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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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sagen bei der Vielzahl von Brüchen und Verletzungen, die bei einem Sturz aus dreihundert Fuß Höhe auf Felsgestein
     unvermeidlich sind.«
    »Einzusehen. Sie ist deiner Meinung nach ausgerutscht und vom Felsrand gestürzt?«
    »Sie ist vom Felsrand gestürzt«, präzisierte er.
    Seine Wortwahl machte sie stutzig. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Ich bin kein Hellseher, Schwester. Ich kann nicht sagen, ob sie ausgerutscht ist, auch nicht, weshalb sie das Gleichgewicht
     verloren hat. Ich kann nur sagen, dass ihre Verletzungen bei einem Sturz aus solch einer Höhe kein Wunder waren.«
    Fidelma sah dem Mann aufmerksam ins Gesicht. Hier war |138| jemand, der seinen Beruf verstand und sich davor hütete, Auslegungen und Tatsachen zu vermischen.
    »Und sonst gibt es nichts weiter Bemerkenswertes?«
    Er rang mit sich und wich ihrem Blick aus.
    »Es war mein Wunsch und Wille, mich auf eine ruhige Insel zurückzuziehen. Nach dem Tod meiner Frau habe ich meine Stellung
     als Arzt am Hof der Eóghanacht aufgegeben und bin hierhergekommen, wo ich in einer kleinen ländlichen Gemeinschaft leben und
     vergessen wollte, was draußen in der Welt geschieht.«
    Fidelma wartete geduldig.
    »Ich habe ein ganzes Jahr gebraucht, bis man mich hier akzeptiert hat. Ich möchte keinerlei Feindseligkeit mit den Inselbewohnern
     heraufbeschwören.«
    »Und doch hast du kein gutes Gefühl bei dem Gedanken an Äbtissin Cuimne und wie sie zu Tode gekommen ist. Es gibt da etwas,
     das dir keine Ruhe lässt. Hast du mit dem
bó-aire
darüber gesprochen?«
    »Mit Fogartach? Gott bewahre! Er ist einer von den Hiesigen. Außerdem ist mir dieses ›Etwas‹, wie du es nennst, erst aufgegangen,
     als sie den Leichnam hierherbrachten und ich eine eingehende Untersuchung vornahm.«
    »Und was war dieses ›Etwas‹?«
    »Genau genommen waren es zwei Auffälligkeiten, doch etwas Schlüssiges lässt sich weder von der einen noch der anderen ableiten.«
     Er schien seine Gedanken sortieren zu müssen, und Fidelma ließ ihm Zeit. »Fest umklammert in der rechten Hand hielt die Tote
     ein Stück von einer silbernen Kette. Das war das eine.«
    »Kette?«
    »Ja, eine schmale Kette aus Silber.« Er wandte sich um, griff nach einem kleinen Holzkästchen und öffnete es.
    |139| Was Fidelma zu sehen bekam, war ein Stückchen Kette, nicht länger als zwei Zoll, das von irgendwoher abgerissen war. Sie nahm
     es in die Hand und betrachtete es genauer. Irgendwelche Zeichen eines Kunsthandwerkers waren nicht ins Silber eingraviert.
     Es war die mittelmäßige Arbeit eines Einheimischen, der von seinem Handwerk nicht übermäßig viel verstand.
    »Trug Äbtissin Cuimne weiteren Schmuck dieser Art? Von welcher Beschaffenheit war zum Beispiel ihr Kruzifix?«
    »Ihr Kruzifix, das ich übrigens dem
bó-aire
übergeben habe, war viel edler, war aus Gold und Elfenbein. Ich könnte mir vorstellen, es ist im Auftrag von Edelleuten angefertigt
     worden.«
    »Du würdest aber meinen, dass sie im Sturz ein abgerissenes Stück einer nicht sonderlich wertvollen Silberkette umklammert
     hielt?«
    »Ja, das steht für mich fest.«
    »Du sprachst von zwei Auffälligkeiten. Worin bestand die zweite?«
    Es zuckte um seine Mundwinkel; er rang deutlich mit sich, ob und wie er es Schwester Fidelma sagen sollte.
    »Bei einem Sturz wie dem ihren erwartet man Prellungen, Quetschungen …«
    »Die Folgen von Stürzen dieser Art sind mir nicht unbekannt«, unterbrach ihn Fidelma, um ihn an weiteren Aufzählungen zu hindern.
    »Nun ja, als ich den Leichnam untersuchte, fand ich ein paar Prellungen an den Schultern und am Hals, das heißt mehr am Nacken.
     Die Schwellungen waren alle von gleicher Art und Stärke, gänzlich anders, als sie ein Aufprall auf Felsen hervorrufen würde.«
    »Worauf würdest du dann ihre Ursache zurückführen?«
    »Es sah aus, als hätte jemand die Äbtissin vor ihrem Sturz mit starkem Griff von hinten gepackt gehabt.«
    |140| »Und wie deutest du das?«, fragte Fidelma erschrocken.
    »Gar nicht. Das kommt mir nicht zu. Ich kann nicht sagen, wie die Druckstellen am Nacken und an den Schultern zustande gekommen
     sind. Ich kann nur berichten, was ich sehe. Möglicherweise stehen sie auch nicht im Widerspruch zu ihren sonstigen Verletzungen,
     aber ich habe da meine Zweifel.«
    Fidelma steckte das abgerissene Stück Silberkette in ihren Lederbeutel, den sie an der Hüfte trug.
    »Belassen wir es dabei, Corcrain. Hast du deinen Bericht für den
bó-aire
schon

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