Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
Vom Netzwerk:
„Dann muss es ein Zeichen sein“, erklärte Rodgatt überzeugt. „Eines, das sowohl der junge Magier als auch sein Drache entschlüsseln können. Es liegt an dir.“
    Da erreichte Rodgatt plötzlich die Stimme der Eberesche. Der Meister hat das Talikon betreten! Komm sofort hierher.
    „Geh jetzt und lebe wohl, Kwin Bohnthal“, verabschiedete sich Rodgatt von seinem Schützling. „Wir werden uns nicht wiedersehen.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehte Rodgatt sich um und eilte davon. Kwin sah zu, wie sich die Gestalt des alten Magiers zusehends entfernte, bis sie in der Ferne verschwunden war.
    Ein seltsamer Abschied, dachte Kwin verwundert. Er konnte sich keinen Grund für das Verhalten des Alten denken. Schließlich nahm er ein Stück Eichenholz auf und begann, einen kleinen Drachen zu schnitzen.
    Während er zügig arbeitete, sang er mit leiser Stimme seine liebsten Tischlerlieder und auch einige andere, die Eichenherz ihn gelehrt hatte. Bald schon nahm der Holzdrache in seinen kundigen Händen Gestalt an. Wenig später lag die vollendete Drachenfigur warm und weich in seiner Hand und es gab nichts mehr zu verbessern. Kwin sammelte alles ein, was er sein Eigen nannte. Schließlich war er bereit zum Aufbruch und sah sich ein letztes Mal um. Dann machte er sich mit Twist auf den Rückweg.
    Der Weg war weit, und Kwin schaute oft zurück, prüfte die Umgebung, wie Rodgatt es vor ihm viele Male getan hatte, auf der Suche nach dem Wächtergolem. Doch alles blieb ruhig und auch Twist warnte ihn nicht vor einer verborgenen Gefahr.
    Viel später erkannte er in der Ferne den Ort, an dem er das Tor durchschritten hatte und hielt unbeirrbar darauf zu. Schließlich hatte er den Durchgang nach Hornburg erreicht und blieb unschlüssig stehen. Kein Wächter war zu sehen und auch sonst erschien ihm alles so, wie er es in Erinnerung hatte. Kwin atmete tief ein, machte einen unsicheren Schritt auf das Tor zu, dann noch einen, und als nichts geschah, schritt er kräftiger aus, erreichte die unsichtbare Grenze und schritt mühelos hindurch.
     
    „Wollen wir uns setzen und auf seine Rückkehr warten“, sagte Rendon, nachdem Kwin im Talikon verschwunden war. Er setzte sich auf den harten Steinboden und wandte sich an seine Schwester „Gib mir etwas Wein, Yanea.“
    „Ich finde, du hattest genug Wein. Trink Wasser, wenn du durstig bist. Hier.“ Yanea reichte ihrem Bruder die Wasserflasche, aber Rendon lehnte kopfschüttelnd ab.
    Irgendwann fragte Adengard: „Wie lange werden wir dieses Mal warten? Eine ganze Stunde? Oder gar zwei?“
    „Eine Stunde, nicht länger“, erklärte Prak entschieden, „dann werde ich ihm folgen...“
    In diesem Moment trat Kwin durch das Tor. Er hatte die letzte Bemerkung des Trolls gehört und sagte: „Das ist nicht nötig, Prak. Ich bin zurück.“
    Alle drehten sich um und betrachteten verblüfft den Tischler, der als erster vollendet hatte, was über einhundert Menschen, Trolle und Zwerge vor ihm nicht vermocht hatten: wieder nach Burnyk zurückzukehren. Neben Kwin stand Twist, hoch aufgerichtet und nicht minder stolz als sein Herr. Alle betrachteten die beiden Heimkehrer und langsam wurde ihnen auch bewusst, was ihre Rückkehr bedeutete.
    Rendon erkannte diese Wahrheit als letzter, aber er kleidete sein Misstrauen als erster in Worte: „Ich sehe, du bist zurück. Aber ich frage mich, wie das möglich ist, Tischler? Du bist doch gerade erst hineingegangen.“
    „Darüber weiß ich nichts“, erwiderte Kwin. „Ich weiß nur, dass ich bei einem alten Mann war und auf meine Aufgabe als Auserwählter vorbereitet worden bin.“ Kwin machte eine Pause. „Ich habe die anderen, gescheiterten Auserwählten gesehen. Sie sind tot und doch noch lebendig... Pretorius beherrscht sie jetzt. Er hat sie zu Gefäßen für die Magie umgeformt. Ich kann es nicht besser erklären. Meine Aufgabe ist es, sie von ihrem Fluch zu befreien. Und ich habe den Schlüssel dazu hier.“ Er hielt die einzelnen Teile des künftigen Freigolems in die Höhe. „Ich bin der Auserwählte! Ich werde einen Golem erschaffen, der den Wächtergolem Pretorius’ vernichten und den Bann der Auserwählten zerbrechen wird“
    „Du?“, fragte Prak ungläubig und Yanea sprang ihm eilig bei. „Unmöglich! Du wirst nicht einmal in der Prophezeiung erwähnt. Du bist zurückgekehrt, eine Leistung, die vor dir niemand vollbracht hat, aber alles andere glaube ich nicht.“
    Kwin lächelte. „Und doch wäre niemand von euch hier,

Weitere Kostenlose Bücher