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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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fürs Erste genügen. Komm mit“, forderte Alep den Drachen auf. „Du wirst die Zimmer von Kwin und Taukon untersuchen. Ich überprüfe Pails Zimmer und das des Trolls.“
    Alep betrat das Zimmer des schweigsamen Pail Milaz, es war leer und verlassen. In Praks Zimmer sah es nicht anders aus. Alep überprüfte den Inhalt des Schrankes und den der Kommodenschubladen und fand beide Möbel leer. Die Decken auf dem Schlafstein des Trolls lagen ordentlich gefaltet und glattgestrichen da.
    Alep eilte in sein Zimmer, nahm sein Bündel auf und trat auf den Flur hinaus. Dort wurde er von Wigget erwartet. „Nichts. Alle Zimmer leer“, erklärte der Drache.
    „Und die Schränke?“, fragte Alep.
    „Sind noch an Ort und Stelle.“
    Alep grinste. „Verschwinden wir hier. Vielleicht sind sie ja doch noch rechtzeitig entkommen.“
    „Fragt mich, ob ich sonst etwas gefunden habe?“, forderte Wigget.
    „Jetzt ist keine Zeit für Rätsel, Wigget.“
    „Fragt mich, ob ich in Kwins Zimmer eine handgeschnitzte Drachenfigur gefunden habe. Los fragt mich!“
    Alep knurrte nur und betrat Kwins Zimmer ein zweites Mal. Auf der Kommode stand tatsächlich ein schwarzer Drache aus Holz, so wunderschön und detailgetreu, wie Alep nur einen zuvor gesehen hatte.
    Alep nahm die Statuette kurz entschlossen weg und stopfte sie in seinen Beutel. In Windeseile war er wieder unten bei dem noch immer besinnungslosen Soldaten. Wigget war schon da und hatte es sich auf der Rückenlehne gemütlich gemacht. Alep löste die Fessel, packte den Gardisten und trug ihn die Treppe hinauf. Er öffnete die erste Zimmertür, trug seine Last über die Schwelle und warf den noch immer bewusstlosen Soldaten aufs Bett. Mit zwei weitere Streifen, die er aus einer Decke schnitt, fesselte Alep ihn zusätzlich auf das Bett. Dann löste er den Knebel des Gardisten, packte ihn am Kragen und schlug ihm links und rechts ins Gesicht.
    „Wach auf, Soldat“, forderte Alep mit grimmiger Stimme. „Wach auf.“ Wieder schlug und schüttelte er ihn.
    „Ihr mögt Gardisten nicht besonders, oder, Magier?“, fragte Wigget.
    Endlich gab der Posten erste Lebenszeichen. Die Augen öffneten sich und es dauerte einen Moment, bevor er den Blick auf Alep richten konnte, der über ihn gebeugt dastand. Der Soldat stöhnte schmerzerfüllt.
    „Hörst du mich, Soldat?“, fragte Alep.
    „Ja“, erklang die klägliche Stimme des Wächters.
    „Sag deinem Herrn, der Krieger des Auserwählten ist frei und wird wiederkommen. Los, wiederhole es!“
    „Der Krieger des Erwählten ist frei und wird wiederkommen.“
    „Vergiss es nicht.“ Alep stopfte ihm den Deckenstreifen wieder in den Mund, knebelte ihn, schulterte Beutel und Eschenstab und verließ mit Wigget das Zimmer. Draußen griff er in den Beutel und nahm die Drachenfigur heraus. Sie fühlte sich warm an, wie seinerzeit die Figur, die dann später zu Wigget geworden war. Lebendiges Holz.
    Wigget betrachtete die Figur und rief entzückt: „Schaut nur, das bin ich, wie ich früher einmal ausgesehen habe. Abgesehen von den Beinen. Es fehlen schon wieder zwei. Aber dafür hat diese hier zwei Hörner, und sogar der Schwanz hat die richtige Länge.“ Wigget knurrte zornig. „Hätte Euer Freund nicht schon beim ersten Mal diese Figur anfertigen können?“
    Alep betrachtet die Schnitzerei, folgte den weichen Linien um Kopf, Brust und Bauch und sah Wigget dann mit hochgezogenen Brauen an. „Du irrst dich. So kannst du niemals ausgesehen haben. Das hier ist ein weiblicher Drache.“
    „Ach, woher wollt Ihr das denn wissen? Seid Ihr neuerdings Experte für Drachenformen?“, Wigget betrachtete die Figur noch einmal, „He, das ist eine Drachenfrau. Und seht nur, wie gut sie aussieht.“
    Alep drehte den Holzdrachen unschlüssig in den Händen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Kwin hatte sein Zimmer ausgeräumt und ausgerechnet eine wertvolle und einzigartige Drachenfigur zurückgelassen? Das war wenig wahrscheinlich. Da steckte doch mehr dahinter.
    „Ich weiß ja nicht, wie Ihr dazu steht, Magier, aber so langsam habe ich vom Rätselraten die Nase gestrichen voll!“
    „Nenn mich nicht Magier!“
    Kwin hatte Alep schon einmal ein ähnliches Geschenk gemacht, als noch keiner von beiden wusste, dass ihre Bestimmung eng mit der Prophezeiung verknüpft war und vor ihnen ein geruhsames Leben im Flachen Land gelegen hatte. Alep hob die Figur empor. „Was hältst du davon, Wigget?“, fragte er.
    „Gute Tischlerarbeit und besser, als die

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