Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
ihm. Er erreichte schließlich die Säulenhalle und sah entsetzt, wie Prak zusammenbrach und reglos liegenblieb. Nicht weit davon entfernt kämpfte N’Gucha gegen den Waffenmeister. Zur Rechten stand Taukon allein gegen acht Gardisten des Königs. Kwin überlegte nicht lange, legte zornesrot einen Pfeil auf die Sehne und tötete den Gardisten, der Taukon am nächsten stand.
Mit vereinten Kräften streckten sie die königstreuen Soldaten nieder, bis nur noch drei von ihnen standen. Der erste warf sein Schwert weg und rannte, um Schonung bittend davon. Seine Kameraden folgten ihm augenblicklich. Taukon ließ sie laufen. Mit einem schnellen Seitenblick bedankte er sich bei Kwin, dann rief er durch die Halle: „Resch, du Bastard, stell dich mir zum Kampf“, und rannte los. Doch er kam zu spät.
Der Waffenmeister stieß gerade sein Schwert in die Brust der Bewahrerin. Die Klinge traf auf eine Rippe, die unter der Kraft des Stoßes krachend zerbrach. Die Schwertspitze schabte mit einem knirschenden Geräusch am Knochen entlang und riss eine tiefe, heftig blutenden Wunde. N’Gucha ging zu Boden. Sata Resch gab ihr einen heftigen Tritt, bevor er sich Taukon zuwandte.
Taukon Dex
„Du willst gegen mich kämpfen?“, fragte Sata Resch.
Taukon hob den Schild, den er am linken Arm trug, und präsentierte sein Wappentier, den Falken. Erst jetzt bemerkte Taukon, dass der Waffenmeister aus mehreren leichten Wunden blutete. Gut gemacht, N’Gucha, dachte er anerkennend.
„Ich werde dich töten, Sata, es sei denn, du legst dein Schwert aus der Hand und folgst mir nach Heetland, wo du deine gerechte Strafe erhalten wirst.“
„Du?“, fragte Sata Resch ungläubig. „Weshalb? Hat dein König dich geschickt? Bist du beauftragt, den Frieden zwischen Heetland und Burnyk einzuleiten? Ich hätte es mir denken können. Sag mir, wie das gelingen soll? Wir sind eine Kriegerrasse! Wir leben für den Krieg! Deshalb darf es keinen Frieden geben. Ich weiß das und jeder aufrechte Heetländer auch. Ich habe mein Land verlassen und mein Schwert in die Dienste eines fremden Königs gestellt, um den Krieg neu zu beleben.“
„Deine Zeit ist vorbei“, erwiderte Taukon Dex. „Du bist alt, Resch. Die Werte, die du verteidigst, sind längst aufgegeben. Mein König will Frieden mit Burnyk, sein Sohn Rendon, der ihm auf den Thron nachfolgen wird ebenfalls. Die junge Prinzessin Yanea will Frieden mit Heetland. Du bist der letzte der Abtrünnigen, der dem Frieden noch im Weg steht. Deshalb bin ich hier. Ich werde dafür sorgen, dass es Frieden geben wird.“
„Indem du mich tötest?“
„Ja!“
Sata Resch bewegte sich langsam auf Taukon Dex zu. Sobald der Waffenmeister von N’Gucha weggetreten war, eilte Kwin zu ihr und untersuchte sie. Die Rippe der Bewahrerin lag bloß. Kwin riss sich das Hemd herunter, knüllte es zu einem Knäuel zusammen und drückte es fest gegen die Wunde, in der Hoffnung, die Blutung wenigstens etwas zu stillen.
Kwin sah kurz auf. Die beiden Ritter umkreisten einander immer noch. Er erhob sich und ging zu Prak. Um den Mund des toten Trolls hatte sich sein Siegerlächeln eingegraben. Kwin konnte nichts für ihn tun. Tränen rannen ihm übers Gesicht.
„Ich verspreche, ich werde an deiner statt deinem Volk die Kunde von deinen mutigen Taten bringen“, flüsterte Kwin. „Du hast dir höchsten Ruhm erworben und ehrenvoll gekämpft. Jetzt ruh dich aus, mein Freund.“ Kwin lehnte sich an eine Säule und sah zu den Kämpfenden hinüber.
Taukon Dex hatte seine Kampfposition bezogen. Schwert und Schild erhoben lauerte er auf eine Möglichkeit zum Angriff. Taukon Dex war für Kwin kaum wiederzuerkennen. Die angenehmen Züge im kühlen Gesicht des Ritters waren einer Maske höchster Anspannung gewichen.
„Wer hat dich ausgewählt?“, fragte der Waffenmeister. „War es dein König Mall?“
„Das weißt du genau! Ich habe den Falkenschild im Kampf gegen alle anderen Ritter errungen. Ich bin der Beste.“
„Wie viel Dummheit passt in einen jungen Schädel, wie du ihn auf den Schultern trägst? Hast du dich nie gefragt, ob der Ausgang des Turniers, Ritter gegen Ritter, bis nur zwei übrigbleiben, die um den Falkenschild kämpfen, von Anfang an festgelegt ist?“
„Nein! Ich bin der Beste.“
„Ah, die Ehre der Ritter von Heetland“, höhnte Sata Resch. „Doch davon wird nichts übrigbleiben, solltest du mich besiegen. Die Ritter werden in Friedenszeiten keinen Platz mehr haben, müssen als Bauern und
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