Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Königsschwur losgesagt.“
Oberst Nika begegnete Taukons prüfendem Blick und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, weiterzusprechen.
„Ich sehe nur eine Möglichkeit“, nahm Taukon den Faden wieder auf. „Eine kleine Gruppe, die sich aus Freiwilligen der Veteranen und einigen von uns zusammensetzt, hat die beste Aussicht, einen erfolgreichen Angriff durchzuführen. Ich stütze mich dabei auf zwei Annahmen. Erstens: Pretorius wird uns innerhalb kürzester Zeit hier entdecken und Lindenbrunn angreifen lassen. Finden die Angreifer die Verteidigungswälle leer, werden sie die Stadt niederbrennen, deshalb dürfen wir die Stadt nicht schutzlos zurücklassen.“
Tallis Lomen nickte zustimmend.
„Zweitens“, fuhr der Heetländer fort, „bewegt sich eine kleine Gruppe ausgesuchter Streiter rasch, sicher und unauffällig. Unser Vorteil liegt in geringer Größe und Schnelligkeit, denn Pretorius wird, wenn überhaupt, einen massiven Angriff von uns erwarten.“
„Das ist alles gut und schön, mein Junge“, sagte Nika, „aber was soll das Ziel dieses Angriffs sein, Du kannst nicht glauben, dem Palast auch nur nahezukommen, ohne aufgehalten zu werden. Du schaffst es noch nicht einmal unbemerkt, vom Hafen aus das Händlerviertel zu erreichen.“
„Da weiß ich Rat“, meldete sich Prak. „Es gibt unweit des Hafens eine kleine Bucht, groß genug für ein Boot. Von dort erlangt man Zutritt zur Stadt durch einen unterirdisch verlaufenden Gang, den die diebischen Händler für eine schnelle Flucht vor dem Gesetz angelegt haben.“
„Wie kommt ein Troll der Berge zu solch einem Wissen?“, fragte Rendon verblüfft.
„Wir wissen viel, Prinz“, Prak grinste breit. „Mehr als Euch lieb ist.“
Alep nickte. „Das wäre eine Möglichkeit.“
„Ich warne Euch, Tiefländer, der Gang ist gerade so breit, dass einer darin stehen kann. Wir müssen hintereinander hindurch.“
„Dann dürfen wir während der Annäherung von niemandem gesehen werden, sonst metzelt man uns am Ende des Ganges einfach nacheinander nieder.“
Tallis Lomen meldete sich: „Ich bin sicher, die Bürger Lindenbrunns würden unter kundiger Führung Seite an Seite mit den Soldaten der Prinzessin ihre Stadt verteidigen, aber nur, wenn der größte Teil der Soldaten hier in Lindenbrunn bleibt. Wenn nicht, werde ich die Stadt aufgeben und nach Süden in die Stadt Dunkelfels ziehen.“
Alep nickte. „Der Vorschlag von Taukon scheint mir bislang der beste zu sein und ich stimme dafür. Ist jemand dagegen?“
„Ja, ich.“ Hauptmann Ratibor erhob sich und stand ein wenig krumm vor den Gefährten. Die Verletzung, die Havlock ihm zugefügt hatte, schmerzte noch an manchen Tagen. Alep hatte kein Mitleid.
„Ich bin gegen diesen Plan, weil ich neben Oberst Nika die einzige Wahl für die Verteidigung der Stadt bin. Aber mein Platz ist nicht hier. Ich werde nach Hornburg gehen und Halder von Locksberg töten. Ob ich nun Eure Erlaubnis erhalte oder nicht. Mein Platz ist dort, nicht hier!“
„Persönliche Rachegelüste stehen hinter der Sicherheit und dem Gelingen unseres Vorhabens zurück, Hauptmann“, sagte Prinzessin Yanea. „Setz dich hin und warte ab, was wir beschließen werden.“
„Ein Dutzend von uns werden nach Hornburg segeln“, erklärte Alep daraufhin. „Oberst Nika, wie viel Freiwillige wirst du unter deinen Soldaten finden, die bereit sind, ihre Heimat anzugreifen und damit alles aufzugeben, wofür sie jahrelang gekämpft und geglaubt haben?“
Nika bewegte unschlüssig den Kopf von einer Seite zur anderen. „Schwierig! Vier, vielleicht fünf, sicher nicht mehr als sechs.“
„Gut. Such deine fünf Freiwilligen zusammen. Ratibor wird sie anführen.“
Seid Ihr von Sinnen? Ratibor hasst Euch. Ihr könnt ihm nicht trauen, erklärte Wigget sogleich.
Richtig! Aber Havlok hasst er noch viel mehr. Er wird tun, was ich sage.
„Oberst Nika“, sagte Yanea, „ich beauftrage dich mit der Verteidigung von Lindenbrunn.“
„Es ist mir eine Ehre, Hoheit.“
Alep sah sich um. „Taukon. Prak. Ich möchte, dass ihr mich nach Hornburg begleitet.“
Prak nickte mit ernster Miene.
„Ihr könnt auf mich zählen, Elders“, sagte Taukon schlicht.
„Damit wären wir neun. Wer will ...?“
„Ich!“, unterbrach Kwin.
„Und ich“, sagte N’Gucha.
„Einer noch“, rief Rendon.
„Es steht wohl außer Frage, dass ein Platz mir gehört“, sagte Wigget. „Wisst Ihr, Magier, ich hätte schon ein wenig mehr Einsatz von Euch
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