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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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peinlich berührt, sich mit seinem Studium gebrüstet zu haben. Im Vergleich zu der Ausbildung,
     über die sie verfügte – der Rang eines
anruth
stand nur eine Stufe unter den in den fünf Königreichen überhaupt möglichen –, konnte er nur wenig vorweisen. Die Fronten
     waren geklärt. Mit nur einem Satz hatte sie ihn darauf hingewiesen, wer hier weisungsbefugt war.
    »Klarer kann die Sache gar nicht sein«, kam er schmollend auf den Anlass ihres Besuches zurück. »Es war ein Unfall. Die Frau
     ist ausgerutscht und vom Felsen gestürzt.«
    »Dann dürfte die Klärung der Umstände nicht viel Zeit kosten«, erwiderte Fidelma und strahlte ihn an.
    »Klärung der Umstände? Ich habe meinen Bericht bereits fertig.« Beleidigt zeigte er auf seine Unterlagen.
    »Nichts ist Fathan von den Corco Dhuibhne wichtiger, als dass der Fall eindeutig geklärt ist, Fogartach«, betonte Fidelma.
     »Weißt du eigentlich, um wen es sich bei der Toten handelte?«
    »Sie war wie du eine Nonne.«
    »Eine Nonne? Nicht nur das, Fogartach. Sie war Cuimne, die Schwester des Hochkönigs.«
    |133| Er runzelte die Stirn. »Dass sie Cuimne hieß, wusste ich, auch dass sie sich mit einer gewissen Würde gab. Dass sie mit dem
     Hochkönig verwandt war, entzog sich meiner Kenntnis.«
    »Dir war nicht bekannt, dass sie Äbtissin Cuimne von Ard Macha war, die persönliche Gesandte des mächtigsten Kirchenmannes
     in Éireann?«
    Beschämt schüttelte der junge Schiedsmann, hochrot geworden, den Kopf.
    »Dann ist dir jetzt hoffentlich klar, dass dem Stammesfürsten der Corco Dhuibhne sehr daran gelegen ist, dass es bei der Feststellung
     der Todesursache keine Ungereimtheiten gibt. Äbtissin Cuimne war eine gewichtige Persönlichkeit, deren Tod weitreichende Folgen
     sowohl in Tara als auch in Ard Macha nach sich ziehen kann.«
    Krampfhaft bemüht, sich zu rechtfertigen, nagte er an den Lippen. »Auf unserer kleinen, sturmgepeitschten Insel zählen Herkunft
     und Stellung wenig«, erklärte er mürrisch.
    »Umso mehr zählt beides für Fathan, denn er ist dem König von Cashel Rechenschaft schuldig, und der wiederum hat sich gegenüber
     dem Hochkönig und dem Erzbischof von Ard Macha zu verantworten. Aus diesem Grund hat mich Fathan hierher geschickt.« Sie glaubte,
     ihn nicht länger mit der Wahrheit verschonen zu dürfen, und hielt inne, um ihm Gelegenheit zu geben, das soeben Gehörte verarbeiten
     zu können. »Gut, lege mir bitte dar, was im Einzelnen du zu dem Vorfall sagen kannst«, verlangte sie dann.
    Wohl war ihm nicht bei ihrer Aufforderung, doch fügte er sich und begann: »Die Frau …, hm, Äbtissin Cuimne, kam vor vier Tagen
     auf die Insel. Sie wohnte in unserem
bruighean
, dem Gasthaus, das Bé Bail führt. Das ist die Frau von Súilleabháin, dem Habichtsauge, einem Fischer von hier. Bé Bail ist
     für alles, was mit der Gastwirtschaft zusammenhängt, zuständig. |134| Nicht, dass es viel zu tun gibt, nur wenige Menschen zieht es hierher.«
    »Was hat Äbtissin Cuimne hier gewollt?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Darüber hat sie nichts gesagt. Ich wusste ja nicht mal, dass sie Äbtissin war, hielt sie einfach
     für eine fromme Schwester, die bei uns eine Weile mit sich allein sein wollte. Du weißt doch am besten, wie es einem als Mitglied
     einer Gemeinschaft gehen kann. Manch einer sucht ein abgeschiedenes Plätzchen zur Meditation. Was sonst hätte sie hierher
     verschlagen sollen?«
    »Ja, was sonst?«, wiederholte Fidelma seinen Gedanken und bat ihn fortzufahren.
    »Sie äußerte gegenüber Bé Bail, sie würde abreisen, und das sollte gestern sein. Ciardhas Boot wurde um die Mittagszeit aus
     An Chúis erwartet. Nach dem Frühstück packte sie ihre Tasche und wollte sich noch eine Weile auf der Insel umsehen. Als sie
     bis Mittag nicht zurück war, Ciardhas Boot aber bereits wieder abgefahren war, benachrichtigte mich Bé Bail, man müsste nach
     dem Rechten schauen. Verlaufen kann sich hier kaum jemand, dafür ist die Insel nicht groß genug. Nach dem Mittag kam dann
     Buachella angelaufen …«
    »Wer ist Buachella?«
    »Ein junger Bursche, der Sohn von einem der Inselbewohner.«
    »Bitte, fahr fort.«
    »Der Junge hatte die Leiche der Äbtissin Cuimne unterhalb der Aill Tuatha entdeckt, das sind die Klippen an der Nordseite
     der Insel. Ich trommelte ein paar Männer zusammen und auch den Apotheker …«
    »Den Apotheker? Ihr habt einen Apotheker hier auf der Insel?« Fidelma staunte.
    »Corcrain. Er war

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