Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
machten sich die vier auf den Weg durch die Hauptstadt. Twist lief neben Kwin dahin und Wigget hatte sich auf Aleps Schulter zusammengerollt.
Die Gefährten spazierten ohne Hast zum Stadtkern Hornburgs. Alte Verteidigungsanlagen aus soliden Wachtürmen und hohen Steinmauern grenzten die Altstadt von den jüngeren Bezirken Hornburgs ab und offenbarten zugleich ihre Größe zu Gründerzeiten. Irgendwann war der Raum innerhalb den meterhohen Verteidigungsmauern für die aufstrebende Hauptstadt nicht mehr ausreichend gewesen und all jene, die später gekommen waren, hatten sich außerhalb niedergelassen. Wie bei so vielen anderen Städten auch, konnte man die Vergrößerungen, die Hornburg im Verlaufe ihrer Geschichte erlebt hatte, an den Wehranlagen erkennen. Insgesamt war Hornburg dreimal von neuerrichteten Schutzmauern eingefasst worden, bis die Stadt zuletzt an die Ufer des Drachensees gestoßen war, die nun, an manchen Stellen, durch mächtige, aus schwarzen Steinen aufgetürmte Wälle verstärkt, die letzte Stadtgrenze bildete.
Das riesige Tor des inneren Schutzwalls war bewacht. Zu beiden Seiten des gewaltig anmutenden Torbogens, standen jeweils zwei Posten der königlichen Garde in schmucken roten Wappenröcken über knielangen Kettenhemden. Sie hielten ihre Hellebarden aufrecht und musterten die Passanten mit strengen Blicken.
Alep sah fragend zu Kwin. Doch der zuckte nur die Schultern und spazierte wie alle anderen auch ungerührt auf das Tor zu und an den Wächtern vorbei, die keinerlei Anstalten machten, ihn aufzuhalten, auch wenn einer von ihnen Twist aus zusammengekniffenen Augen musterte. Alep folgte hastig. Dann waren sie durch und erblickten den Königsberg, der vor ihnen aufragte.
Seine Hänge waren dicht mit kleinen Bäumen, Sträuchern und Büschen bewachsen. Breite, mit dunklem Stein ausgelegte Straßen führten aus allen vier Himmelsrichtungen den flachen Berg hinauf. Königspalast und Drachenhort ragten deutlich sichtbar in die Höhe. Zwei weitere Gebäude standen auf dem Königshügel. Die Kaserne der königlichen Garde, die auch als Arresthaus für Verbrecher, Diebe und Mörder diente, und ein hübscheres Gebäude, in dem die Würdenträger fremder Städte und Länder während ihres Aufenthaltes in Hornburg untergebracht wurden.
Alep und Kwin stiegen schnaufend die Hügelstraße zum Palast hinauf.
Auf den Wegen, die die Gebäude miteinander verbanden, eilten geschäftig Männer und Frauen umher. Das Zentrum des Hügels wurde von einer mit Rosenbüschen und Buchsbaum eingefassten und grünbewachsenen Fläche beherrscht. Alep erkannte gebeugte Herren mit langen Kutten, die er für Gelehrte hielt, andere wiesen sich durch Kettenhemd und Waffenrock als Angehörige der Palastwache aus. Er sah einfache Diener, die eilig zwischen den Gebäuden hin und her hasteten. Einzig der Weg zum Drachenhort lag verlassen und frei von Fußgängern.
Die aus weißen Steinen erbaute Residenz des Königs gleißte im Sonnenlicht. Schmiedeeiserne Balkone führten an der Nordseite entlang. Der Palast war umgeben von einem weitläufigen Vorplatz, der von einer hohen Schutzmauer abgeschlossen wurde. Vom Palastportal führte ein gerader Weg zu einem schmiedeeisernen Tor, das die Schutzmauer des Herrschersitzes an dieser einen Stelle durchbrach. Bewacht wurde es von zwei Gardisten.
Die Fläche, die sich zwischen Palast und Schutzwall erstreckte, war ausgelegt mit handgearbeiteten Steinen, die in verschiedenen Farben und Formen von Hornburgs Jahrtausende alten Geschichte erzählten. Kwin trat unter den misstrauischen Blicken der Wachgardisten neugierig näher und betrachtete die kunstvoll ausgeführten Einlegearbeiten.
Der schwarze Drache war gleich mehrmals zu sehen. Kwin erkannte außerdem Trolle und Zwerge. Daneben prangte der Hexenhalbmond und das Flammensymbol der Magier. Dass er keine Nat Chatkas entdecken konnte, überraschte ihn nicht, aber er vermisste die Abbildungen von Menschen und Tieren. Dann sah er die Symbole verschiedener Bäume, Ahorn, Esche, Eibe und viele andere, die darüber angeordnet waren.
Kwin wandte sich wissbegierig an Wigget. „Weshalb sind dort Bäume aller Art in den Platz eingelassen? Gibt es dafür einen besonderen Grund?“
„Oh, ja, Tischler. Diese Bäume stehen für das wahre Handwerk, das auch Ihr zu Eurer Berufung gewählt habt. Die Wiege des einzigen, des wahren Handwerks steht hier in Hornburg. Die Zeit des Gleichklangs zwischen allen Lebewesen nahm hier ihren Anfang. In
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