Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
erneut das Wort: „Ihr beide, Prak und Alep, und mit euch Taukon Dex und Pail Milaz, ihr seid die letzten, auf die die Hinweise der Prophezeiung zutreffen. Einer von euch muss der Auserwählte sein. Deshalb müsst ihr euch dem Talikon so schnell wie möglich stellen.“
Prak sah Rendon mit grimmigem Blick an. „Wo ist dieser Ritter Dex denn jetzt?“
Rendon zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht, er geht seine eigenen Wege. Ich habe ihm das Gleiche erzählt, was ich euch berichtet habe und als ich ihn um seine Unterstützung bat, sagte er: vielleicht. Niemand wird so recht klug aus ihm.“
Yanea sagte: „Was auch immer im Talikon wartet, die letzten Kandidaten müssen sich ihrem Schicksal ohne Pretorius Wissen stellen.“
„Ich werde gehen“, sagte Prak. „Jetzt!“
Trollehre, dachte Alep verärgert, als er Praks zufriedenes Gesicht betrachtete. Wieder hatten die Ereignisse ihn überrollt und in die Ecke gedrängt. Wieder ging ihm das viel zu schnell und erinnerte ihn an jene Nacht, in der Knoll zum ersten Mal erschienen war. Dann spürte er die Blicke aller Anwesenden auf sich ruhen. „Ich muss nachdenken“, erklärte er entschlossen.
„Warum zierst du dich, Tiefländer? Du machst die einfachsten Dinge schwierig. Es gibt nichts zu überlegen. Früher oder später wird dein Weg dich zum Talikon führen. So ist es bestimmt.“
Alep zuckte nur die Schultern und sah aus dem Fenster. Die Dämmerung wich dem hellen Licht des Tages. Prak hatte recht. Er war den langen Weg hierhergekommen, um herauszufinden, ob er der Auserwählte war. Er sah Kwin an, dann Rendon und nickte beiden zu.
Rendon sagte: „Wir treffen uns in zwei Tagen um Mitternacht.“
Einer nach dem anderen verließen sie leise sein Zimmer und verschwanden in ihren Räumen oder traten den langen Weg über den Berg zum Palast an. Alep hatte gerade seine Stiefel ausgezogen, als es erneut an der Tür klopfte. Sie wurde geöffnet und Rendon stahl sich ein zweites Mal ins Zimmer.
„Ich bin müde“, sagte Alep.
„Es wird nicht lange dauern“, sagte Rendon. „Es gibt da noch ein zwei Dinge, die ich euch mitteilen muss.“
Es dauerte wirklich nicht lange. Endlich allein, zog Alep sich langsam aus und ging zu Bett. Als er unter der schweren Bettdecke lag, fragte er: „Wigget, was glaubst du? Können wir den Königskindern vertrauen, oder versuchen sie, uns zu täuschen?“
„Wer weiß - ich bin zu müde zum Denken“, antwortete Wigget verschlafen aus dem Korbstuhl, in dem er sich gemütlich zusammengerollt hatte. „Die kommenden Tage und Nächte werden es zeigen. Mit dieser hier ist ja nun nicht mehr viel anzufangen. Also schlaft, bevor es hell wird.“
Ein dröhnendes Poltern an der Tür weckte Alep auf. Ein Blick hinaus sagte ihm, dass er nur wenig mehr als zwei Stunden geschlafen haben konnte. Eine goldene Frühwintersonne stieg hinter dem Drachenhügel empor. „Ja? Wer ist da?“, fragte er verschlafen.
„Euer Diener Swerim, Herr.“
„Not und Verderben“, murmelte Alep.
Wigget hob seinen Kopf und seine grünen Augen funkelten hell. „Genießt es, Magier. Ein Diener bringt viele Vorteile mit sich, die weit über das herkömmliche Ausstaffieren mit Kleidung hinausgehen. Ich habe sowieso nie verstanden, was ihr Menschen an Wolle, Leinen und getrockneter Tierhaut findet“
„So?“, meinte Alep abwesend, während er nach seinem zweiten Stiefel suchte. „Was denn, zum Beispiel? Und nenn mich nicht Magier.“
„Zum Beispiel habt Ihr in ihm einen Ortskundigen, jemanden, der immer den neuesten Palastklatsch kennt und der wahrscheinlich auch ein wandelnder Quell althergebrachten Wissens über Etikette am Hof, Stadtgeschichte, und wichtige Personen der Regierung ist. Er mag sich als nützlich erweisen.“
Alep drehte sich auf einem Bein im Kreis. Der geflieste Boden war kalt und er vermied die Berührung mit seinem noch nackten zweiten Fuß. Dann entdeckte er den anderen Stiefel im Korbstuhl.
„Palastklatsch?“, wiederholte Alep in Gedanken versunken.
„Ja! Palastklatsch. Ein guter Diener weiß meist ebenso viel, wenn nicht gar mehr über die Regierungsgeschäfte als die Würdenträger selbst.“
Alep nickte. „Das leuchtet ein.“ Mühsam zwängte er seinen kalten Fuß in den derben Stiefel und stampfte kräftig auf, in der Hoffnung, die Kälte schneller vertreiben zu können. Wieder hallte lautes Klopfen durch das Zimmer. Alep sah nachdenklich zur Tür hin, dann zuckte er die Schultern. „Herein!“
Völlig
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