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Der falsche Apostel

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Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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früher Leibarzt bei den Eóghanacht von |135| Locha Léin. Nach dem Tod seiner Frau verspürte er das Bedürfnis, sich auf die Insel hier zurückzuziehen. Das war vor einem
     Jahr. Jetzt gehört er zu unserer Gemeinde und steht mit seiner ärztlichen Kunst den Inselbewohnern zur Seite.«
    »Ein paar Männer von der Insel, der Apotheker und du, ihr seid also dem jungen Burschen Buachalla gefolgt?«
    »Ja, und haben die Leiche der Äbtissin am Fuße der Klippen gefunden.«
    »Wie seid ihr da hinunter gekommen?«
    »Das war nicht weiter schwierig. Es gibt unter den Klippen dort einen steinigen Uferrand. Ein leicht gangbarer Pfad führt
     nach unten. Er geht vielleicht eine halbe Meile abwärts bis zu der Felsengruppe, von der sie abstürzte. Just an der Absturzstelle
     aber ragen die Klippen besonders steil auf, und direkt darunter haben wir den Leichnam gefunden.«
    »Hat Corcrain sie untersucht?«
    »Selbstverständlich. Sie war tot. Wir haben sie zurück zu seiner Hütte getragen, wo er sie eingehender untersuchte. Er fand
     …«
    »Ich werde nachher ohnehin mit dem Apotheker sprechen«, unterbrach sie ihn. »Er kann mir selbst erzählen, was er festgestellt
     hat. Eins hätte ich noch gern gewusst: Habt ihr euch das Umfeld genauer angesehen?«
    »Wieso das?«, meinte er leicht irritiert.
    Schwester Fidelma stöhnte innerlich auf.
    »Als ihr den Leichnam gefunden hattet, was dann?«
    »An dem, was geschehen war, gab es keine Zweifel. Äbtissin Cuimne war am Rand der Klippen entlanggewandert, gestrauchelt und
     hinabgestürzt. Habe ja gesagt, dreihundert Fuß in die Tiefe an der Stelle.«
    »Und ihr habt weder oben noch unten die unmittelbare Umgebung einer sorgfältigen Prüfung unterzogen?«
    |136| »Ach, du meinst ihre Habseligkeiten?«, ging er mit einem schwachen Lächeln auf sie ein. »Das Wenige, was sie mit sich führte,
     hatte sie bei Bé Bail im Gasthaus gelassen. Ihr Gepäck bestand ohnehin nur aus einem kleinen Ranzen. Du wirst ja wissen, dass
     Nonnen nur wenig bei sich haben, wenn sie auf Reisen gehen. Wir hatten also keinen Grund, weitere Umschau zu halten. Im Übrigen
     ist sie bereits bestattet worden.«
    Bei so viel Unbedarftheit, gepaart mit Überheblichkeit, verschlug es Fidelma nahezu die Sprache.
    »Wo finde ich Corcrain, den Apotheker?«, fragte sie lediglich.
    »Ich bring dich hin«, bot der
bó-aire
an und stand auf.
    »Du brauchst mir nur die Richtung zu zeigen. Man kann sich hier ja nicht verlaufen«, fügte sie noch sarkastisch hinzu.
    Er konnte nicht verhehlen, dass ihn ihre Bemerkung ärgerte. Mit diebischem Vergnügen nahm es Fidelma zur Kenntnis. Inselbewohner
     hielten beharrlich an alten Vorstellungen fest, und sie argwöhnte auch in seinem Fall, dass sein Auftreten etwas mit der Überheblichkeit
     gegenüber Frauen zu tun hatte.
     
    Corcrains Hütte stand nur zweihundert Yard weiter weg. Sie war eine der geräumigen Steinbauten, die sich wie die Perlen eines
     Rosenkranzes auf der hügligen Insel aneinanderreihten. Die Hänge erhoben sich unmittelbar vom Ufer und schienen bis an die
     kammartigen Felswände zu reichen, die das Rückgrat der Insel bildeten und den bebauten Flächen natürlichen Schutz vor den
     heftigen Nordwinden boten.
    Der Apotheker war an die sechzig, ein wettergebräunter Mann, der trotz seines leichten Körperbaus Energie ausstrahlte. Seine
     grauen Augen funkelten freundlich. »Du bist also die Brehon, die in aller Munde ist?«, begrüßte er sie mit einem arglosen
     Lächeln.
    |137| Fidelma erwiderte seine warmherzige Art.
    »Eine Brehon bin ich nicht, nur Anwältin am Gerichtshof der Brehons. Ich möchte dir ein paar Fragen stellen. Äbtissin Cuimne
     war nicht nur schlechthin Nonne. Sie war Schwester des Hochkönigs und Gesandte des Erzbischofs von Ard Macha. Das erklärt,
     warum Fathan, Stammesfürst der Corco Dhuibhne, sichergehen möchte, dass bei der Klärung des Vorfalls alles seine Richtigkeit
     hat. Der Bericht, der nach Tara und Ard Macha geschickt wird, muss makellos sein, andernfalls gibt er den Angehörigen und
     Mitschwestern der Äbtissin Anlass zu allen möglichen Vorstellungen und Erwägungen. Du verstehst gewiss, was ich meine.«
    Corcrain nickte, wenngleich ihn ihre Ausführungen überraschten.
    »Bist du gelernter Apotheker?«
    »Ich war Apotheker und Leibarzt bei den Königen von Locha Léin.« Die Antwort kam sachlich und ohne jeden Anflug von Einbildung
     oder Eitelkeit.
    »Was war die Todesursache der Äbtissin?«
    »Schwer zu

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