Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Tagen herausgefunden habt.“
„Die Ereignisse dieser Tage lassen sich alle auf Rodgatt von Lohe zurückführen. Er erhielt der Nachwelt die Bilder, die er im Wahrbrunnen gesehen hatte. Vor einigen Jahren fand Pretorius die Bücher Rodgatts und hat sich die Weissagung zunutze gemacht. Vielleicht war Rodgatt ja wirklich ein Spinner, und all das wäre gar nicht geschehen, hätte er nicht diese verhängnisvollen Werke verfasst. Vielleicht hat er aber noch etwas mehr gesehen, es irgendwo in der Weissagung untergebracht, versteckt und verwoben, so dass es auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist. Wir brauchen nur einen Anhaltspunkt, den wir uns zunutze machen können.“ Alep schaute Wigget fragend an.
„Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte“, sagte Wigget.
Alep nickte. „Mich hat es von Anfang an überrascht, dass es mehr als einen Auserwählten geben soll. Und seit meiner ersten Begegnung mit Knoll ist die Zahl der Kandidaten von eins über drei und vier gleich auf nahezu einhundert und mehr gestiegen. Dafür hat er uns zwar eine Erklärung geliefert, aber die macht keinen Sinn, denn Rodgatt hätte all das ebenfalls im Wahrbrunnen erkennen müssen.
Unter allen Kandidaten ist nur einer der richtige. Aber was, wenn er nicht rechtzeitig gefunden wird? Was, wenn er vorher stirbt? Drehe und wende es, wie du willst, aber die große Menge möglicher Kandidaten macht nur dann einen Sinn, wenn auch viele von ihnen in Frage kommen.
Meine Großmutter hat mir einmal etwas über Prophezeiungen erzählt, und ich habe dabei den Eindruck gewonnen, dass nichts, was getan wird, um sie aufzuhalten oder umzukehren, von Erfolg gekrönt sein kann. Sie sagte: Wenn der Auserwählte ein falscher Auserwählter ist, wird irgendwann und irgendwo der Richtige auftauchen.
Und jetzt pass auf, Wigget: Es wurde niemals festgelegt, wer der Auserwählte ist! Die letzte Entscheidung wurde nie getroffen, sondern erfolgt erst jetzt, in unserer Zeit. Und ganz sicher wird sie nicht durch das Talikon gefällt, was auch immer sich dahinter verbergen mag.“ Alep verstummte und suchte Zustimmung in Wiggets nachdenklichem Blick.
„Wer sollte es sonst tun?“ fragte Wigget. „Pretorius ist nicht allwissend und Ihr seid es ebenso wenig!“
Doch Alep schüttelte den Kopf. „Die Teile der Prophezeiung, die ich gehört habe, befassen sich alle mit den drei Taten, dem Untergang der Magie und den Hinweisen auf die Auserwählten.“ Alep verstummte grübelnd. „Die drei Taten sind inzwischen vollzogen worden, von dir, von mir und Prinz Geron. Wir wissen auch, dass die Magie nicht verschwunden ist - mag sie auch unerreichbar sein! Es bleiben nur noch die Verweise auf die Auserwählten. Und darin finde ich ein Dutzend Andeutungen, die auf meine Person zutreffen: Kahlitaer, Hexenenkel, Magier, Landmann, Sohn eines Bauern, um nur einige zu nennen, und doch bin ich es nicht.“
Alep hob eine Hand und zählte die übriggebliebenen einen nach dem anderen ab. „Pail Milaz ist gescheitert. Taukon Dex ist Heetländer, Prak kommt ... Prak?“ Alep sah überrascht auf. „Nein, er hasst Bauern und alles, wofür sie stehen. Seine Gabe ist nicht die des Lebens.
Irgend etwas habe ich übersehen! Aber was?“ Entmutigt wandte er sich an Wigget. „Erinnerst du dich an deine Worte, kurz nachdem wir hier eingesperrt worden sind? Du sagtest etwas über die Fähigkeit, Bannflüche zu sprechen und dein früheres Leben ... Halt! Jetzt erinnere ich mich wieder.“ Alep verstummte. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und er betrachtete den Drachen, als habe er ihn nie zuvor gesehen.
„Der Drache im Holz. Das ist es, was ich übersehen habe. Außer mir und Kwin weiß niemand hier von deiner Wiederbele ... Kwin!“ Mit einem Satz sprang Alep auf und rief: „Es ist Kwin! Er ist der Auserwählte! Verstehst du? Der Drache im Holz - ohne ihn gäbe es dich doch gar nicht.“
„Und weshalb findet sich dann nirgendwo auch nur der kleinste Hinweis auf ihn?“
Alep konnte sich kaum beruhigen. „Weil er dann schon tot wäre.“
Alep wanderte unruhig von einer Zellenwand zur anderen. Dann blieb er stehen und sah Wigget entschlossen an. „ Wir müssen hier heraus. Sofort. Kwin muss sich der Prüfung stellen.“
„Das hat er vielleicht schon!“, widersprach Wigget.
„Und wer passt dann auf ihn auf?“
Die folgenden Stunden verbrachten die Inhaftierten damit, den ganzen Raum nach einer Schwachstelle in der Abschirmung abzusuchen. Aber das magische
Weitere Kostenlose Bücher