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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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es ist eine Strafe, die Gott verhängt.«
    »Steh uns bei, Schwester«, flüsterte Monchae. »Ich fürchte, Mugrán ist gekommen und will unsere Seelen holen … Aus Rache,
     weil ich Belach liebe und nicht ihn.«
    »Wie kommst du darauf?«, meinte Fidelma leicht spöttisch.
    »Ich habe ihn gehört. Ich habe seine Stimme gehört, aus der Anderswelt hat er gestöhnt: ›Ich bin allein! So allein!‹, hat
     er gerufen. ›Komm zu mir, Monchae!‹ Ah, oft und oft habe ich es gehört, diese Geisterklage!«
    Fidelma sah der Frau an, dass es ihr völlig ernst damit war.
    »Du hast das wirklich gehört? Wann und wo war das?«
    »Vor drei Tagen in der Scheune. Ich hab die Ziegen gemolken, wir machen Käse aus der Milch. Da habe ich Mugrán flüstern gehört.
     Ich schwöre, das war seine Stimme. Überall um mich herum war die Stimme.«
    |536| »Hast du gesucht, woher die kam?«
    »Suchen? Nach einem Geist?« Monchae klang aufgebracht. »Gerannt bin ich, was ich konnte, ins Haus hinein, hab mich an mein
     Kruzifix geklammert.«
    »Gesucht habe ich«, versicherte Belach gelassen. »Hab alles abgesucht, denn wie du, Schwester, suche ich Erklärungen erst
     in dieser Welt, bevor ich die Anderswelt in Betracht ziehe. Weder in der Scheune noch im Gasthaus habe ich jemand gefunden,
     von dem diese Laute kommen konnten. Doch ich hatte so meine Zweifel, genau wie du, Schwester. Ich habe unseren Esel genommen
     und bin hinunter ins Tal geritten zum Gehöft von Dallán. Das ist der Stammesfürst, der mit Mugrán zum Loch Derg gezogen war.
     Er hat Stein und Bein geschworen, Mugrán ist seit sechs Jahren tot. Er hat den Leichnam selbst gesehen. Was sonst hätte ich
     noch machen können?«
    Fidelma nickte nachdenklich.
    »Also, Monchae, nur du hast Mugrán reden gehört?«
    »Nein!«, rief Belach überraschend dazwischen. »Bei Patrick und allen Aposteln, ich hab die Stimme auch gehört.«
    »Und was hat diese Stimme zu dir gesagt?«
    »Sie hat gesagt: ›Hüte dich, Belach. Du stehst in den Schuhen eines Toten, aber ohne den Segen seines Geistes.‹ Das und nichts
     anderes hat sie gesagt.«
    »Und wo hast du das gehört?«
    »Wie Monchae in der Scheune, da hat die Stimme zu mir gesprochen.«
    »Na schön. Ihr habt einen toten Raben gesehen, habt einen Dudelsack von weitem spielen gehört und habt eine Stimme vernommen,
     von der ihr meint, es sei die von Mugrán. Und doch muss es eine vernünftige Erklärung dafür geben.«
    »Erklärung?«, fuhr Monchae auf. »Dann erklär mir doch bitte Folgendes, Schwester. Gestern Nacht hab ich die Musik |537| wieder gehört. Ich bin davon aufgewacht. Der Schneesturm hatte sich gelegt, der Himmel war klar, und der Mond schien. Bei
     dem Schnee war es hell wie am Tage. Da hörte ich die Musik von neuem.
    Ich nahm allen Mut zusammen und bin ans Fenster gegangen, habe die Fensterladen aufgestoßen. Von da sieht man einen Hügel,
     keine hundert Schritte entfernt, einen kleinen schneebedeckten Hügel. Da stand ein Mann drauf, hielt einen Dudelsack in den
     Händen und spielte ein Klagelied. Dann hat er eine Pause gemacht, hat mich angeschaut und gerufen: ›Ich bin so allein, Monchae.
     Bald hole ich dich. Dich und Belach.‹ Danach hat er sich umgedreht und …«
    Sie schluchzte auf und sank Belach in die Arme.
    Fidelma schaute sie ratlos an. »War das eine Gestalt aus Fleisch und Blut?«
    Angsterfüllt blickte sie zu Fidelma hin. »Das ist es ja. Der Körper schimmerte richtig.«
    »Schimmerte?«
    »Da war so ein seltsames Leuchten drum herum, es leuchtete wie eine geisterhafte Flamme. Ganz bestimmt war das ein Dämon aus
     der Anderswelt.«
    Fidelma wandte sich Belach zu. »Hast du diese Erscheinung auch erblickt?«, fragte sie ihn und wartete fast darauf, dass er
     es bejahte.
    »Nein. Ich habe Monchae aufschreien gehört, und davon wurde ich wach. Sie hat mir erzählt, was sie eben erlebt hatte, und
     da bin ich in der Nacht gleich hinausgegangen zu dem Hügel. Hatte gehofft, Spuren zu finden, dass da ein Mensch gestanden
     hatte. Doch gefunden habe ich nichts.«
    »Keinerlei Anzeichen im Schnee, dass da jemand gewesen war?«
    »Ich sage dir ja, nichts von einer menschlichen Spur war da. |538| Der Schnee war frisch gefallen. Bloß etwas war merkwürdig …«
    »Was war merkwürdig?«
    »Auf dem Schnee lag ein seltsames Leuchten, es glitzerte irgendwie unheimlich.«
    »Aber Fußabdrücke oder sonstige Spuren hast du nicht gesehen?«
    »Nein.«
    Die Frau schluchzte vor sich hin. »Das alles ist

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