Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
mein Name. Das dort hinter mir ist Ledus mit seinem Weib Lisett. Wir sind freie Jäger auf dem Weg nach Süden.“
Ihr lügt schlimmer noch als ich es zu meiner besten Zeit getan habe.
Ich dachte, Drachen können nicht lügen , sagte Alep.
Das dachte ich auch!
„Was ...?“, begann Lisett, aber Alep brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.
„Ihr seid spät dran, Herzmann“, rief der Wächter von oben herab. „Das Jahr geht bald zu Ende und Ihr macht Euch erst jetzt auf den Weg ins Winterquartier?“
„Das Weib meines Gefährten lag viele Wochen krank. Wir konnten nicht früher aufbrechen“, erklärte Alep. „Nun öffne das Tor. Es ist kalt.“
„Wem sagt Ihr das? Und ich wette, es wird noch kälter.“
Die nächsten Worte verstand Alep schon nicht mehr, da der Wächter den Freigang verlassen und sich auf den Weg nach unten gemacht hatte.
„Was fällt dir ein?“, fragte Lisett erbost. „Dichtest mir diesen undankbaren Kerl als meinen Gatten an.“
„Ich erkläre es später. Jetzt sei bitte still, bevor er uns noch hört.“
Quietschend und knarrend öffnete sich einer der Torflügel, gerade so weit, dass die drei Wartenden nacheinander hindurchreiten konnten. „Danke Mann“, sagte Alep. „Wo finden wir ein Bett für die Nacht und ein anständiges Essen?“
„Immer der Straße nach bis zum großen Platz. Dort findet Ihr den ‘Drachenhort’ und darin alles, was das Herz einsamer Wanderer begehrt.“
„Danke! Ich wünsche Euch eine gute Nacht“, sagte Alep.
Als sie das Stadttor und den Wächter hinter sich gelassen hatten, lenkte Lisett ihr Pferd neben Alep und sah misstrauisch zu ihm herüber.
„Seit wann hast du es nötig, Lügen über dich und deine Freunde zu verbreiten?“, fragte sie.
Alep drehte seinen Kopf und erwiderte ihren forschenden Blick. „Das ist eine lange Geschichte, Lisett. Kwin und ich kamen nach Hornburg und wurden gleich vom Meistermagier Pretorius in Empfang genommen. Während ich mich der Prüfung unterziehen sollte, wollte ...“
„Welche Prüfung?“, fragte Ledus, der zu ihnen aufgeschlossen hatte.
„Die Prüfung, durch die der Auserwählte bestimmt wird. Um es kurz zu machen: ich bin es nicht. Kwin ist der Auserwählte. Zur gleichen Zeit ...“
„Kwin?“ Das war Lisett. Ihre Stimme überschlug sich fast. „Mein Kwin? Das ist nicht wahr! Das hast du dir ebenso ausgedacht wie diesen komischen Namen, den du dem Wächter genannt hast.“
„Nein! Es ist wahr!“, unterbrach Alep. „Während Kwin ins Talikon ging, habe ...“
„Talikon?“, riefen Ledus und Lisett zur gleichen Zeit.“
Alep seufzte. „Ich sehe schon, ich muss euch die Geschichte von Anfang an erzählen.“
Auf ihrem Weg durch die Stadt bis zum Gasthaus berichtete Alep in knappen Sätzen, was sich seit ihrem Aufbruch nach Hornburg ereignet hatte. Er erzählte von Kwins Genesung in der Höhle, berichtete von Prak und vom Angriff der Liks, von Pretorius, dem Tode Antevers, schilderte die Vollendung der dritten Tat in der Schmiede von Meister Türmer und seiner anschließenden Gefangenschaft, erzählte von seinem Ausbruch aus den Kellergewölben des Palastes und seiner Zeit im Talikon. Zum Schluss berichtete Alep von seiner Flucht aus Hornburg über Pollbark bis hierher. „Ihr seht“, beendete er seine Schilderung, „diese ganze Prophezeiung ist im Grunde ein riesiger Schwindel, von Pretorius in Gang gesetzt, um diejenigen unter seine Kontrolle zu bringen, die ihm hätten gefährlich werden können, und gleichzeitig die Magie an sich zu binden.“
„Ha?“, entfuhr es Ledus.
„Was?“, fragte Lisett.
Wigget lachte auf. „So wie Ihr das erzählt, Magier, würde ich auch kein Wort verstehen. Wir sind da.“
Die Reiter lenkten ihre Pferde vor das Gasthaus, stiegen ab und banden sie an einen Pfosten. Alep klopfte den Hals seines Pferdes, das ihn sicher bis hierher gebracht hatte, stampfte ein paar Mal kräftig mit den Füßen auf und betrat dann den ‘Drachenhort’. Hinter ihm drängten Lisett und Ledus herein. Der Magen des Artisten knurrte laut. Alep hatte kaum die Tür geöffnet, als er auch schon das laute Stimmengewirr vernahm.
Der Schankraum war gut gefüllt. Ein junger Mann mit einem freundlichen Lächeln trat auf sie zu, bedachte Wigget mit einem seltsamen Blick und begrüßte dann seine Gäste.
„Was kann ich für Euch tun?“, fragte er. „Eine warme Mahlzeit und ein Zimmer für die Nacht?“
„Ja, danke“, erwiderte Alep.
„In genau dieser
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