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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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zurecht.
    Alep öffnete die Tür. Noch bevor er einen Blick nach draußen werfen konnte, wurde er mitsamt der Tür zur Seite gestoßen und ein junger Mann sprang ins Zimmer, verharrte kurz, lief zum einzigen Tisch in der Zimmermitte, löschte mit einer hastigen Handbewegung die Kerze aus und stellte sich dann mit dem Rücken an eine Wand. Ein freundliches, und zugleich entschuldigendes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Ich darf hier nicht gesehen werden“, erklärte er. Mit ausgestrecktem Finger wies er auf das Fenster, durch das heller Mondschein fiel. Der Königspalast war deutlich zu erkennen.
    Alep überprüfte mit einem kurzen Blick den spärlich beleuchteten Flur. Am unteren Ende des Ganges sah er die kleine, gedrungene Gestalt eines Zwerges. Alep schloss nachdenklich die Tür. Forschend betrachtete er Prinz Rendon, der noch immer abwartend dastand.
    „Wer bewacht für Euch den Treppenaufgang?“, fragte Alep.
    Nach einer kurzen Pause erwiderte Rendon: „Adengard. Mein Beschützer. Ich habe mit dir zu reden, Alep Dieron Elders.“
    Aha, mein ganzer Name, dachte Alep. Das bedeutet nichts gutes. Er lehnte sich gegen die Tür, verschränkte abwartend die Arme vor der Brust und betrachtete sein Gegenüber, wobei er sich unablässig fragte, ob ihm da der Königsmörder gegenüberstand. Durch die Dunkelheit, die nun im Zimmer herrschte, konnte Alep Rendons Gesicht kaum erkennen.
    „Verzeih mein spätes und plötzliches Eindringen, Alep Elders“, begann der Prinz zaghaft, „sicher bist du müde von der langen Reise und der Zusammenkunft mit Magier Pretorius - du warst doch schon bei ihm, nicht wahr?“
    „Ja“, entgegnete Alep schlicht.
    „Dann hast du auch von den drei Taten der Prophezeiung erfahren?“
    „Ja, habe ich“, beantwortete Alep die Frage wahrheitsgemäß, ohne freilich darauf hinzuweisen, dass es für seinen Geschmack viel zu viele Ungereimtheiten bei der ganzen Sache gab.
    „Nun, dann ist es jetzt an mir, die Dinge weiter zu erhellen. Sicher fragst du dich, weshalb ich dich zu dieser ungewöhnlichen Stunde aufsuche?“ Rendon ging zum Fenster hinüber und ließ sich seufzend in den Korbstuhl fallen. „Hast du einen Becher Wein für mich?“, fragte er.
    „Nein. Aber es mag hier wohl Wein geben, Prinz.“
    Alep hörte Rendon freudlos auflachen. „Hoheit genügt, Elders, und entspricht der Etikette. Da ich nicht der direkte Thronfolger bin, sind die Ehrerbietungen, die man mir entgegenzubringen hat, geringer, als jene, die mein Bruder, der Thronfolger, einfordert. Aber ich kann darauf verzichten. Belassen wir es also künftig einfach bei meinem Namen, wenn wir unter uns sind. Einen Moment.“ Rendon erhob sich und trat auf Alep zu. „Darf ich?“, fragte er und wies auf die Tür. Alep trat beiseite und Rendon öffnete sie einen Spaltbreit.
    „Adengard?“, flüsterte Rendon.
    „Ja, Herr?“, erklang die tiefe Stimme der unscheinbaren Gestalt vom Flurende.
    „Ich brauche den Korb.“
    Adengard trottete mit kurzen Schritten heran, reichte Rendon einen Korb und sagte: „Sei vorsichtig, Junge.“
    „Das werde ich“. Rendon wandte sich an Alep. „Adengard ist immer um mein Wohlergehen besorgt. Besonders in diesen unsicheren Zeiten, da der ganze Hof den Anschlag auf meinem Vater erwartet. Adengard, meine Schwester und N’Gucha sind die einzigen, denen ich vertraue.“ Rendon seufzte, dann bemerkte er Aleps fragenden Blick. „Adengard ist mein Beschützer seit meiner Geburt, so wie N’Gucha die Wächterin der Prinzessin ist. Komm, wir wollen uns stärken.“
    Erst in diesem Augenblick erkannte Rendon die zusammengekauerte Gestalt neben der Tür. Erschrocken sog er die Luft ein und blieb bewegungslos stehen.
    Alep folgte seinem Blick. „Das, Hoheit, ist der Drache Wigget, mein Berater und letzter Bewahrer der Geheimnisse der Rasse der schwarzen Drachen. Es gibt nichts, was er nicht hören dürfte. Ihr habt nichts zu befürchten.“
    Überrascht hob Wigget seinen Blick und bedachte Alep mit seinem unverwechselbaren Grinsen. Sein Schützling hatte ihn endlich als Gefährten anerkannt. „Ich wusste, dass Ihr irgendwann zur Vernunft kommen würdet“, erklärte er gewichtig. „Es war nur eine Frage der Zeit!“
    Alep wechselte auf die Geistebene und erwiderte: Das ausgesprochene Vertrauen wirst du trotzdem beweisen müssen. Ich glaube noch immer, dass du mir etwas verschweigst.
    Seid beruhigt, Magier, und gleichzeitig versichert, dass Ihr mich am Ende nicht weniger lieben werdet

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