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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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umdrehen!“
    Noch ehe der erste Gardist die Lage überprüfen konnte, waren zwei seiner Kameraden unter den Streichen des Ritters gefallen. Nun aber sah Taukon sich einer vielfachen Übermacht gegenüber. Bedrohlich näherten die Gardisten sich mit kampfbereiten Waffen und Schilden. Da sank der erste von ihnen röchelnd zusammen. Ein Pfeil ragte aus seinem Ohr. Taukon sah in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war, und erkannte Kwin, der allein dort stand. Wo aber war Alep?
     
    Alep und Kwin
    Die beiden Freunde hatten die letzte Biegung vor den Gemächern des Meistermagiers erreicht. Abrupt blieb Alep stehen und legte Kwin seine Hand auf die Schulter. „Von hier aus gehe ich allein weiter.“
    Doch Kwin schüttelte unbeirrbar den Kopf. „Du wirst Hilfe brauchen, wenn er nicht allein ist.“
    „Er ist allein. Und er erwartet mich. Ich kann es spüren. Er ist nur an mir interessiert. Geh und hilf den anderen. Hier kannst du nichts tun.“
    Kwin nickte widerstrebend.
    „Wünsch mir Glück.“
    Kwin packte Alep bei den Schultern und sah ihm tief in die Augen. „Du bist mein bester Freund. Ich liebe dich wie einen Bruder. Komm zurück.“
    „Wenn ich kann.“
    „Und was ist mit mir?“, fragte Wigget. „Wer liebt mich und wünscht meine Rückkehr wie ein Bruder?“
    Die beiden Freunde sahen den kleinen Drachen überrascht an. Dann sagte Alep: „Ich wünsche es.“
    Alep bog um die Ecke und machte sich auf, das letzte Stück des Weges hinter sich zu bringen. Er erreichte die Tür zu Pretorius’ Studierzimmer und sah, dass sie weit geöffnet war. Es überraschte ihn nicht. Dann ertönte die verhasste Stimme von drinnen. „Nur herein! Du hast eine Verabredung mit dem Tod.“
    „Oder du!“, knurrte Wigget leise. Alep sah ihn verblüfft an. „Du? Kein ‘Ihr’?“
    Wigget zeigte grinsend seine dolchartigen Zähne. „Manchmal vergesse ich mein gutes Benehmen. Heute ist einer dieser Tage.“
    „Bereit?“, fragte Alep.
    „Bereit!“, erwiderte Wigget. Die Augen des Drachen funkelten.
    Alep trat über die Schwelle. Die Tür bewegte sich, kaum, dass er den Raum betreten hatte und schloss sich langsam aber unwiderruflich hinter ihm. Doch bevor sie ganz ins Schloss fiel, wischte Twist zur Überraschung von Alep durch den Türspalt und stellte sich wie selbstverständlich neben ihm und Wigget auf.
    Von draußen hämmerte Kwin gegen die Tür. Dann vernahm er die flehende Stimme des Freundes. „Twist! Twist!“, und Alep musste krampfhaft schlucken. Es war zu spät. Alep hatte keine Möglichkeit mehr, die Tür zu öffnen.
     
    Kwin
    Als Alep über die Schwelle trat, zog Kwin sich zurück. „Komm, Twist, suchen wir ...“ Aber der Wolfshund war schon unterwegs. Mit einem Satz sprang er auf und fegte den Gang entlang zur Tür. Kwin rannte hinterher, doch er war bei weitem nicht schnell genug. Er sah Twist durch die Tür schlüpfen, bevor sie zufiel.
    Kwin erreichte die Tür und suchte verzweifelt nach Klinke oder Riegel. Er fand nichts und schlug dagegen. „Twist! Twist!“, rief er verzweifelt. Sein Blick irrte über glattes Holz. Doch so leicht gab er sich nicht geschlagen. Er kramte in seinem Beutel, nahm eine Eichel aus diesem und aus einem anderen etwas Erde, nahm beides in eine Hand und drückte es gegen die Tür. Er sang die fehlenden Takte des Liedes und spürte, wie sich Leben regte. Die Eichel brach auf, bohrte erste Triebe ins Holz der Tür, schlug Wurzeln, die sich in vorhandene Vertiefungen bohrten. Kwin zog seine Hand zurück. Ein Sämling wuchs aus der Tür. Mit wildem Blick verfolgte er, wie der Schössling heranwuchs und erstarrte erschrocken, als er plötzlich verdorrte. Die Wurzeln schrumpften zusammen, der Sämling starb und fiel zu Boden. Kwin betrachtete die Tür. Sie stand unversehrt und unüberwindlich vor ihm und trennte ihn von seinen Freunden.
    Er versuchte es ein weiteres Mal. Doch auch dieser Sämling verdorrte, ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Kwin heulte in ohnmächtiger Wut. Er zog seinen Dolch und rammte ihn in die Fuge zwischen Holz und Mauerwerk. Er drückte gegen das Heft, versuchte, die Verbindung zwischen Holz und Stein zu lockern, aber die Tür hielt. Er steigerte seine Anstrengungen bis die Dolchklinge schließlich zerbrach. Er trat und hämmerte gegen die Tür, bis er zuletzt einsehen musste, dass er hier nichts mehr ausrichten konnte. Doch heiß brannte der Hass in der stolzen Tischlerseele und trieb ihn den Weg zurück.
    Bald hörte Kwin Kampflärm und folgte

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