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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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es weiter. Jeder siebte Schritt brachte ihn zwischen zwei andere Bäume und nahezu jeder Baum hatte einen Rat für ihn.
    „Vertraue auf deine Gefährten.“
    „Übe den Baumgesang. Nur eine einzige Zeile bringt Veränderung.“
    „Der Jäger wird dein Schwert und Schild. Suche den jungen Elders.“
    „Stärke dein Herz, der Auserwählte bringt den Tod auch für seine Gefährten.“
    „Wanke nicht. Sei unnachgiebig zu allen, die deine Stellung untergraben.“
    „Stütze dich auf jene, die dir getreu zur Seite stehen. “
    „Wappne dich, denn Trauer ob des Verlustes deiner Freunde mag dich verzehren. “
    „Du bist der Meister, lehre jene, die nicht sehen können.“
    „Sei ohne Furcht. Ein mutiges Herz vermag die Welt zu erschüttern.“
    „Ein Schwert gegen Feindesschwert. Magie gegen Feindmagie, das ist der Weg des Erwählten.“
    „Pretorius verdarb die Schriften Rodgatts. Nie wird ein Wechselbalg geboren.“
    „Die dritte Tat ist nur einem bekannt. Suche den jungen Elders.“
    Dann war Kwin endlich durch. Twist saß noch immer an der gleichen Stelle. Kwin drehte sich um und sah zurück. Sonnenstrahlen brachen durch das Baumspalier, das sich langsam ins Nichts auflöste und zurück blieb einsam ein müder, entkräfteter Tischler, der auf einer weiten Lichtung ermattet in die Knie sank, sich ausstreckte und augenblicklich einschlief.
    Kwin erwachte viele Stunden später erholt und ausgeruht. Sein Weg führte ihn noch einmal zu Eichenherz. Er dankte ihm herzlich für die zugestandene Hilfe, dann nahm er den kahlen Baumstamm, der noch immer dort lag, und verließ den Nachtwald. Es war ein weiter Weg und das gewachsene Holz war schwer.
     
    Rodgatt wartete tatsächlich an der vereinbarten Stelle. Dar alte Mann begrüßte Kwin mit einem kurzen Nicken. „Ist es vollbracht?“
    „Ja! Und manches mehr. Ich brauche Eure Hilfe.“
    Kwin ließ den Baum fallen und setzte sich neben Rodgatt ins Gras. In knappen Sätzen berichtete er, was ihm widerfahren war und dass er nun einen Golem zu erschaffen hatte, der die gefangenen Auserwählten befreien sollte.
    Rodgatt lauschte Kwins Ausführungen und unterbrach ihn nicht. Als Kwin verstummte, sah Rodgatt hinauf in den Himmel und sagte: „Ein paar Wolken nur. Seit Jahrhunderten habe ich keine mehr gesehen. Komm, Tischler, nimm den Stamm auf, dann kehren wir zurück.“
    „Was denn“, erwiderte Kwin, „ich soll ihn allein tragen?“
    „Erwartest du etwa, dass ich dir auch noch beim Tragen helfen soll? Meine Arbeit ist schon lange getan. Deine wartet noch auf ihre Vollendung.“ Rodgatt drehte sich um und marschierte vornweg. Kwin kniff wütend die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
    „Wartet auf mich“, rief er dann, als er einsehen musste, dass dieser Punkt nicht zur Verhandlung stand. Er hob das Holz auf, wuchtete es sich auf die Schulter und eilte Rodgatt schnaufend und schwankend hinterher.
    Unter der Anleitung des Magiers begann Kwin schon am folgenden Tag mit den ersten Arbeiten am Freigolem. Doch mit den Werkzeugen, die ihm zur Verfügung standen, blieben die einzelnen Werkstücke grob und unförmig und er beschloss, die Arbeit solange einzustellen, bis er über das nötige Werkzeug verfügte, was frühestens nach seiner Rückkehr in seine eigene Welt der Fall sein würde. Er teilte Rodgatt seine Entscheidung mit und der alte Mann nickte zustimmend.
    „Die Zeit drängt ohnehin. Du wirst bald wieder heimkehren müssen. Nach deiner Rückkehr wirst du deine Gefährten aufsuchen.“
    „Wenn ich sie wiederfinde.“
    „Sie warten noch immer vor dem Eingang zum Talikon. Für sie ist wenig Zeit verstrichen. Ich habe dir gesagt, dass die Zeit hier viel schneller abläuft als dort draußen. Es ist gefährlich, im Talikon zu wandern. Wer es bedenkenlos tut, muss die Folgen seines Handelns tragen - wird vor der Zeit altern und sterben, sobald er wieder zurückkehrt, ein Schicksal, das dir freilich erspart bleibt, da dein Aufenthalt nicht lange genug währte.
    Zuletzt noch dies: ich weiß von Nidar, dass Eichenherz dir mitgeteilt hat, du sollst den jungen Elders zu mir bringen. Sein Erscheinen im Talikon ist von entscheidender Bedeutung. Sorge dafür, dass er mich aufsucht. Du musst einen Weg finden ihn hierherzubringen.“
    Kwin zuckte die Schultern. Er wusste nicht, wo Alep sich augenblicklich aufhielt. Und ohne die Möglichkeit, mit ihm zu sprechen, waren ihm die Hände gebunden. Er teilte seine Überlegungen Rodgatt mit. Der alte Mann nickte nachdenklich.

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