Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
ausgesucht. Unser Böttcher Tallis ist da viel besser geeignet. Er hat ein fabelhaftes Gedächtnis.“ Pedegar drehte sich um und schrie durch den Raum: „Tallis, hier sind neue Fremde und die Frau hier hat eine Frage.“
Sofort drehten sich alle Köpfe in ihre Richtung. Auch der Böttcher sah auf, erkannte den Wirt, der ihm heftig zuwinkte, und erhob sich. Mit schwerem Schritt schob er sich durch die Reihen der Gäste bis an Aleps Tisch. Andere Gäste folgten ihm auf dem Fuß und bestaunten Ledus und seinen Heißhunger.
„Darf ich dir den Jäger Ellek Herzmann vorstellen?“, sagte Pedegar Holst an Tallis Lomen gewandt.
Der Böttcher streckte die Hand aus. „Freut mich, Euch kennenzulernen, Herzmann. Wie war die Jagd?“
„Ich kann nicht klagen“, erklärte Alep ruhig.
„Meister Herzmann möchte erfahren, wer die Fremden sind, die seit einiger Zeit unsere Gäste sind“, sagte der Wirt. „Er sucht seine Freunde und glaubt, dass er sie womöglich bei den Fremden finden kann.“
Alep nickte bestätigend. „Könnt Ihr sie mir beschreiben, Meister Lomen?“
Der Böttcher strich sich mit der Hand über das Kinn und betrachtete Alep prüfend. Der junge Elders erwiderte den forschenden Blick. Schließlich lächelte Lomen freundlich, kratzte seine lange Nase und sagte: „Das ist eine seltsame Gruppe da unten. Bunt zusammengewürfelt und überhaupt nicht zueinander passend. Frauen und Männer gemeinsam und eine Frau trägt sogar ein Schwert.“
„Die Frau mit dem Schwert“, unterbrach Alep, „wie sieht sie aus?“
Lomen überlegte, wobei seine Augen langsam einen schwärmerischen Glanz bekamen „Je nun - sie hat grüne Augen und ihr rotes Haar ist zu einem Zopf hochgebunden. Sie trägt an jeder Hüfte einen Dolch und ein Schwert trägt sie auf dem Rücken.“
Das kann nur N’Gucha sein, sagte Wigget.
Lomen fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Eine Frau wie sie habe ich noch nicht gesehen. Sie ist groß, stolz und - schön, wenn sie nicht diesen wilden Ausdruck im Gesicht hätte. Sie bewegt sich wie eine ...“ Lomens Stimme sank zu einem verschwörerischen Flüstern herab und Alep verspürte einen leichten Stich. Entweder verfügte der Böttcher über eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe oder er hatte Gefallen an N’Gucha gefunden.
„... ja, wie eine Katze.“ Lomen nickte, als wollte er seinen Worten besonderen Nachdruck verleihen.
Alep wusste selbst nicht, was ihn dazu veranlasste, als er sagte: „Das ist sie. Die Frau gehört zu mir!“
Hä? erklang Wiggets ungläubige Stimme. Seit wann gehört N’Gucha zu Euch, Magier?
Halt die Klappe!
„Ich danke Euch, Meister Lomen.“
Und nenn mich nicht Magier!
Alep drehte seinen Kopf und betrachtete die neugierigen Gäste, die inzwischen ihren Tisch umstanden. Tallis Lomen zuckte vielsagend die Schultern, sah Ledus einen Moment an und kehrte dann zu seinem Platz zurück.
Endlich beendete auch Ledus sein Mahl und schob zufrieden seinen Teller von sich. Eine Stimme aus dem Hintergrund rief: „Aus! Jetzt geht nichts mehr in ihn hinein.“
Ledus sprang fassungslos auf. „Wer hat das gesagt? Das ist eine Lüge.“ Er klopfte sich vielsagend auf den Bauch. „Da ist noch jede Menge Platz.“
Lisett streckte den Arm aus und umschloss mit kräftigen Fingern Ledus’ Handgelenk. „Nichts geht mehr hinein! Ich habe gerade noch genug Geld, um dieses Essen zu bezahlen. Also setz dich wieder hin.“
„So?“, entgegnete Ledus. „Dann pass mal auf.“ Er wandte sich an die umstehenden Gäste. Mit lauter Stimme rief er: „Vor der Tür stehen drei gute Pferde. Die sind mindestens 30 Goldstücke wert. Das ist mein Einsatz und ich sage, dass ich noch einmal die gleiche Menge schaffe.“ Ledus wies auf das Geschirr vor ihm. „Wer von euch hält dagegen?“
Unentschlossen sahen die Gäste einander an. Tallis Lomen zwängte sich durch die dicht stehende Menge und trat an den Tisch.
„Ich halte dagegen!“, erklärte er. „Pedegar! Dasselbe nochmal.“
In diesem Moment öffnete sich die Tür. Lomen schaute hinüber und sagte an Alep gewandt: „Das ist sie!“
Alep folgte seinem Blick und erkannte N’Gucha. Die Kriegerin sah sich suchend um, erkannte Alep und kam lächelnd auf ihn zu.
Alep verfolgte ihre Bewegungen. Unwillkürlich erinnerte er sich an die Worte, die der Böttcher kurz zuvor ausgesprochen hatte, an seine Beschreibung N’Guchas und an seinen bewundernden Gesichtsausdruck, der bei der Erinnerung an die Beschützerin einen
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