Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

viel zu schwer. Ihr braucht Euch nur vorzustellen, wie die Dinge sein müssen, diese Vorstellung unterstützt Ihr mit einem Vers und so wird es geschehen. Erinnert Euch, so habt Ihr Twist vor dem sicheren Tod bewahrt.“
    „Danke“, murrte Alep. „Deine Ratschläge sind sicher die besten, die ich jemals erhalten habe. Aber sie kommen immer zu spät.“
    „Ja! Und nun verschwinden wir besser.“
    Alep folgte dem vorauseilenden Wigget die Gänge entlang. Schließlich erreichten sie die Tür, die direkt zu den Räumen des Meistermagiers führte.
    Nichts zu hören da drinnen, flüsterte Wigget mit zur Seite geneigtem Kopf.
    Was tun wir? fragte Alep.
    Hinein und hindurch? schlug Wigget vor.
    Gut! Also los.
    Leise öffnete er die Tür. Dahinter lag das Zimmer des Magiers in tiefster Dunkelheit.
    Die Schlange hat das Nest verlassen, meinte Wigget lakonisch.
    Wir wollen trotzdem vorsichtig sein.
    Wachsam durchquerten Alep und Wigget den weitläufigen Raum. Schließlich erreichten sie die gegenüberliegende Wand. Alep tastete sich daran entlang zur Tür. Plötzlich stieß er an etwas, das polternd zu Boden fiel. Wigget knurrte nur. Alep bückte sich und hob erfreut seinen Eschenstab in die Höhe. Dann ging er vorsichtig weiter.
    Hier ist es, teilte Alep dem Drachen mit, als er den Ausgang erreicht hatte.
    Dann los. Haltet die Schuppe bereit. Wer weiß, was uns da draußen erwartet.
    Alep drückte die Klinke vorsichtig herab und zog die Tür ein klein wenig auf. Wigget streckte seinen langen Hals hindurch und kontrollierte den Gang.
    Niemand zu hören, niemand zu sehen. Kommt.
    Wenn uns hier jemand entgegenkommt, heißt es kämpfen oder untergehen, sagte Alep, als er dem endlosen Verlauf des Flures folgte. Es gab keine Nischen oder angrenzenden Zimmer, in denen er sich vor neugierigen Blicken hätte verstecken können.
    An diesem Ort scheint mir das ein und dasselbe zu sein, sagte Wigget.
    Sie erreichten ungehindert das Ende des Ganges und standen vor einer Treppe, die hinauf führte.
    Zögert nicht. Wenn uns jemand beobachtet, wird er Verdacht schöpfen.
    Alep stieg die Treppe hinauf. Oben musste er sich orientieren und folgte zielstrebig einem weiteren Korridor. Bald wurde er unsicher. Wigget war ihm auch keine große Hilfe. Irgendwann mussten sie einsehen, dass sie sich in den weitläufigen Fluren des Palastes verirrt hatten.
    Und was jetzt? fragte Alep
    Einfach weitergehen. Irgendwann werden wir auf etwas stoßen, das uns weiterhilft. Hoffe ich!
    Also schritt Alep die nächstbeste Treppe nach oben und folgte einem breiten, von Fackeln erhellten Flur. Aus Marmor getriebene Sockel standen in gleichmäßigen Abständen an den Wänden. Manche trugen Büsten, andere waren leer. An der nächsten Abzweigung hingen links und rechts die Drachenflaggen Burnyks.
    Das habe ich schon mal gesehen. Irgendwo hier muss der Sitzungssaal sein. Wenn wir ihn finden, finden wir auch den Weg hinaus.
    Alep trat in den Quergang und folgte ihm. Die einfachen Fackelhalter der unteren Ebenen waren nun prunkvollen, vergoldeten Kandelabern und siebenarmigen Leuchtern auf Steinsockeln gewichen. Noch einmal bog Alep rechts ab und stand dann vor der Flügeltür des Sitzungssaales. Er orientierte sich neu und schritt dann sicher voraus, bis er die bogenförmige Treppe am Ende des Flurs erreicht hatte. Von dort waren es nur wenige Schritte bis zum Portal.
    Unweit des Tores trat Alep hinter eine Säule und spähte vorsichtig daran vorbei. Das Tor war geschlossen, aber er wusste, dass draußen mindestens zwei Wächter postiert waren.
    Ohne Lärm kommen wir an den Wächtern nicht vorbei, überlegte Alep, aber irgendwo muss es hier Nebeneingänge für Diener und Boten geben.
    Fragt mich nicht. Ich bin mit Eurer Bauweise nicht vertraut. Würdet Ihr in Höhlen leben, wie jedes anständige Wesen, dann könnten Euch meine Erfahrungen dienlich sein. So aber müsst Ihr allein entscheiden.
    Alep wandte sich nach links. Da das Palasttor zum Zentrum des Hügels hin führte, nahm er an, die Boteneingänge am anderen Ende des Gebäudes zu finden. Die Fenster, die in gleichmäßigen Abständen eingelassen waren, halfen ihm, sich zurechtzufinden. Solange er an ihnen entlanglief, musste er zwangsläufig auf einen weiteren Ausgang stoßen. Draußen war es Nacht. Der Duft von frischgebackenem Brot zeigte ihnen, dass sie die Palastküche erreicht hatten.
    Es muss jetzt um die vierte Stunde nach Mitternacht sein, sagte Wigget. Hier wird das Brot für den kommenden Tag