Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
für meine Person erwartet. Da begleitet man Euch den ganzen langen Weg durch alle Gefahren hindurch und über jedes Hindernis hinweg und Ihr tut so, als sei man gar nicht anwesend.“
Wiggets aufgebrachte Rede brachte alle Anwesenden zum Lächeln.
Es tut mir leid.
Das ist wohl auch das mindeste.
„Dann ist das Dutzend voll“, verkündete Alep. „Alle übrigen werden hier in Lindenbrunn bleiben.“ Er schob seinen Stuhl zurück und ging hinaus.
„Nun, Magier? Seid Ihr zufrieden mit Eurer Wahl?“, fragte Wigget.
„Kann ich das denn?“ Alep stapfte den Weg zum Hafen hinunter. Die Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben. „Nein,“ beantwortete er seine Frage selbst. „Von denen, die mich begleiten, werden nicht alle wieder zurückkommen.“
„Ihr müsst nicht denken, dass Ihr der Einzige seid, der um die Gefahr weiß, in die wir uns alle begeben. Jeder, der uns begleitet, hat eine ziemlich genaue Vorstellung davon, worauf er sich einlässt. Ich sorge mich um ganz andere Dinge. Zuerst einmal seid Ihr der einzige, der in der Lage ist, die Magie zu beherrschen. Alle magischen Aufgaben werdet Ihr allein erledigen müssen. Und nun, da Ihr meine letzte Schuppe hingegeben habt, bleibt Euch nur noch die dunkle Klinge.“
Das war auch Aleps größte Sorge und zugleich ein Problem, das er in den letzten Tagen beständig beiseite geschoben hatte. Doch jetzt hatte Wigget diesen Stein losgetreten und Alep musste sich wohl oder übel damit beschäftigen.
„Hört mir zu, Magier! Magier? Hört Ihr mir zu? Gut! Noch ein bisschen Übung mit der Klinge und sie wird Euch ähnlich gute Dienste leisten wie die Schuppen zuvor.“
„Immer fehlt ein Stück, oder?“, erwiderte Alep ergeben. „Wir werden niemals bereit sein. Es wird Zeit, dass wir nach Hornburg aufbrechen, bevor ich allen Mut verliere.“
N'Gucha kam auf ihn zu. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie sagte: „Es gibt noch die eine oder andre Sache, die der Klärung bedarf. Komm, Magier. Alle warten auf dich und den Drachen.“ Sie drehte sich um und spazierte schweigend neben ihm zurück ins Dorf. Für einen kurzen Moment lang glaubte Alep, dass die Kriegerin ihm noch etwas mitteilen wollte. Er hörte sie einatmen, aber der Moment ging vorüber und was immer N’Gucha ihm hatte sagen wollen, blieb ungesagt. Alep betrat das Haus. Nikas Veteranen warteten schon.
Alep ließ sich auf einem Stuhl neben N’Gucha nieder und sah sich um. In den Gesichtern ringsum erkannte er neben grimmiger Entschlossenheit auch Unsicherheit. Die einen waren hier, um ihre Aufgabe zu erfüllen, dazu zählte er sich selbst und Kwin. Wigget war dabei, weil er Alep ein Versprechen gegeben hatte. Prak war hier, um seinem Volk die Anerkennung zu verschaffen, die ihm in seinen Augen gebührte. Welche Beweggründe Taukon hatte, war Alep nach wie vor ein Rätsel, aber er schätzte die ruhige Gelassenheit des Ritters aus Heetland. Die fünf Veteranen hatten sich dem Ziel verschrieben, den Thron für ihre Prinzessin zurück zu erobern. Ratibor erweckte den Anschein, als verfolgte er das gleiche Ziel wie seine Gardisten, aber Alep wusste, es ging ihm um Rache und er vertraute ihm nicht.
Zuletzt sah er N’Gucha an, die seinen prüfenden Blick erwiderte. Aus welchem Grund sie sich bereit erklärt hatte, die Angreifer zu begleiten, konnte er nicht genau sagen, aber er hoffte, dass sie es getan hatte, um bei ihm zu sein.
Das waren sie also. Er würde sich bei dem Angriff auf den Palast auf seine Gefährten verlassen müssen, allen voran Wigget, Kwin und N’Gucha.
„Es gilt, Antworten zu finden, wie der Angriff auf Hornburg durchgeführt werden soll“, begann Alep. „Nika sagte, wir bekommen es mit den Gardisten des Königs, den Handlangern Pretorius, nämlich Havlock und Sata Resch und nicht zuletzt den Freigeistern des Meistermagiers zu tun. Irgendwelche Vorschläge?“
Taukon nickte zustimmend. „Wir werden uns aufteilen müssen.“
„Und eine kleine Gruppe muss das Palastportal bewachen, wenn wir erst einmal eingedrungen sind“, bemerkte N’Gucha.
„Wie viele Gardisten befinden sich normalerweise im Palast?“, fragte Alep den Hauptmann der Garde.
„Etwa ein Dutzend. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass Pretorius ihre Zahl inzwischen verdoppelt hat.“
Alep senkte den Blick und dachte nach. Zuerst einmal mussten sie ungesehen in den Palast gelangen. Dort war es erforderlich, einige Bogenschützen hinter den Fenstern zu postieren, um den Gardisten den
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