Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
Vom Netzwerk:
unverständlich und wankte zu seiner Bettstatt.
    „Was?“, fragte Rodgatt. Er sah Wigget hilfesuchend an. „Was hat er gesagt?“
    Wigget spreizte entschuldigend seine Flügel. „Das, was er immer sagt, wenn er sich übers Maß hinaus mit der Magie beschäftigt: dass er müde ist und schlafen möchte.“
    „Fürs Schlafen ist jetzt keine Zeit“, erklärte Rodgatt entschieden und ging hinter Alep her, der sich gerade hinlegen wollte.
    „Halt, Magier. Du bist mit deinen Übungen noch nicht zu Ende.“
    Alep murmelte irgend etwas davon, dass er in Ruhe gelassen werden wollte oder mittels Magie für Ruhe sorgen werde. Doch Rodgatt war unnachgiebig, packte Alep am Arm und zerrte ihn wieder auf seine Beine. Unsicher schwankend sah Alep zu dem alten Mann auf und verzog sein Gesicht zu einer strengen Miene, die ihm aber vor Müdigkeit gänzlich entglitt. „Ich werde Euch ...“
    „Ja, ja“, beschwichtigte Rodgatt, „aber zuerst wirst du mit mir nach draußen gehen und mir noch einmal erklären, wie ein Gegenstand belebt wird.“
    Rodgatt zog Alep, dem ständig die Augen zufallen wollten, hinter sich her, verließ mit ihm die Hütte und setzte ihn draußen ins warme Gras. Doch bevor auch Rodgatt sich niedergelassen hatte, sank Alep zur Seite und war im gleichen Moment eingeschlafen.
    Wigget schüttelte den Kopf und sah Rodgatt mitfühlend an. „So ist es immer. Die Magie zehrt an ihm, nimmt ihm alle Kraft und lässt ihn so zurück. Da hilft alles Wollen nichts. Wir werden warten müssen, bis er sich wieder erholt hat.“
    „Wie lange wird das dauern?“
    „Einen Tag, vielleicht zwei. Aber so, wie Ihr ihn gefordert habt, eher länger“, antwortete Wigget.
    Die Voraussage des Drachen stimmte genau. Alep erwachte nach einem langen und erholsamen Schlaf zur vorausgesagten Zeit und verlangte etwas zu essen. Rodgatt brachte es ihm und Wigget ließ es sich nicht nehmen, seinem Freund dabei Gesellschaft zu leisten.
    „Wie lange habe ich geschlafen?“, wollte Alep wissen.
    „Lange genug“, erklärte Rodgatt wortkarg.
    Alep betrachtete das alte, von vielen Falten und Runzeln bedeckte Gesicht. Er bemerkte die Veränderung sofort. Er sprach den Alten darauf an, und Rodgatt erklärte, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bliebe, bevor er und Wigget dieses Land wieder verlassen müssten.
    Die Eile, die Rodgatt anschlug, seinen jungen Schüler auf die kommenden Ereignisse vorzubereiten, waren fast zu viel für Alep. Wigget fühlte sich hilflos, weil er seinen Schützling nicht unterstützen konnte, und so flog er jedes Mal davon, gleich nachdem sie ihr karges Frühstück beendet hatten, um nicht mit ansehen zu müssen, wie sehr Alep sich quälen musste, um mit Rodgatt Schritt zu halten. Er kehrte meist erst lange nachdem Alep eingeschlafen war wieder zurück.
    Lehrer und Schüler aber lernten sich immer besser kennen und auch, einander zu respektieren. Rodgatt nutzte seine Unterweisungen und verband sie mit ausgedehnten Wanderungen über Land. Auf einer dieser Wanderungen kam zum ersten Mal seit Aleps Ankunft die Sprache wieder auf den Wächter. Rodgatt erklärte Alep, dass dieser ein von Pretorius erschaffener Golem sei, der lediglich die Aufgabe habe, jeden Auserwählten, der das Drachenland betrat, aufzuspüren und ihm seine Seele zu nehmen. Es war Alep unverständlich, aber Rodgatt zeigte großen Respekt vor dieser Kreatur und flüchtete jedes Mal, wenn er den Wächtergolem in der Nähe wähnte.
    Einmal gewährte Rodgatt Alep einen Blick auf die Kreatur des Meistermagiers. Sie waren Stunden unterwegs, als Rodgatt ihn am Ärmel packte und hinter einen Felsen zog. Er bedeutete ihm, hinaufzusteigen und sich so still wie möglich zu verhalten. Oben schoben sich die beiden Männer bäuchlings bis zum Felsrand und spähten vorsichtig hinunter.
    Alep verschlug es die Sprache, als er den Golem unter sich vorbeilaufen sah. Die Kreatur mochte noch um eine Handbreite größer sein als ein Troll. Das Auffälligste aber war die Farbe des Golems, die sich jedes Mal seiner Umgebung anzupassen schien. Er besaß lange, dünne Beine, einen schlauchförmigen Körper, der in seinen Bewegungen der einer Schlange glich und kräftige Arme, die in klauenartigen Händen endeten. Hohe spitze Ohren und schwarze Augen, vervollständigten das angsteinflößende Bild des Wächters. Der Golem marschierte grunzend an ihrem Felsen vorbei und verschwand in einem nahegelegenen Wald.
    Die beiden Männer setzen sich auf. Rodgatt betrachtete die dunkle Klinge

Weitere Kostenlose Bücher