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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Mann, lächelnd und mit einem Funkeln in den Augen. Schütteres Haar fiel ihm strähnig bis auf die Schultern.
    „Wer seid Ihr?“, fragte Alep.
    „Rodgatt von Lohe ist mein Name. Und wie nennt man dich?“
    „Alep Elders.“
    „Trefflich!“ sagte der Alte mit einem Lachen. „Dann muss das dort Wigget sein. Also hat Kwin Bohnthal es doch geschafft, dich herzubringen. Wo ist dein Freund?“
    „Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht, Herr, wir sind allein und aus freien Stücken gekommen. Ich habe Kwin seit Tagen nicht mehr gesehen.“
    Der Alte nickte verstehend. „Wie auch immer“, sagte er. „Ich freue mich, euch beide hier zu sehen.“ Er wandte sich an Wigget. „Ich kenne dich, Drache. Du bist der schwarzer Wikt. Besiegt von Hann T’Brien. Sieh nach Norden, Wikt. Dort erhebt sich eine Eberesche weit über die Baumkronen aller übrigen Bäume. Es ist dein Großvater Nidar. Er wünscht dich zu sprechen. Fliege zu ihm. Doch halte die Augen offen, der Wächter des Pretorius schläft nie.“
    Wigget, der den Worten des alten Mannes regungslos gelauscht hatte, drehte sich zu Alep und sah ihn fragend an. Erst als Alep zustimmend nickte, spreizte er seine Flügel und machte sich auf den Weg. Alep sah ihm hinterher und betrachtete dann wieder den alten Mann. „Wer seid Ihr nun wirklich?“, fragte er fordernd. „Rodgatt starb vor zweitausend Jahren. Und wer ist der Wächter?“
    „Rodgatt starb, ja. Aber er starb nur für die Menschen in deiner Welt. In dieser Welt aber“, Rodgatt beschrieb mit einer weiten Armbewegung einen Kreis, „lebe ich und warte auf den Auserwählten. Hier im Talikon, dem Ursprung der Magie. Der erste ist gekommen und obwohl er der Richtige war, war er doch der Falsche. Nun bist du gekommen: der falsche Auserwählte und doch der Richtige.“
    Alep hatte kein Wort verstanden. „Was?“, fragte er.
    Rodgatt setzte sich ins Gras und forderte Alep auf, es ihm gleichzutun. „Dein Freund Kwin ist der Erwählte, der die Magie erhalten soll. Er ist übrigens nach Lindenbrunn unterwegs. Er hat seine Bestimmung angenommen, wohl wissend, dass all unsere Hoffnung auf seinen Schultern ruht.“ Rodgatt schüttelte den Kopf. „Aber er ist den anstehenden Herausforderungen kaum gewachsen. Er braucht Hilfe, deine Hilfe!“
    Alep wollte etwas sagen, aber Rodgatt hob abwehrend eine Hand. „Ich weiß! Du glaubst, mit der Herstellung der Klinge ist deine eigene Aufgabe vollendet. Hätte auch nur einer deiner Vorgänger, nur ein Kandidat unter all den vielen gescheiterten Auserwählten die Angriffe des Wächters überlebt, dann wärst du jetzt frei, ebenso dein Freund und all seine Gefährten...“
    Alep betrachtete den alten Mann misstrauisch. „Der Auserwählte stand also nicht von vornherein fest? Wollt Ihr das damit sagen?“
    Rodgatt bewegte abwägend den Kopf. „Ja und Nein! Es gab Hinweise, aber keine eindeutige Bestimmung. Der richtige Erwählte würde in Begleitung eines Tieres sich der Prüfung stellen. Das hat Kwin getan. Du aber auch“, Rodgatt wies über seine Schulter in die Richtung, die Wigget zu der Eberesche eingeschlagen hat. „Und andere vor euch ebenfalls.“
    „Nennt Wigget nicht Tier. Er ist viel mehr als das.“
    „Sicher. Aber die Tatsache bleibt bestehen, dass ihr beide, du und Kwin, das Talikon nicht allein betreten habt. Das legt die Vermutung nahe, dass ihr für die Erfüllung der Weissagung einstehen müsst. Und selbst wenn dem nicht so wäre, bist du der Einzige, der Pretorius gegenübertreten kann.“
    „Spannt mich nicht für Eure Vorhaben ein. Was ist mit Euch?“, fragte Alep.
    „Ich besitze keine Magie mehr, mein Junge, und außerdem wird auch mein derzeitiges Leben bald zu Ende gehen. Wie aber steht es mit dir? Die dritte Tat ist vollbracht und du kannst gehen, wohin du willst, ohne dich weiterhin darum zu kümmern, welchen Ausgang diese unselige Geschichte nimmt. Oder du bleibst und trittst an Kwins Seite dem Meistermagier entgegen. Was gedenkst du zu tun?“
    „Das ist keine Frage“, entgegnete Alep schlicht. „Ich werde Kwin folgen, sobald ich Euch und diesen seltsamen Ort wieder verlassen habe. Ich frage mich nur, weshalb Ihr so sehr auf eine Antwort drängt.“
    Rodgatt verzog seinen Mund zu einem schiefen Lächeln. „Die Zeit wird knapp.“
     
    Wigget flog schnell, und die Entfernung zwischen ihm und der weithin sichtbaren Eberesche schmolz geschwind dahin. Nidar, dachte Wigget und Wut und Schuld zugleich erfüllten sein Denken. Der letzte König

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