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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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nicht das sanfte Wiegenlied,
     sondern eine Trauerweise, die herzzerreißende Klage des
gol-traige
, voller Schmerz, Wehmut und Verlangen.
    Fidelma neigte den Kopf, suchte zu ergründen, aus welcher Richtung die Töne kamen. Von draußen offenbar nicht, es klang eher
     wie ein Echo drinnen im Haus, drang durch die Dielen, durch die Wände, hallte wider von den Dachbalken.
    |546| Es überlief sie kalt. Noch konnte sie sich nicht entschließen, die Quelle zu suchen, betete aber, Monchae und Belach würden
     sich an ihre Weisung halten und in ihrer Kammer bleiben.
    Sie wartete, bis das Lied zu Ende war. Jetzt herrschte Stille in dem alten Haus. Dann hörte sie etwas, hörte das Geräusch,
     von dem sie das erste Mal wach geworden war – ein leises Schlurfen. Sie beugte sich vor, hatte Mühe, im Dunkeln etwas zu erkennen.
     Aus dem Fußboden schien eine Gestalt zu wachsen; langsam schob sie sich am anderen Ende des Raums hoch.
    Ihr stockte der Atem. Die Gestalt richtete sich zu voller Größe auf, trug etwas unter dem Arm, augenscheinlich den Dudelsack,
     und ging, merkwürdig hinkend, auf den Tisch zu. Immer wenn das Licht der auf dem Herd glühenden Torfsoden den Umhang der Erscheinung
     streifte, glitzerte es, als ob Myriaden winziger Fünkchen tanzten.
    Fidelma stand auf. »Schluss mit dem Verwirrspiel«, rief sie energisch.
    Das Wesen ließ den Dudelsack fallen und fuhr herum, suchte zu erfassen, wer da sprach, und holte erschrocken tief Luft. »Bist
     du das, Monchae?«, zischte es höhnisch.
    Und ehe sich Fidelma versah, flog die Gestalt quer durch den Gastraum auf sie zu. Im flackernden Schein des Herdfeuers nahm
     sie das Aufblitzen einer erhobenen Klinge wahr, umklammerte instinktiv mit beiden Händen den ausholenden Arm und stemmte sich
     gegen den Angreifer, um die Wucht seines Körpers abzufangen.
    Der grunzte wütend, als sein Überraschungsangriff fehlschlug. Der Zusammenstoß ihrer Leiber warf Fidelma zurück in den Alkoven
     und gegen die Holzbank. Sie stöhnte auf vor Schmerz. Ihr Gegner hatte ihren Griff abschütteln können und hob erneut das Messer.
    »Du hättest besser fliehen sollen, Monchae, solange die Gelegenheit |547| war«, knurrte eine Männerstimme. »Weder dir noch deinem Alten wollte ich etwas antun. Wollte euch nur aus dem Gasthof vertreiben.
     Aber jetzt musst du sterben!«
    Fidelma sprang zur Seite, suchte fieberhaft nach einer Waffe, nach etwas, womit sie sich verteidigen konnte. Ihre Hände bekamen
     einen Gegenstand zu fassen. Undeutlich erkannte sie die Alabasterfigur der Madonna mit Kind. Sie schwang die Figur wie eine
     Keule, traf den Unhold seitlich am Kopf und war nicht wenig erstaunt, mit welchem Schwung ihr das gelang. Wie nicht anders
     von einer Gipsstatuette zu erwarten zersprang die Alabasterfigur in Stücke. Aber ihr Aufprall war so heftig, dass sie ihn
     in der Hand und im Arm spürte. Dazu klatschte es widerlich, als würde etwas Hartes auf Fleisch treffen.
    Ihr Gegner röchelte seltsam und stürzte zu Boden. Sie hörte noch, wie etwas auf die Dielen glitt, – es war sein Messer, das
     ihm aus der Hand fiel.
    Laut rief sie nach oben: »Ihr könnt herunterkommen! Euren Geist habe ich erledigt!« Dann tappte sie im Dunkeln umher, bis
     sie eine Kerze fand und sie anzündete.
    Ihr Widersacher lag mit ausgestreckten Armen auf der Seite. Es war ein junger Mann. Entsetzt zuckte sie zusammen beim Anblick
     der tiefen Wunde an seiner Schläfe. Sie fühlte nach dem Puls, der war jedoch nicht mehr zu spüren.
    Verwirrt schaute sie um sich. Ein bloßer Hieb mit einer Gipsfigur konnte doch niemanden töten! Überall lagen Gipsstücke herum.
     Mitten darunter sah sie eine in Sacktuch eingenähte Rolle. Sie war etwa einen Fuß lang und hatte einen Durchmesser von einem
     Zoll. Fidelma bückte sich und hob sie auf. Sie war ziemlich schwer. Mit einem Seufzer legte sie den Fund zurück.
    Monchae und Belach kamen die Treppe herabgeschlichen.
    »Belach, hast du eine Laterne?«, fragte Fidelma und richtete sich auf.
    |548| »Ja, was gibt es?«
    »Zünde sie bitte an. Ich glaube, wir haben des Rätsels Lösung.« Sie war zu der Stelle gegangen, an der die Gestalt aus dem
     Boden aufgetaucht war, und stand vor einer Luke. Stufen führten hinunter in einen unterirdischen Gang.
    Belach kam mit der Lampe. »Was ist geschehen?«, fragte er.
    »Euer Geist war einfach nur ein Mann.«
    Monchae stöhnte auf. »Mugrán etwa? Ist der doch nicht am Loch Derg gefallen?«
    Fidelma lehnte sich an die

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