Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Einigung mit Hirlot zu ermöglichen. Du hast mich geopfert wegen eines Menschenkönigs, der mächtiger war als du. Ich war der Einzige, der vorausschauend genug war zu erkennen, wohin deine Schwäche uns führen würde. In die Abhängigkeit. Du hattest den Tod ebenso verdient wie jeder andere, der sich in diesem Streit auf deine Seite stellte. Und jetzt sag, was du zu sagen hast. Ich ertrage deine Nähe nicht.“
„Ich verabscheue dich, Wikt. Dich und alle deine Taten. Aber ich..., Rodgatt und ich, wir brauchen deine Hilfe, wenn unser Leben nicht umsonst gewesen sein soll. Die Magie muss um jeden Preis befreit werden, oder deine Heimat wird von einem einzigen Mann mit unendlicher Macht auf ewig geknechtet.“
„Ja! Das weiß ich. Als ich im Spahnwald fast tot lag, sprach der Waldgeist zu mir.“
„Rodgatt!“, unterbrach Nidar seinen Enkel.
„Rodgatt“, murmelte Wigget leise. „Er war das?“
„Ja. Mit meiner Hilfe. Wirst du uns helfen, Wikt? Wirst du deine Schuld, die du uns Drachen gegenüber hast, für den Fortbestand der Freiheit aller Wesen Burnyks und der übrigen Länder der Welt begleichen?“
Doch Wigget schüttelte den Kopf. „Es gibt keine Pflicht, die du oder sonst wer bei mir einfordern kann. Ich bin euch nichts mehr schuldig. Meine Sühne währt seit zwei Jahrtausenden und ist noch nicht zu Ende. Ich habe Rodgatt und dem jungen Magier mein Wort gegeben, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um die ihm gestellte Aufgabe zu vollenden. Ihr alle verfolgt zwar das gleiche Ziel, aber dessen sei gewiss, Nidar: ich helfe ihm, nicht dir! Ich tue es für den alten Mann des Waldes, dem ich damals ein Versprechen gab, nicht für dich.Und ich tue es vor allem für den jungen Magier, meinen Freund, nicht aber für die schwarzen Drachen.“
„Das genügt“, erklärte Nidar.
„Das mag dir so erscheinen“, widersprach Wigget. „Aber die Wirklichkeit sieht ganz anders aus.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, spreizte Wigget seine Flügel und flog davon.
„Aus Heetland?“, Alep brüllte fast, so sehr hatte Rodgatts Eröffnung über seine Herkunft ihn überrascht.
Rodgatt hielt es für besser, zu schweigen und den jungen Mann, der doch schon so viel erlebt hatte, allein damit fertig werden zu lassen. Heetland und Burnyk waren seit einer Ewigkeit miteinander verfeindet, worüber die vielen Kriege und Auseinandersetzungen beredte Auskunft gaben. Aleps Welt wankte ein wenig. Aber er hatte in den letzten Monaten so viele überraschende und seltsame Dinge akzeptieren müssen, dass er schon nach einer kurzen Weile aufsah. Er zuckte die Schultern und sagte: „Das ändert nichts. Meine Familie lebt seit vielen Generationen im Flachen Land. Dort ist meine Heimat und wird es immer sein.“
Rodgatt nickte. „Ich habe dir das nicht erzählt, um dich zu beleidigen. Ich wollte dir erklären, weshalb du die beste Wahl warst, den Auserwählten zu beschützen. Du hast deine Sache gut gemacht und wir alle sind dir zu Dank verpflichtet. Aber noch ist der Weg nicht zu Ende. Der Tischler braucht noch immer deinen Schutz.“
Später“, verlangte Alep. „Sag mir erst, wie diese unselige Geschichte, die mein Leben bestimmt, begonnen hat:“
Rodgatt zuckte unbeholfen mit den Schultern. „Einiges habe ich im Brunnen von Ju’Licka-Nor geschaut. Aber das Meiste hat sich irgendwie von selbst ergeben. Es hat seinen Ursprung in mir unbekannten Kräften. Ich möchte gerne glauben, dass die Magie dahintersteckt. Das würde meinem müden Geist erfreuen und wäre zudem eine späte Bestätigung, aber ob es sich tatsächlich so verhält, das kann ich ganz gewiss nicht sagen. Nun sag mir, Alep Elders, wirst du auch weiterhin für unsere Sache eintreten?“
„Daran hat es nie einen Zweifel gegeben.“
„Dann höre meine Anweisungen.“
Aleps Kopf ruckte hoch. „Anweisungen? Die Zeiten sind vorbei. Sag mir, was getan werden muss und ich überlege ob und wie ich es tue.“ Alep sah mit forderndem Blick in Rodgatts Gesicht.
„Es steht dir nicht ...“, begann Rodgatt, wirde aber von heftigen Flügelschlägen unterbrochen, die schnell lauter wurden. Die beiden Männer schauten auf und sahen Wigget, der auf sie zugeflogen kam.
„Wir sprechen später darüber“, erklärte Rodgatt. „Jetzt verschwinden wir besser von hier, bevor der Wächter uns entdeckt.“
„Welcher Wächter?“, fragte Alep.
„Später.“
„Müde! Will schlafen“, nuschelte Alep an einem Abend wenige Tage später
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