob nicht doch übernatürliche Kräfte im Spiel waren. Fidelma gestand sich ein, dass es Mächte
     der Finsternis gab. Es wäre ja närrisch, an Gott zu glauben und gleichzeitig leugnen zu wollen, dass es auch den Teufel gab.
     Wenn das Gute existierte, dann zweifellos auch das Böse. Nur hatte Erfahrung sie gelehrt, dass stets Menschen die Urheber
     des Bösen waren.
    Darüber war sie eingeschlafen. Es war noch dunkel, als sie erschrocken hochfuhr. Sie brauchte einige Augenblicke, ehe sie
     begriff, was sie ein zweites Mal in der Nacht weckte. In weiter Ferne spielte ein Dudelsack. Es klang lieblich und sanft.
     Das einschläfernde
súan-traige
war es, das schöne, wehmütige Wiegenlied.
»Codail re suanán saine …« –
»Schlafe sanft und in himmlischer Ruh.«
    Fidelma kannte es gut, in ihrer Kindheit war ihr oft die liebliche, einlullende Melodie vorgesungen worden. Mit einem Ruck
     setzte sie sich auf und schwang sich aus dem Bett. Die |543| Musik war kein Traum. Sie kam irgendwo von draußen. Vorsichtig öffnete sie einen Spalt die Fensterladen.
    Wie ein weißer Teppich lag der Schnee auf den Hügeln und Bergen der Umgebung. Am Himmel türmten sich schwere grauweiße Schneewolken.
     Dennoch war die Nacht hell, man konnte meilenweit sehen. Der Mond hatte einen Hof aus Eiskristallen, die Luft war eisig, es
     war märchenhaft still. Ihr warmer Atem stieg in die Luft und löste sich gleich wieder in nichts auf.
    Sie erstarrte, ihr Herz begann wie wild zu hämmern, als wollte ein

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