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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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verrückter Trommler die Toten erwecken. Auf dem kleinen
     runden Hügel vor dem Gasthof stand einsam und allein eine Gestalt mit einem Dudelsack und spielte das Wiegenlied, von dem
     sie aufgewacht war. Ein merkwürdiges Leuchten, das den Spielenden umgab, fesselte sie und flößte ihr zugleich Furcht ein.
     Es war wie ein schimmernder Glanz, und kleine Sterne funkelten im Widerschein des Schnees.
    Reglos stand Fidelma da und sah gebannt hinaus. Die Melodie verlor sich, die Erscheinung wandte den Kopf zum Gasthof und gab
     ein Wehgeschrei von sich. »Ich bin allein! Bin so allein, Monchae! Weshalb hast du mich verlassen? Ich bin so einsam! Bald
     komme ich und hole dich!«
    Wahrscheinlich waren es die zu Herzen gehenden Rufe, die Fidelma aus der Starre lösten. Sie griff sich ihre Schuhe und ihren
     Umhang und hastete die Treppe hinunter in die düstere Gaststube. Von oben rief ihr Belach nach. »Geh nicht hinaus, Schwester!
     Da steht der Böse. Das ist der Schatten von Mugrán!«
    Fidelma ließ sich nicht abhalten. Sie zog die Türriegel zurück und stürzte hinaus in die frostige Nacht, stapfte durch den
     tiefen Schnee und spürte die Nässe und Kälte an ihren nackten Beinen. Bevor sie noch den Hügel erreichte, war sie sich darüber |544| im Klaren, dass die unheimliche Gestalt nicht mehr da sein würde. Dennoch stieg sie hinauf. Sie fand niemand vor, der nächtliche
     Dudelsackspieler war spurlos verschwunden. Mit festem Griff zog sie den Umhang enger um die Schultern. Sie zitterte, doch
     das lag an der Kälte der Nacht, nicht etwa daran, dass sie sich vor dem Gespenst fürchtete.
    Sie holte tief Luft und suchte nach Fußspuren, entdeckte aber keine. Bei genauerem Hinsehen merkte sie dann, so unberührt
     wie sonst überall wirkte der Schnee auf dem Hügel nicht. Die Oberfläche war aufgeraut, wie vom Sturm aufgewühlt. Auch ein
     merkwürdiges Funkeln fiel ihr auf. Sie nahm eine Handvoll Schnee, er glitzerte, zeigte ein merkwürdiges Glimmen.
    Unschlüssig wandte sie sich um und ging in ihren Fußstapfen zurück. Belach erwartete sie aufgeregt mit dem Schwert in der
     Hand an der Tür.
    »Wenn das ein Geist ist, wirst du damit wenig gegen ihn ausrichten können«, bemerkte sie spöttisch und grinste ihn an.
    Belach schwieg, verschloss aber die Tür und verriegelte sie, sobald Fidelma im Gastraum war. Wortlos stellte er das Schwert
     in die Ecke, während sie zur Feuerstelle ging, um sich aufzuwärmen.
    Monchae stand auf der untersten Treppenstufe, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und stöhnte leise. Fidelma holte den
     Krug mit
corma
, goß sich davon ein und nahm einen kräftigen Schluck. Dann füllte sie einen anderen Holzbecher und reichte ihn der Frau.
    »Hast du das gehört? Hast du es gesehen?«, jammerte die Wirtin.
    Fidelma nickte nur. Belach nagte an den Lippen. »Das ist der Geist von Mugrán. Unser Schicksal ist besiegelt.«
    »Unsinn!«, entrüstete sich Fidelma.
    »Und wie erklärst du dir das da?« Belach wies auf den Tisch. |545| Der war leer. Dabei hatte der Dudelsack dort gelegen, als sie wieder ins Bett gegangen war.
    »Bis die Sonne aufgeht, dürfte es noch zwei Stunden dauern«, meinte Fidelma bedächtig. »Ich möchte, dass ihr euch beide in
     eure Schlafstube zurückzieht. Mit dem hier unten muss ich allein fertig werden. Was ihr auch hört, ich möchte, dass ihr solange
     oben bleibt, bis ich euch rufe.«
    Belach starrte sie an, seine Züge waren bleich und angstverzerrt. »Du willst dich doch nicht auf einen Kampf mit dieser verderblichen
     Macht einlassen?«
    »Doch, das will ich«, sagte sie mit allem Nachdruck.
    Er schüttelte bekümmert den Kopf und half seiner Frau die Treppe hinauf. Fidelma blieb im Dunkeln zurück und überlegte. Sie
     hatte das unbestimmte Gefühl, egal, was sich in diesem einsamen Gasthaus zusammenbraute, es würde über kurz oder lang zum
     Ausbruch kommen. Vielleicht sogar noch vor Sonnenaufgang. Von zwingender Logik war das nicht, doch Fidelma hatte längst die
     Erfahrung gemacht, dass es unklug war, seinem Instinkt zu misstrauen.
    Sie tastete sich zum anderen Ende der Gaststube bis zu einem Alkoven. Das Einzige, das dort stand, war eine breite Holzbank.
     Sie ließ sich darauf nieder, hüllte sich in ihren Umhang und wartete. Worauf, wusste sie nicht. Aber sie war davon überzeugt,
     nicht lange warten zu müssen, bis sich wieder etwas ereignete.
    Sie sollte recht behalten. Schon bald hörte sie abermals die Töne der Sackpfeife. Diesmal war es

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