Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Geheimnis zu lüften. Das war bemerkenswert. Wer auch immer diesen Zauber über die beiden jungen Männer gelegt hatte, war ein Meister gewesen.
Der ältere der beiden, Kwin Bohnthal, war der Ausgangspunkt dieser Verflechtung. Erst viel später hatte der Zauber den jüngeren, Alep Elders, an den Tischler gebunden. Pretorius wurde nicht schlau daraus. Ihre Zuneigung war innig, doch die tiefe Freundschaft, die sie miteinander verband, war nicht auf die magische Verflechtung zurückzuführen. Aber viel wichtiger als dieser seltsame Zauber war die Tatsache, dass die Auserwählten nun nahezu vollzählig in Hornburg angekommen waren. Nur noch ein kleines bisschen Zeit und er war am Ziel seiner lang gehegten Pläne. Fast regte sich so etwas wie Schuld in seinem Herzen. Doch der Anflug verging ebenso schnell, wie er gekommen war. Wie hatte doch König Antever vor wenigen Wochen gesagt: Wer König sein will, muss Opfer bringen.
Pretorius wandte sich an die Gefährten und musterte sie mit schwerem Blick.
„Große Ereignisse stehen bevor. Alles steht und fällt mit dem Untergang der Magie und die drei Taten gehen dieser Veränderung voraus.“ Pretorius beugte sich nach vorne. „Drei Taten“, wiederholte er, „und die erste hat sich lange vor Eurer Zeit ereignet. Die Drachen sind nicht mehr. Und nun scheint es, als erfülle sich auch die zweite Tat in naher Zukunft. Die Ereignisse überstürzen sich.“ Pretorius rieb sich über den Nasenrücken. „Aus allen Teilen des Reiches werden Überfälle, Plünderungen und lästige Kleinkriege zwischen Baronen und Fürsten gemeldet. Ich sage, die Zeit der Prophezeiung ist da. Und mit ihr erscheinen die Auserwählten, um die Weissagung zu erfüllen.“
Alep wechselte einen schnellen Blick mit Prak. „Ich dachte, die zweite Tat sei von Prinz Belten bereits erfüllt worden.“
„Nein! Die drei Kinder Antevers sind gesund. Keiner seiner Nachkommen ist ein Wechselbalg.“
„Dann verstehe ich nicht, weshalb Ihr den Königsmörder nicht einsperrt“, sagte Alep.
Pretorius stieß ein Knurren aus. Dann schüttelte er den Kopf. „Ein guter Hinweis und doch unbedacht vorgetragen. Du hast keine Ahnung vom Wesen der Prophezeiung. Sie lässt sich nicht umgehen. Was geschehen muss, wird geschehen, so ist es vorausgesagt. Der Wahrbrunnen hat es offenbart.
Der König wird sterben durch die Hand eines Sohnes. Er weiß es und hat sich seiner Bestimmung ergeben. Er ist ein guter König, und nach ihm wird der Auserwählte erscheinen.“ Pretorius hatte seinen Blick zur Decke gerichtet. Nun senkte er langsam seinen Kopf.
Alep klangen die Worte Pretorius wie ausgemachter Blödsinn. Kwin sah ihn an und schüttelte im stummen Entsetzen den Kopf.
„Wer ist es?“, rief Prak plötzlich. „Wer ist der Auserwählte?“
„Ich weiß es nicht. Noch nicht. Die Prüfung wird es offenbaren. Ihr beide“, er wies auf Alep und Prak, „werdet mit den letzten noch ungeprüften Auserwählten das Talikon durchschreiten. Wenn ihr diese Prüfung besteht und die Magie euch als Streiter für ihre Sache annimmt, dann mag es sein, dass du, Prak vom roten Stein, derjenige sein wirst, von dem die Weissagung berichtet.“
Pretorius erhob sich und ging zu einer großen Karte, die seitlich hinter dem Schreibtisch an einer Wand hing. „Ich habe die letzten zwanzig Jahre damit verbracht, den einen, den wahren Auserwählten zu finden und bin meinem Ziel doch keinen Schritt näher gekommen. Viele habe ich in den entlegensten Winkeln der Welt aufgespürt und hierher bringen lassen. Alle haben sich der gefahrvollen Prüfung im Talikon gestellt, aber unter ihnen war der Auserwählte nicht. Nun drängt die Zeit. Der Auserwählte muss gefunden werden.“
Alep dachte angestrengt nach und versuchte Ordnung in die vielen Informationen zu bringen, die er gerade erhalten hatte. Dann fragte er: „Nach welchen Kriterien habt ihr sie ausgewählt, Eure Kandidaten?“
Pretorius zog fragend die Augenbrauen hoch, als hätte Alep die falsche Frage gestellt. „Natürlich nach den Hinweisen in der Prophezeiung. Du bist ein Hexenenkelkind. Ebenso wie der Troll. Ihr beide seid die letzten von insgesamt vier Hexenenkelkindern aus Kahlitaer. Wir werden sehen, welche Zukunft das Talikon für euch bereithält. “
Pretorius betrachtete Prak und Alep eindringlich. „Seid ihr bereit, euch der Prüfung zu unterziehen, auch, wenn es dabei um euer Leben geht?“
Prak straffte seine Schultern, sobald das letzte Wort verklungen war. Stolz
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