Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Kerze zu löschen, damit ich nicht entdeckt werde, wenn du hinterher ein magisches Feuer abbrennst?“
Alep zuckte die Schultern. „Das war nicht beabsichtigt.“
Rendon schüttelte den Kopf. Dann zog er einen Kanten Brot aus dem Korb und reichte ihn an Alep weiter. „Nimm das, zu unser aller Sicherheit.“
„Ja! Besser wäre es!“, entschied Wigget.
Alep fügte sich, brach ein Stück Brot ab und kaute lustlos.
„Der Grund meines Besuches zu dieser ungewöhnlichen Stunde ist schnell erklärt.“ Rendon hatte es sich im Korbstuhl am Fenster gemütlich gemacht. Ein Bein hatte er über die Armlehne geschwungen, das andere weit ausgestreckt. In der rechten Hand hielt er einen Becher Wein. Er fühlte sich sichtlich wohl. „Ich komme im Auftrag meiner Schwester Yanea. Sie und ich sind die einzigen, die die wahren Pläne des Magiers kennen.“ Rendon ließ seine Worte einen Augenblick wirken, dann sagte er: „Pretorius will auf den Königsthron.“ Rendon sah von einem zum anderen „Euer beider Schweigen zeigt mir, dass euch diese Nachricht nicht behagt, richtig?“
„Das kommt auf Eure nächsten Worte an, Prinz Rendon. Sprecht weiter. Ich höre Euch zu.“
„Also dann. Der Magier Rodgatt von Lohe verbrachte viele Jahre seines Lebens mit dem Studium der Prophezeiung. Er hatte an jenem Tag gemeinsam mit König Hirlot den Untergang des Reiches in den Wassern des Wahrbrunnens von Ju’Licka-Nor geschaut. Fortan widmete er sich einzig der Aufgabe, nach einem Ausweg zu suchen, um die Nachfahren seines Königs vor eben diesem Untergang zu bewahren. Er muss ein großer Gelehrter gewesen sein, denn seine Aufzeichnungen über das, was er in all den Jahren zusammengetragen hat, umfassen mehrere, in Leder gebundene Bände. Eines dieser Bücher befasst sich ausschließlich mit den Ereignissen, die vor und nach dem Untergang der Magie zu erwarten sind. Ein weiteres, wenn auch kleineres Buch enthält die ausführliche Beschreibung der Prophezeiung. Ein drittes schließlich spricht von den Möglichkeiten, die ergriffen werden können, den Untergang der Magie und damit den Untergang Burnyks aufzuhalten. Darin wirst auch du, Alep, erwähnt, freilich ohne Namensnennung. Warte, was stand dort zu lesen?“ Er kramte in dem Korb und zog ein schmuddeliges Schriftstück daraus hervor. „Hier ist es.“ Er trat ans Fenster und stellte sich so, dass das Mondlicht zwar auf die Schriftrolle fiel, er selbst aber für Passanten und Wachen nur schwer auszumachen war. Rendon sagte:
„... Niemand weiß, wer auserwählt wird. Es wird die Aufgabe des Königs sein, nach den Kindern des Lichtes zu suchen, sie zu finden und hier in Hornburg zu versammeln. Geprüft werden sie im Talikon und so entscheidet sich, wer einzig der schweren Aufgabe gewachsen ist. Viele werden dem Ruf folgen, manche von ihnen tragen unübersehbare Zeichen
Ein Ritter aus Heetland, mit dem Wappenschild des Falken. Leibwächter des Königs von Heetland und der königlichen Familie.
Vier Hexenenkelkinder aus Kahlitaer:
Der erste, ein unerfahrener Magier und der Drache im Holz.
Der zweite, ein Krieger. Kaum bewandert in der Kriegskunst. Der Sohn eines Bauern. Klinge und Stab.
Der dritte, das grüne Wesen der Berge. Kind vom roten Stein.
Der vierte schließlich ein Kind der Küste, die Tulpe des Nordens.
Und so weiter. Es gibt noch andere Hinweise, doch sind die Personen inzwischen identifiziert und haben sich der Prüfung im Talikon gestellt.“
„Was ist mit dem Bogen des Jägers?“, fragte Alep.
„Ich weiß es nicht, das heißt, ich bin nicht sicher. Er wird in der Prophezeiung im Zusammenhang mit den Auserwählten Kahlitaers erwähnt, aber es finden sich keine weiteren Hinweise. Möglicherweise ist der Bogen ein Symbol für etwas anderes, aber welche Bedeutung ihm zukommt, oder ob er wichtig ist, das kann ich nicht sagen.“
Wigget, hast du nicht gesagt, die Stimme des Waldes hätte dir diese Person genannt?
Habe ich? Oh, ja. Ihr müsst das verstehen Magier, als Teil Dahligers galt mein Streben vorrangig Wasser und Licht. Mag sein, dass ich etwas verwechselt habe. Ich kann es nicht mehr sagen.
Noch ein Rätsel, das es zu lösen gilt, dachte Alep. Nebenan bellte Twist, Alep nahm es kaum wahr. Er sah aus dem Fenster. Am Horizont zeichnete sich das erste Grau des beginnenden Tages ab.
„Ich habe mit Adengard, Yanea und N’Gucha Stunden damit zugebracht, eben diese Auserwählten aufzuspüren“, sagte Rendon. „Aber bislang sind nur zwei in
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