Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Schultern. „Einerlei!“, sagte er, wandte sich an Kwin und fragte: „Wo kriege ich ein anständiges Frühstück?“
„Bei uns“, sagte Kwin lachend. „Die anderen warten sicher alle schon auf unsere Rückkehr.“
Eng umschlungen verließen Kwin und Lisett den ‘Drachenhort’. Ledus folgte ihnen mit großem Abstand.
Alle waren sie heruntergekommen, um Alep zu begrüßen. Prak nickte Alep zu, als sie sich gegenüberstanden. „Ich habe dir zu danken“, erklärte Alep freimütig. „Dein Bruder in Pollbark war mir eine große Hilfe.“
Praks kurzer Rüssel zuckte heftig. „Er ist nicht mein Bruder. Dir zu helfen war ein Auftrag, den er zu erfüllen hatte. Gleichwohl bin ich froh, dich wohlauf zu sehen, Tiefländer.“
Taukon Dex Gesicht war wie immer undurchdringlich, als Alep ihn begrüßte. „Willkommen in Lindenbrunn, Elders. Welche Neuigkeiten bringst du aus Hornburg?“
„Viele!“, entgegnete Alep abwehrend. „Ich werde alles erzählen.“
Adengard erwiderte Aleps entwaffnendes Lächeln. „Da bist du ja endlich. Wir treten hier auf der Stelle. Der Erwählte, ich meine Kwin, wollte solange mit der Anfertigung seiner Arbeit warten, bis du ankommst. Er braucht ...“
Rendon fiel dem Zwerg ins Wort. Der Prinz trat vor und bedachte Alep mit einem eisigen Blick. „Kwin sagt, du bist derjenige, der den Auserwählten beschützen soll?“ Rendon schmatze mit den Lippen. „Du sollst wissen, dass ich nichts davon halte.“
„Still, Rendon“, ertönte die Stimme N’Guchas hinter seinem Rücken. Yanea und zwei unbekannte Frauen folgten der Kriegerin.
Alep begrüßte die Prinzessin, die stolz neben ihrer Beschützerin stand, mit einer Verbeugung. Dann sah er Rendon wieder an. Die Ablehnung stand dem jungen Prinzen deutlich ins Gesicht geschrieben und Alep fragte sich, was während seiner Abwesenheit geschehen war, dass Rendon ihn so heftig zurückwies. Alep schaute N’Gucha fragend an. Doch die Kriegerin schüttelte nur leicht den Kopf, nahm ihn am Arm und führte ihn herum. Zuerst stellte sie Alep die beiden Dienerinnen Yaneas vor, Semira und Danea. Dann führte sie ihn durch das Haus. Als die beiden zurückkehrten, war es warm geworden in der kleinen Küche, die förmlich überquoll vor Leibern. Inzwischen waren auch Kwin, Lisett und Ledus eingetroffen und den anderen vorgestellt worden. N’Gucha ließ einen großen Tisch in der Empfangshalle aufstellen und Konk bereitete gemeinsam mit den Dienerinnen Semira und Danea Frühstück für alle. Alep, der gerade gegessen hatte, verzichtete, aber N’Gucha und natürlich Wigget sahen einem zweiten Gang freudig entgegen. Kwin beugte sich zu Lisett hinab und flüsterte ihr etwas zu. Erst als die Artistin zustimmend nickte, gab er Alep mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er ihm folgen sollte.
Die Freunde verließen unbemerkt das Haus und schlugen den Weg hinab zum Hafen ein. Alep betrachtete seinen Freund. Kwin erschien ihm verändert. Der letzte Rest der Jungenhaftigkeit war aus dem stets fröhlichen Gesicht des Tischlers verschwunden und hatte einer Ernsthaftigkeit Platz gemacht, die Alep an ihm nicht für möglich gehalten hätte und Alep fragte sich, ob ähnliche Veränderungen auch in seinem Gesicht zu finden waren.
Alep fielen aber noch weitere Veränderungen an seinem Freund auf. Kwins ohnehin stark ausgeprägte Zielstrebigkeit hatte einer unbeirrbaren Haltung Platz gemacht, die an Verbissenheit grenzte. Ein harter Zug hatte sich um seine Mundwinkel eingegraben. Erst jetzt, da sie allein waren, entspannte Kwin sich ein wenig. Was war mit seinem Freund geschehen und wichtiger noch, weshalb hatte das Wiedersehen mit Lisett ihn nicht wie früher in eine Hochstimmung versetzt?
„Ich fühle mich betrogen“, begann Kwin unvermittelt. „Damals, als wir Bitterquell verlassen mussten, wollte ich nichts weiter, als dich begleiten, nun aber lastet die Verantwortung auf mir. Die Verantwortung für die Gefährten und ihr Wohlergehen und die Pflicht, die Weissagung zu erfüllen.“
Kwin warf Alep einen Blick zu. „Weshalb hast du mich überredet, dich zu begleiten?“
„Was bedrückt dich?“, fragte Alep.
Kwin blieb unvermittelt stehen und betrachtete nachdenklich seine Stiefel. „Die Veränderung! Ich bin nicht geeignet, eine Gruppe anzuführen, besonders dann nicht, wenn sie aus Sonderlingen wie Prinz Rendon, Außenseitern wie Prak und Einzelgängern wie Taukon besteht. Ich bin selbst ein Einzelgänger und plötzlich muss ich Befehle
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