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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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junge Mann krauste die Stirn, als er keine Antwort erhielt, und nahm einen erneuten Anlauf.
    »Es wäre wirklich nicht nötig gewesen, dich wegen dieses |130| Vorfalls zu bemühen, Schwester Fidelma. Der Fall ist eindeutig. Es gab keinen Grund, dir die Beschwernisse der Reise hierher
     zuzumuten.«
    Sie schenkte ihm ein verbindliches Lächeln. Verständlich, dass er verärgert war. Sie war für ihn eine Fremde, die sich in
     seinen Zuständigkeitsbereich einmischte.
    »Bist du der
bó-aire
der Insel?«, fragte sie. Selbstbewusst reckte er die Brust. »Der bin ich«, betonte er nicht ohne Stolz. Der
bó-aire
war der Friedensrichter eines Gerichtsbezirks, ein Mann ohne Landbesitz, dessen Wohlstand nach der Zahl der Kühe, die er besaß,
     gemessen wurde, weshalb man ihn auch den »Kuhwirt« nannte. In kleinen Ansiedlungen, wie auf den der Küste vorgelagerten Inseln,
     war ein
bó-aire
meist auch der Gemeindevorsteher, der seinerseits den Stammesfürsten auf dem Festland unterstand.
    »Ich stattete gerade Fathan von den Corco Dhuibhne einen Besuch ab, als ihn die Nachricht von dem Todesfall hier erreichte«,
     teilte ihm Fidelma sachlich mit.
    Fathan war der Stammesfürst, der über all die kleinen Inseln regierte. Die Nennung seines Namens ließ den jungen
bó-aire
aufhorchen.
    »Fathan bat mich, dich aufzusuchen und dich bei der Klärung des Todesfalls zu unterstützen.« Sie fand, eine solche Formulierung
     war der Sache dienlicher, und vorenthielt dem überheblichen jungen Richter die Worte, die Fathan ihr gegenüber gebraucht hatte.
     Fathan war bekannt, dass der
bó-aire
neu auf dem Posten war, und er wusste vor allem, dass der vorliegende Fall des Urteils einer erfahrenen Person bedurfte. »Ich
     verfüge über Sachkenntnis in Ermittlungen bei undurchsichtigen Begleitumständen von Todesfällen«, setzte sie hinzu.
    »In dem vorliegenden Fall gibt es nichts Undurchsichtiges«, erwiderte er gereizt. »Die Frau ist einfach ausgerutscht und den |131| Felsen hinabgestürzt. An der Stelle ist er dreihundert Fuß hoch. Sie hatte keine Überlebenschance.«
    »Du bist dir sicher, es war ein Unfall?«
    Sie standen immer noch an der Anlegestelle. Der Wind peitschte die salzige Gischt hoch. Trotz des dicken, wollenen Umhangs,
     in den sie sich für die Überfahrt von An Chúis auf dem Festland zur Insel gehüllt hatte, spürte sie die Nässe.
    »Gibt es nicht irgendwo ein Plätzchen, wo wir geschützter sind? Wo wir die Dinge in Ruhe besprechen können?« Sie stellte die
     zweite Frage, ehe er die erste beantworten konnte. Der tadelnde Hinweis blieb nicht unbemerkt.
    »Mein
bothán
ist nur ein Stückchen den Weg hinauf, Schwester. Lass uns dahin gehen.« Er drehte sich um und stapfte voran.
    Ein oder zwei Inselbewohner, denen sie begegneten, nahmen Notiz von ihnen und maßen Schwester Fidelma mit neugierigen Blicken.
     Nicht lange, und die ganze Insel würde von ihrem Besuch wissen, dachte sie bei sich. Im Sommer mochte so ein Inselleben durchaus
     romantisch sein, aber selbst den verbrachte sie lieber auf dem Festland, fernab von dem ständig heulenden Wind und der tosenden
     See.
    In der gemütlichen Hütte aus grauem Stein sorgte ein glimmendes Torffeuer für ein wenig Wärme, aber feucht war es dennoch.
     Eine junge Frau, die zum Haushalt des
bró-aire
gehörte, brachte ein irdenes Gefäß mit Met, der mit einer in dem Feuer glühend gewordenen Eisenstange heiß gemacht worden
     war. Das Getränk verbreitete in Fidelmas Körper eine wohlige Wärme und ließ sie wieder aufleben.
    »Wie heißt du?«, fragte sie und schlürfte den heißen Met.
    »Fogartach.« Es klang etwas steif, denn der junge Mann fühlte sich ermahnt, weil er sich nicht vorgestellt hatte, wie es sich
     gehört hätte.
    Schwester Fidelma fand, es sei an der Zeit, ihrem Gastgeber |132| klarzumachen, mit wem er es zu tun hatte, und ihm sein großspuriges Gebaren abzugewöhnen.
    »Welchen Abschluss hast du eigentlich in deiner Stellung als Friedensrichter?«
    »Ich habe vier Jahre in Daingean Chúi studiert«, erklärte er mit stolz erhobenem Kopf. »Ich habe den Abschluss eines
dos
. Das
Bretha Nemed
, das Gesetz über die Vorrechte des Adels und der gelehrten Stände ist mir geläufig wie jedes andere.«
    Schwester Fidelma musste lächeln und hielt mit der Auskunft über ihren Bildungsgrad nicht zurück.
    »Ich habe den Rang eines
anruth
, habe acht Jahre bei Brehon Morann von Tara studiert«, bekannte sie in aller Ruhe.
    Er errötete, offensichtlich

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