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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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verraten hatte.
    Sie schaute zu der Frau auf, die neben ihr stand. »Warum war die Tür eures Gasthauses zugesperrt, Monchae? Warum musste ich
     bitten und betteln, eingelassen zu werden? Das Gesetz über Herbergen und Wirtshäuser kennt ihr doch gewiss.«
    Monchae presste die Lippen zusammen. »Wirst du uns bei dem
bó-aire
anzeigen?«
    Das war der für die Gegend zuständige Friedensrichter.
    »Lieber möchte ich erfahren, warum ihr euch so eingeigelt habt. In der Kälte könnte ja jemand umkommen, bevor ihr ihn einlasst.«
    Ratlos nagte die Frau an den Lippen.
    Noch ehe sie antworten konnte, flog die Tür auf, eisiger Wind schoss herein, und Schneeflocken wirbelten umher. Nur kurz blieb
     Belach im Türrahmen stehen, auf seinem bleichen Gesicht malte sich das nackte Entsetzen. Er stöhnte auf, kam herein und schloss
     die Tür hinter sich. Das Schwert hielt er immer noch wie eine Waffe vor sich. Dann schob er geschwind alle Riegel vor. Verwundert
     verfolgte Fidelma sein Tun.
    |531| Monchae war erstarrt und hielt sich die Wangen. Belach wandte sich ihnen zu, seine Lippen zitterten.
    »Ich hab ihn gehört!«, brachte er heraus, und dabei wanderten die Augen zwischen seiner Frau und Fidelma hin und her. »Ich
     hab ihn gehört!«
    »Oh, Maria, Muttergottes, beschütz uns!«, jammerte die Frau und schwankte, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Fidelma streng.
    Belach sah sie flehend an und antwortete kläglich: »Ich war in der Scheune, hab deinem Pferd Streu hingeschüttet, Schwester,
     und habe ihn gehört.«
    »Wen hast du gehört?«, rief Fidelma und suchte ihre Ungeduld zu bezähmen.
    »Den Geist von Mugrán«, ächzte Monchae und fing an zu schluchzen. »Steh uns bei, Schwester. Um Christi willen! Steh uns bei!«
    Fidelma erhob sich, nahm die Frau sacht am Arm und führte sie dichter ans Feuer. Sie spürte, dass Belach zu erregt und nicht
     in der Lage war, seiner Frau beizustehen. Sie griff sich einen Krug, vergewisserte sich, dass
corma
darin war, ein aus Gerste gebrauter Schnaps, und goss etwas davon in einen Becher. Den reichte sie der Frau und redete ihr
     gut zu, einen Schluck zu trinken.
    »Erzähl mir, was das alles auf sich hat. Sonst kann ich euch überhaupt nicht helfen.«
    Monchae schaute Belach an, wie um seine Erlaubnis einzuholen, und bedächtig nickte er zustimmend. »Erzähl ihr alles von Anfang
     an«, murmelte er.
    Aufmunternd lächelte Fidelma sie an. »Eine Geschichte von Anfang an zu erzählen ist immer das Beste«, scherzte sie. Aber der
     Gastwirtsfrau stand der Sinn nicht nach Fröhlichkeit.
    |532| Fidelma setzte sich vor sie hin und schaute ihr erwartungsvoll ins Gesicht. Nicht lange, und Monchae fing an zu erzählen,
     stockend zunächst, dann aber immer flüssiger.
    »Ich war ein ganz junges Ding, als ich hierherkam. Als Braut des Gastwirts kam ich, das war damals ein Mann namens Mugrán.
     Belach ist mein zweiter Mann, musst du wissen«, fügte sie rasch hinzu.
    Da Fidelma darauf nichts erwiderte, fuhr sie fort. »Mugrán war ein guter Kerl. Aber manchmal hatte er so seltsame Anwandlungen.
     Musik konnte er wunderbar machen, spielte ausgezeichnet auf dem Dudelsack. In dem Raum hier hat er oft die Leute unterhalten,
     von weit und breit kamen die, um ihn zu hören. Aber ein unruhiger Geist war er immer. Ich merkte bald, dass ich die ganze
     Arbeit hatte mit der Wirtschaft, während er seinen Träumereien nachhing. Mugráns jüngerer Bruder Cano hat mir oft geholfen,
     stand aber stark unter dem Einfluss seines Bruders.
    Sechs Jahre ist es her, da entzündete unser Stammesfürst das
crois-tara
, das flammende Kreuz, und schickte seine Reiter von Dorf zu Dorf. Jeder Clan sollte eine Schar Kämpfer ins Aufgebot des Cathal
     Cú cen Máthair von Cashel entsenden. Der wollte in die Schlacht gegen Guaire von Connacht ziehen. Eines Morgens eröffnete
     mir Mugrán, dass er und Cano sich der Schar der Krieger anschließen würden. Als ich dagegen aufbegehrte, hat er mich beruhigt.
     Um meine Sicherheit müsste ich nicht bangen. Er hätte im Gasthaus eine Erbschaft hinterlegt, die mich vor Armut schützen würde.
     Wenn ihm was zustoßen sollte, würde es mir an nichts fehlen. Sprach’s, stand auf und zog mit Cano los.«
    Ihrer Stimme war anzumerken, wie sehr sie das selbst jetzt noch erbitterte.
    »Die Zeit schlich dahin. Der Sommer kam und ging, und ich |533| mühte mich, den Gasthof zu halten. Als der Schnee des Winters wegtaute,

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